Abschied von der Parität

Mit Morgan Stanley hebt eine weitere Bank ihre Prognose für den Euro-Kurs an

Abschied von der Parität

Die Parität von Euro und Dollar verliert Anhänger. Nun verabschiedet sich auch Morgan Stanley auf mittlere Sicht von einem Kurs von einem Dollar je Euro. Die Experten der US-Bank bescheinigen der Gemeinschaftswährung Überraschungspotenzial, obwohl sie grundsätzlich weiterhin positiv für den Dollar gestimmt bleiben.Von Stefan Schaaf, FrankfurtAls die Europäische Zentralbank (EZB) zu Jahresbeginn großvolumige Anleihekäufe zur Stabilisierung der Inflationserwartungen ankündigte, ging der Euro auf Talfahrt. Die Parität von Euro und Dollar war vor diesem Hintergrund eine ausgemachte Sache, doch bei einem Kurs von knapp unter 1,05 Dollar je Euro endete die Talfahrt. Das aktuelle Nivea von rund 1,1230 Dollar liegt rund 7 % höher – die Parität ist nicht in Sicht. Darauf reagieren nun auch Investmentbanken und heben ihre Prognosen für den Euro wieder an. Nachdem die DZ Bank diesen Schritt bereits gegangen ist, folgt nun Morgan Stanley mit dem Abschied von der Parität auf mittlere Sicht. Im neuesten Ausblick für die globalen Devisenmärkte passt sich Morgan Stanley mit einem Kurs von 1,15 Dollar nun dem aktuellen Marktgeschehen an, nachdem die Prognose für das Quartalsende vor kurzem noch auf 1,08 Dollar gelautet hatte.”Der Euro und der Yen können durch ihre relative Stärke überraschen”, heißt es in dem Ausblick. Grund für die höhere Euro-Prognose sei die Rolle des Euro als Finanzierungswährung (vgl. BZ vom 2. September). “Auf verschiedenen Wegen sollte sich der Euro verhalten wie der Yen in den vergangenen Jahren”, schreibt das von Hans Redeker geleitete Analystenteam. “In Zeiten einer gesunden Marktentwicklung ist der Euro eine attraktive Finanzierungswährung angesichts negativer Zinsen und hoher Liquidität. Die Zinsen werden wahrscheinlich für eine relativ lange Zeit niedrig bleiben, da das Wachstumspotenzial in Europa ziemlich gering ist.” Zu dieser Entwicklung werde noch beitragen, dass die Banken in der Eurozone sich verstärkt für ausländische Aktivitäten öffnen. Nur eine zeitweilige StärkeEine Rolle als Finanzierungswährung bedeute jedoch auch, dass diese in Phasen erhöhter Unsicherheit an den Märkten zu zeitweiliger Stärke neige wegen der Repatriierung der Mittel. Auf kurze Sicht könne dies eintreten, warnt Morgan Stanley. Derzeit sorgt unter anderem die Diskussion über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seit der Finanzkrise seitens der US-Notenbank Federal Reserve für hohe Nervosität. Mittelfristig rechnet die US-Bank jedoch mit einer Beruhigung der Märkte, weshalb dann der Euro auch wieder abwerten sollte. Im Sommer nächsten Jahres rechnet Morgan Stanley mit einem Euro-Kurs von 1,08 Dollar, während man bislang die Parität vorhersagte. Damit ist die Bank zuversichtlicher für den Euro als der Reuters-Konsens, der von einem Kurs von 1,05 Dollar ausgeht.Insgesamt bleibt Morgan Stanley allerdings für den Dollar positiv gestimmt. “Der Dollar-Bullenmarkt ist noch nicht abgeschlossen”, heißt es. “Die USA bleiben unserer Einschätzung nach auf mittlere Sicht ein attraktives risikoadjustiertes Ziel für Investitionen.” Zur Schwäche neigen, so die Vorhersage, würden deshalb selbst bei einer Stabilisierung der Rohstoffpreise die Währungen aus Kanada, Australien und Neuseeland. Der Rohstoffpreisverfall werde in diesen Ländern über Zweit- und Drittrundeneffekte das Wachstum schwächen und zu einer Lockerung der Geldpolitik führen. Schwache SchwellenländerSchließlich rechnen die Devisenstrategen mit einer anhaltenden Schwäche vieler Schwellenländerwährungen gegenüber dem Dollar. “US-Investoren repatriieren mit hoher Geschwindigkeit”, heißt es. “Wir sagen weitere Disinvestitionen in den verwundbaren Volkswirtschaften voraus.”