Aena profitiert von der Jagd nach Rendite
Von Stefan Schaaf, FrankfurtBörsenneulinge profitieren derzeit von der Suche der Investoren nach auskömmlichen Renditen. Nach dem Schweizer Telekommunikationsunternehmen Sunrise hat nun der spanische Flughafenbetreiber Aena einen fulminanten Start am Aktienmarkt hingelegt. Die bei 58 Euro zugeteilte Aktie startete mit 65,10 Euro und schoss bis auf 70,20 Euro hoch. Sie beendete den Handel bei 70 Euro, ein Plus von 20,6 % zum Ausgabekurs. Zu dem Kursprung trugen auch die gute Konjunkturentwicklung in Spanien und die Aussicht auf die Mitgliedschaft in wichtigen Auswahlindizes bei. Spanien trennte sich von bis zu 44,6 % der Anteile an Aena und erlöste damit gut 4 Mrd. Euro für die Staatskasse. Zudem besteht die Option zum Verkauf weiterer 6,68 Millionen Aktien.Insgesamt wird das Unternehmen an der Börse mit rund 10 Mrd. Euro bewertet und kommt damit auf eine ähnliche Marktkapitalisierung wie der französische Konkurrent Aéroports de Paris (ADP). Die Frankfurter Fraport, die mehrheitlich vom Land Hessen und von der Stadt Frankfurt kontrolliert wird, ist derzeit an der Börse rund 5 Mrd. Euro wert. Aena ist an 46 Flughäfen in Spanien und mehr als 20 in anderen Ländern beteiligt. Dazu gehören etwa Luton Airport in London sowie Flughäfen in Mexiko und Kolumbien. Pro Jahr fertigt der Branchenprimus nach eigenen Angaben 187 Millionen Passagiere ab. Der meiste Flugverkehr läuft über Spanien, ein wichtiges Drehkreuz für den Verkehr nach Lateinamerika.Nicht nur der Kurssprung am ersten Handelstag war rekordverdächtig. Aena ist im noch jungen Jahr der bislang global größte Börsengang laut der Dealogic-Datenbank. In Europa war es das größte IPO, seit der Rohstoffkonzern Glencore 2011 an den Aktienmarkt ging. Auch bei den Flughafen-IPOs hat Aena global die Nase vorn und denjenigen des britischen Konkurrenten BAA von 1987 im Volumen von umgerechnet 2 Mrd. Dollar klar überboten. Die französische ADP erlöste 2006 beim IPO laut Dealogic 1,8 Mrd. Dollar und Fraport 2001 rund 775 Mill. Dollar. Hohe Ausschüttung erwartetAena gilt als Unternehmen, das Investoren mit regelmäßigen Dividenden erfreuen kann. Die Investitionen sind weitgehend abgeschlossen, so dass das operative Geschäft einen stetigen Cash-flow liefert. Aena will rund die Hälfte des Gewinns ausschütten und liegt damit auf vergleichbarem Niveau wie Fraport. In Zeiten extrem niedriger Zinsen und hoher Liquidität ist dies offenbar für viele institutionelle Anleger ein wichtiges Argument. “Es gibt eine Menge Liquidität und großen Hunger nach neuen Anlagen”, zitiert Bloomberg Gonzalo Lardies von der Banco Madrid Gestión de Activos. Die Aena-Aktien waren zwar auch Kleinanlegern angeboten worden, doch hielten sich die Spanier nach dem Desaster mit dem Börsengang von Bankia vor vier Jahren stark zurück.Zudem lockt Spanien derzeit viele Anleger an, da sich das Wirtschaftswachstum nach tiefgreifenden Reformen deutlich beschleunigt. Schließlich dürfte die Aena-Aktie wegen der hohen Marktkapitalisierung bald in zahlreiche Auswahlindizes aufrücken. Das zwingt Anbieter passiver Indexfonds automatisch zum Kauf des Titels und entfacht Nachfrage. Schon am 27. Februar könnte die Aktie in die MSCI-Indizes einziehen. Im März geht es um den Ibex 35, im Juni dann wohl um die Stoxx-Indizes.