1,1 Millionen mehr Aktienbesitzer
Die Zahl der Halter von Aktien und Aktienfondsanteilen hat sich in Deutschland im zurück-liegenden Jahr deutlich um 1,1 Millionen erhöht. Das geht aus der jüngsten Erhebung des Deutschen Aktieninstituts (DAI) hervor. Mit nun etwas mehr als 10 Millionen Bürgern hat der Aktienbesitz den höchsten Stand seit zehn Jahren und damit der Finanzkrise erreicht.ck Frankfurt – Nach einer langen Phase der Stagnation sind Dividendentitel bei den deutschen Anlegern im zurückliegenden Jahr wieder auf einen deutlich stärkeren Zuspruch gestoßen. Laut der jüngsten Erhebung des Deutschen Aktieninstituts (DAI) hat sich die Zahl der Deutschen, die Aktien oder Aktienfondsanteile halten, im Vergleich zum Jahr 2016 um 12,1 % bzw. nahezu 1,1 Millionen auf etwas mehr als 10 Millionen erhöht. Durch den stärksten Zuwachs seit fünf Jahren hat der Aktienbesitz außerdem den höchsten Stand seit der Finanzkrise bzw. ein Zehnjahreshoch erreicht. Anteil von 15,7 ProzentNach Angaben des DAI lag der Anteil der Aktionäre an der Bevölkerung über 14 Jahre bei 15,7 %. Die Struktur des Aktienbesitzes habe sich dabei nur geringfügig verändert. Knapp 5 Millionen Deutsche waren direkt in Aktien investiert, was einem Anteil an der Bevölkerung von 7,7 % entspricht. Überproportional gestiegen ist die Zahl der Aktienfondshalter, die sich um 13,2 % erhöht und mit fast 7,2 Millionen Menschen einen Anteil an der Bevölkerung von 11,2 % erreicht. Den deutlichsten Anstieg verzeichnete die Gruppe, die sowohl Aktien als auch Fonds hielt. Hier kam es zu einem Zuwachs um 17 % auf rund 2 Millionen Personen. Auch unter den Direktaktionären hat es kaum nennenswerte Verschiebungen gegeben. 1,2 Millionen waren Belegschaftsaktionäre, 3,7 Millionen ausschließlich Aktien anderer Unternehmen. Bemerkenswert ist die Entwicklung bei den Haltern von Aktien- und Mischfonds. Sie stieg um 836 000 Menschen, der höchste Zuwachs seit dem Jahr 2001. Auch die demografische Struktur der deutschen Aktienbesitzer erwies sich nach Angaben des DAI als stabil. “Überproportional viele Aktionäre und Aktienfondsbesitzer haben ein relativ hohes Bildungsniveau, ein überdurchschnittliches Haushaltseinkommen, leben im Westen der Bundesrepublik und sind über 50 Jahre alt.” Den höchsten Aktienbesitz weisen die Altersgruppen von 40 bis 49 und von 50 bis 59 Jahren mit 19,2 und 20,8 % der jeweiligen Bevölkerungsgruppe auf. Dahinter folgen die über 60-Jährigen mit 16,3 %. Nach wie vor sehr niedrig ist mit 10,5 % der Anteil der Aktienbesitzer bei den Jüngeren, der Altersgruppe von 14 bis 39 Jahren. Das West-Ost-Gefälle hat sich 2017 wieder ausgeweitet. Während die Zahl der Aktionäre in den westlichen Bundesländern um 12,9 % stieg, erhöhte sie sich im Osten mit 7,8 % deutlich weniger stark. Im Ergebnis lag der Anteil der Aktienbesitzer im Westen bei 16,9 % und im Osten bei 11,2 %.Das DAI spricht bezüglich des deutlich gestiegenen Aktienbesitzes von einer erfreulichen Entwicklung. Entwarnung für die Aktienkultur bedeute dies jedoch nicht. So sei das Niveau im Vergleich zu anderen Industrienationen nach wie vor viel zu niedrig. Ferner hätten die sehr gute Kursentwicklung und die extrem niedrigen Zinsen sicherlich zu dem wachsenden Anlegerinteresse beigetragen. Es sei daher zu früh, um zu beurteilen, ob der positive Trend auch bei einem Umfeld steigender Zinsen anhalte. Die Anleger hätten sich in der Vergangenheit häufig prozyklisch verhalten, indem sie der Kursentwicklung nachgelaufen seien und sich bei fallenden Kursen wieder von ihren Anlagen getrennt hätten. Dieser Effekt scheine zwar seit der letzten Finanzkrise schwächer geworden zu sein. Dennoch stehe der Lackmustest einer längeren Phase fallender Kurse oder steigender Zinsen noch aus. Zudem habe der Aktienbesitz zwar über fast alle Bevölkerungsschichten zugelegt, doch lange nicht im gleichen Maße.Das DAI sieht daher die Politik gefordert. Zum einen müssten die Rahmenbedingungen für die Aktienanlage so gestaltet werden, dass es attraktiv sei, in Aktien anzulegen. Zum anderen müsse nach Wegen gesucht werden, breitere Anlegerkreise zu erreichen. Konkret fordert das Institut Anreize für private und betriebliche Altersvorsorge. Der nun vorliegende Koalitionsvertrag enttäusche diesbezüglich auf ganzer Linie. Geld für die Altersvorsorge müsse endlich in Instrumente fließen, die ausreichend Rendite erwirtschaften. Die steuerliche Diskriminierung der Aktienanlage müsse endlich beseitigt werden. Ferner fordert das DAI eine Überprüfung der Regelungen zur Wertpapierberatung. Die Mehrheit der Anleger wolle Anlageentscheidungen nicht ohne Beratung durch eine Bank treffen. “Wir beobachten daher mit Sorge, dass Banken immer mehr Mühe haben, die wachsenden regulatorischen Anforderungen an die Kundenberatung mit vertretbarem Aufwand umzusetzen.” Die Folge sei eine Einschränkung des Beratungsangebots.