30 Jahre Dax: Home sweet home

Der deutsche Leitindex schlägt den MSCI World - Dax- und MDax-ETFs sind preisgünstig

30 Jahre Dax: Home sweet home

Der Dax feiert seinen 30. Geburtstag. Der deutsche Leitindex hat seit seinem Start markant zugelegt und damit auch den Weltaktienindex MSCI World geschlagen. Um in den Dax oder in den MDax zu investieren, bieten sich preisgünstige ETFs an.Von Werner Rüppel, FrankfurtAm 1. Juli ist es so weit. Dann feiert der Deutsche Aktienindex, kurz Dax, seinen 30. Geburtstag. Die Deutsche Börse hat dazu extra ein Gewinnspiel für Geburtstagskinder, die im laufenden Jahr 30 werden, aufgelegt: “2018 ist unser Jahr: feiern Sie Ihren 30. Geburtstag gemeinsam mit dem Dax.” 30 Plätze für 30-Jährige werden vergeben. Die Sieger können dann am 2. Juli ab 8 Uhr zusammen mit dem Geburtstagskind Dax auf dem Börsenparkett feiern.Und es gibt wahrlich Grund zu feiern. Denn der 30 Titel umfassende deutsche Leitindex, der den Index der Börsen-Zeitung fortsetzt und von der Börsen-Zeitung mitentwickelt wurde, ist nicht nur, wie die Deutsche Börse schreibt, “Gradmesser der deutschen Wirtschaft” und gilt als “einer der bedeutendsten Aktienindizes der Welt”. Der Dax hat sich über die Jahrzehnte als echter Reichmacher erwiesen. Oder wie Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors schreibt: “30 Jahre Performance made in Germany.” 9 Prozent Performance p.a.Bereits per 31. Dezember 1987 wurde der Dax auf 1 000 Punkte normiert. Gestartet ist er dann am 1. Juli 1988 mit 1 163,9 Zählern. Inzwischen liegt das führende deutsche Börsenbarometer bei rund 13 000 Punkten. Sprich der Dax hat sich binnen 30 Jahren in etwa verdreizehnfacht. Seine Performance beträgt damit knapp 9 % pro Jahr (p. a.). Dass sich die Aktienanlage in heimischen Standardwerten langfristig lohnt, zeigt auch das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts. So lagen in den vergangenen 50 Jahren die jährlichen Renditen für Anlagezeiträume von 20 Jahren in deutschen Aktien im Durchschnitt bei rund 9 %. Und auch im schlechtesten vom Renditedreieck erfassten 20-Jahres-Zeitraum lag die jährliche Rendite noch fast bei 6 %. Vor diesem Hintergrund fordert das Aktieninstitut vollkommen zu Recht, dass ein breit gestreutes Aktieninvestment ein fester Bestandteil der Geldanlage der Deutschen sein sollte.In den Dax zu investieren, ist übrigens denkbar einfach. Wie die Tabelle zeigt, steht dem Anleger dazu u. a. eine Vielzahl von börsennotierten Indexfonds mit extrem niedrigen laufenden Kosten von 8 bis 16 Basispunkten im Jahr zur Verfügung. Und über Sparpläne, die das Risiko eines Einstiegs zu einem wenig günstigen Zeitpunkt deutlich vermindern, kann kontinuierlich ein Vermögen in deutschen Aktien aufgebaut werden.Die Geschichte des Dax zeigt auch die kurz- und mittelfristigen Risiken der Aktienanlage auf. So haben Krisen zwischenzeitlich zu massiven Kurseinbrüchen geführt. Der Dax verlor etwa durch das Platzen der Dotcom-Blase in der Spitze um mehr als 70 % , von 8 000 Punkten im März 2000 bis auf 2 300 Zähler im März 2003. Und infolge der Bankenkrise büßte der Dax von Ende 2007 bis März 2009 mehr als 50 % ein. “Home Bias” lohnt sichAnleger, die sich nach heftigen Kurseinbrüchen aber nicht von der allgemeinen Ausverkaufsstimmung haben anstecken lassen und mutig investierten, konnten besonders hohe Kursgewinne erzielen. Und trotz der hohen Einbrüche hat der Dax die aufgezeigte positive Bilanz erzielt.Doch unterliegen Dax-Investoren nicht einer “Home Bias”? Ist es nicht lukrativer, am Aktienmarkt möglichst international und breit gestreut zu investieren?Über diesen Punkt lässt sich trefflich streiten. Zum einen sind die meisten der im Dax vertretenen Unternehmen international tätig und erfolgreich. SAP, BASF, Bayer, Adidas oder Fresenius haben zum Beispiel, neben den Autobauern, weltweit eine führende Stellung. Zum anderen gilt gerade vor dem Hintergrund der langfristigen Performance für deutsche Anleger: Home sweet home. Denn mit deutschen Aktien konnten langfristig besonders hohe Renditen erzielt werden. Insgesamt gibt es somit gute Gründe für die vielfach kritisierte “Home Bias”. Über gut 30 Jahre, von Ende 1987 bis Ende Mai 2018, hat der MSCI World (unter Einberechnung der Dividenden und in Euro) um den Faktor 10,9 zugelegt; daraus errechnet sich eine Rendite von 8,2 %. Der Performanceindex Dax, der Dividenden miteinbezieht, ist in diesem Zeitraum von 1 000 auf mehr als 12 600 Punkte angestiegen; die Rendite beträgt damit 8,7 % pro Jahr. Der Dax hat also über 30 Jahre den MSCI World deutlich geschlagen. Gleichwohl sich natürlich ein Investment in beiden Aktienindizes für den Anleger gelohnt hat.Ein wesentlicher Treiber für den langfristigen Erfolg von Aktien stellen Dividenden und ihre Wiederanlage dar. Dies zeigt auch ein Vergleich des Dax mit dem Dax-Kursindex, der keine Ausschüttungen enthält, auf. Ende Mai 2018 lag der Kursindex, der Ende 1987 ebenfalls auf 1 000 Zähler normiert wurde, bei 5 805 Punkten und damit weniger als halb so hoch wie der Dax. Erfolgreicher kleiner Bruder In den vergangenen Jahren wesentlich erfolgreicher als der Dax war allerdings sein kleiner Bruder, der 1996 ins Leben gerufene deutsche Mid-Cap-Index MDax. Auch er wurde per Ende 1987 auf 1 000 normiert. Inzwischen liegt er bei mehr als 26 000 Punkten. Aus Sicht von gut 30 Jahren errechnet sich eine Rendite von 11,4 % pro Jahr.Ob der MDax in den kommenden Monaten seine Outperformance gegenüber dem Dax wie zuletzt fortsetzen kann, ist allerdings fraglich. Schließlich ist er anhand von fundamentalen Kennziffern wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs zu Buchwert oder Dividendenrendite inzwischen doch um einiges höher als der Dax bewertet. Auf der anderen Seite sind gerade im Aufsteigerindex MDax zahlreiche gut positionierte Werte des deutschen Mittelstands enthalten. Insofern ist es durchaus wahrscheinlich, dass der MDax langfristig weiterhin besser als der Dax abschneidet.Auch am deutschen Aktienmarkt sind Investments in Small und Mid Caps über die Jahre besonders lukrativ. Vor diesem Hintergrund macht eine Beimischung von MDax- oder Mid-Cap-ETFs zu Dax-Indexfonds Sinn. Und auch die Nebenwerte-ETFs weisen meist keine allzu hohen laufenden Kosten auf (vgl. Tabelle).Sollten Investoren nun auf aktive Fonds gänzlich verzichten? Nein, das müssen sie nicht, doch gilt es hier genau hinzuschauen. Denn den meisten aktiven Fonds gelingt es auf Dauer eben nicht, langfristig den Dax zu schlagen. Und selbst bei Outperformern bleibt natürlich das Risiko, dass die aktiven Fondsmanager auch künftig überdurchschnittlich abschneiden.Bei den Standardwerten haben zum Beispiel in den vergangenen zehn Jahren der DWS Aktien Strategie Deutschland (DE0009769869) sowie der Concentra mit der ISIN DE0008475005 mit einer Performance von 10,7 % p. a. bzw. von 9,0 % p. a. Dax-ETFs deutlich geschlagen. Bei deutschen Nebenwerten überzeugt über zehn Jahre vor allem die Performance von drei Fonds: der UniDeutschland XS mit der ISIN DE0009750497 mit satten 15,7 % p. a. sowie der Lupus alpha Smaller Champs A (LU0129233093) und der DB Platinum Platow (LU1239760371) mit 13,6 % sowie 13,5 % p. a. Chance für FondsindustrieFür die Fondsindustrie und nicht zuletzt auch für Vermittler bieten der runde Dax-Geburtstag und das hervorragende Abschneiden des deutschen Leitindex über 30 Jahre vor allem eine Chance: Mehr Deutsche von der langfristigen Anlage in heimischen Aktien zu überzeugen. Etliche ausländische Investoren wissen, was der Dax bietet, und sind in ihm bereits breit investiert.