ABN Amro gelingt die Rückkehr an die Börse
sts Frankfurt – Während die Kapitalmärkte weiterhin auf eine Ausweitung der lockeren Geldpolitik in der Eurozone setzen, feierte mit ABN Amro zum Wochenschluss einer der prominentesten Problemfälle der Finanzkrise in Europa die Rückkehr an die Börse. Die Aktie der niederländischen Großbank beendete ihren ersten Handelstag bei 18,38 Euro und damit 3,4 % oberhalb des Zuteilungspreises von 17,75 Euro, womit die Bank laut Reuters-Daten mit 16,7 Mrd. Euro bewertet wird. Die Erstnotiz lag bei 18,18 Euro.Der niederländische Staat trennte sich im Rahmen des Börsengangs von 20 % seiner Anteile und erlöste damit rund 3 Mrd. Euro. Damit war dies laut Dealogic-Daten die drittgrößte Privatisierung eines Finanzunternehmens in Europa und 2015 das bisher drittgrößte IPO. Die frühere ABN Amro wurde 2007 in Transaktionen über 71 Mrd. Euro unter der Royal Bank of Scotland, der spanischen Santander und der mittlerweile nicht mehr existenten Fortis aufgeteilt. 2008 griff die niederländische Regierung ein, um das ABN-Geschäft im eigenen Land sowie Fortis zu retten. Der Steuerzahler musste dafür 24 Mrd. Euro aufbringen.Die Erstnotiz der ABN-Aktie erfolgte in einem freundlichen Umfeld, da viele Marktteilnehmer sich auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone im Dezember einstellen. Dies verhalf dem Dax am Freitag zu einem Kursplus von 0,3 % auf 11 120 Punkte, womit der deutsche Leitindex seit Anfang Oktober rund 15 % an Wert gewonnen hat. Zu seinem Allzeithoch von Anfang Juni fehlen dem Dax allerdings noch rund 1 000 Indexpunkte.Die Erwartung einer Ausweitung der ohnehin schon ultralockeren EZB-Geldpolitik wurde am Freitag von deren Präsidenten selbst geschürt. “Wir werden das tun, was wir machen müssen, um die Inflation so schnell wie möglich zu erhöhen”, sagte Mario Draghi bei einer Konferenz in Frankfurt. Der Euro fiel daraufhin bis auf 1,0646 Dollar, womit er nur noch rund 0,25 US-Cent von seinem am Montag erreichten Siebenmonatstief entfernt lag. Im späten europäischen Geschäft notierte die Gemeinschaftswährung 0,8 % tiefer bei 1,0649 Dollar. Der Bund-Future stieg bis auf 158,19 Punkte und näherte sich damit bis auf etwa 20 Ticks seinem Sechsmonatshoch vom Oktober. Volkswirte warnten jedoch auch vor zu hohen Erwartungen an Draghi. Dieser habe in seiner Rede – für ihn ungewohnt – die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) hervorgehoben, die zuletzt rund 1 % betrug und eine Lockerung nicht rechtfertigen dürfte.