20 Jahre SDax zeigen, dass Nebenwerte lohnen
Von Werner Rüppel, FrankfurtVor 20 Jahren, exakt am 21. Juni 1999, hat die Deutsche Börse den SDax eingeführt. Und die Performance des unterhalb von Dax und MDax angesiedelten Small-Cap-Index kann sich sehen lassen. So hat der kleine Bruder des Dax, in den wie in die gesamte Dax-Familie auch Dividenden als Werttreiber mit einfließen, seitdem ein Plus von 289 % erzielt. Der Dax kommt nur auf einen Wertzuwachs von rund 128 %. Wer also 10 000 Euro im Juni 1999 im SDax angelegt hat, besitzt heute 38 900 Euro, wer sich für den Dax entschieden hat, nur 22 800 Euro (jeweils ohne Gebühren berechnet). Entsprechend beträgt die Performance des SDax zu seinem 20. Geburtstag satte 7 % pro Jahr, während der Dax nur auf 4,2 % kommt. Von 2,40 auf 169 Euro je AktieGestartet ist der SDax 1999 mit 100 Nebenwerten. Von diesen ist die Deutsche Beteiligungs AG das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Zu Beginn mit dabei war auch die Sartorius-Aktie, deren Kurs damals bei Berücksichtigung von Aktiensplits 2,40 Euro betrug. Inzwischen haben sich Sartorius-Stämme auf 169 Euro versiebzigfacht. Da sage mal noch einer, man könne mit Aktien oder mit Nebenwerten nicht reich werden. Solche Reichmacher-Titel sind zwar nicht die Regel, doch gibt es gerade bei den Small Caps einige Titel, die über die Jahre mit hohen Wertsteigerungen glänzen.Im Zuge einer Indexneugestaltung durch die Deutsche Börse wurde die Zahl der Werte im SDax dann 2003 auf 50 Titel reduziert. In den Jahren danach schlug sich das Nebenwertesegment prächtig, überholte den Dax, bis dann die Bankenkrise zu einer scharfen Korrektur auch in Aktien der zweiten Reihe führte.Wie auch der großen Bruder MDax, der noch stärker als der SDax zulegen konnte, hat das Geburtstagskind in den vergangenen zehn Jahren deutlich an Wert gewonnen. Am 15. Februar 2017 kletterte er über die Marke von 10 000 Punkten und erreichte am 13. Juni 2018 mit 12 736,5 Zählern seinen bisherigen Höchststand.Im Herbst 2018 wurde erneut an der Dax-Familie herumgeschraubt. Seitdem werden auch Tech-Werte in Dax, MDax und SDax aufgenommen, die zuvor dem TecDax vorbehalten waren. Gleichzeitig wurde per 24. September der Small-Cap-Index auf 70 Titel vergrößert. Seitdem sind auch Werte wie Xing, Isra Vision, Cancom oder RIB Software im SDax vertreten.Betrachtet man ausgehend von der aktuellen Zusammensetzung des Kleinstwerteindex die Performance der vergangenen zehn Jahre, so fallen extrem hohe Gewinne bei Einzeltitel wie auch massive Verluste auf. So verloren Steinhoff International 98 %, Heidelberger Druckmaschinen 96 %, Nordex und SGL Carbon 95 % und Ceconomy 73 % an Wert. Dafür legten Compugroup gigantische 8 090 %, Rational 1 633 %, Cancom 1 320 %, Grenke 1 318 %, Xing 1 307 % und Hypoport 1 268 % zu. Von daher hat Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe vollkommen recht, wenn er sagt: “Bei Nebenwerten kommen eher unternehmensspezifische Faktoren in der Kursentwicklung zum Tragen.” Schlienkamp rät bei entsprechender Diversifizierung zu Einzelanlagen. Dazu hält er es für unabdingbar, die Entwicklung der Unternehmen genau im Blick zu behalten.Doch warum haben SDax und MDax langfristig die im Dax vertretenen Blue Chips so deutlich geschlagen? Dass bei Aktien Klein Groß schlägt, bestätigen zahlreiche Untersuchungen. Nebenwerte werden im Allgemeinen unterschätzt, und viele Investoren legen zunächst einmal nur in Blue Chips an. Der sogenannte Size-Effekt ist eines der stabilsten Phänomene am Kapitalmarkt.”In der zweiten Reihe finden sich Nischenanbieter mit hohen Markteintrittsbarrieren und ausgezeichneten Wettbewerbspositionen”, stellt die DWS einen Erfolgsfaktor der Small Caps heraus. Und Schlienkamp stellt fest: “Nebenwerte haben häufig einen großen Anteilseigner, der dafür sorgt, dass das Management die Interessen aller Aktionäre stärker berücksichtigt.” Denn gerade in der zweiten Reihe finden sich langfristig orientierte Familienunternehmen. Diese schaffen eher Value für die Shareholder als Unternehmen mit einem breit gestreuten Aktionariat, bei denen angestellte Manager mit ihren eigenen Interessen das Sagen haben. Small Caps berücksichtigenWenn Aktienanleger also ihre langfristige Performance verbessern wollen, so gibt es ein einfaches Rezept: Nicht allein auf Blue Chips wie die Dax-Titel setzen, sondern auch in Nebenwerte investieren. Dies kann zum einen passiv, zum Beispiel über ETFs auf den SDax (hier gibt es ein Produkt von Comstage) und/oder auf den MDax (hier sind inzwischen zahlreiche Produkte erhältlich) geschehen. Hinzu kommen ETFs auf besonders marktbreite Aktienindizes. Zum anderen gibt es einige über Jahre erfolgreiche aktive Fondsmanager, denen es wie Trüffelschweinen gelingt, aussichtsreiche Nebenwerte herauszufiltern. So haben zum Beispiel Nebenwertefonds wie der UniDeutschland, der Lupus alpha Smaller German Champs, der DWS German Small/Mid Cap, der DWS Concept Platow oder der Mainfirst German Fund A langfristig eine überdurchschnittlich hohe Performance erzielt.20 Jahre SDax zeigen, dass Nebenwerte sich lohnen. Herzlichen Glückwunsch!