AGI rät zu extremer Vorsicht

Nur wenige Unternehmensanleihen zu empfehlen - Schwellenländer im "perfekten Sturm"

AGI rät zu extremer Vorsicht

Die Interventionen der Zentralbanken haben laut Allianz Global Investors zur Stabilisation der Anleihenmärkte beigetragen. Aktuell nähmen die Credit Spreads eine Rezession vorweg. Dennoch gebe es selektive Chancen in defensiven Sektoren. Einige Kreditrisiken gelte es aber besonders stark zu meiden.kjo/xaw Frankfurt – Die Corona-Pandemie wird global erhebliche Auswirkungen auf das Wachstum der Volkswirtschaften haben. Unternehmen geraten stark unter Druck. Eine tiefe Rezession ist nach Einschätzung vieler Experten unvermeidlich. An den internationalen Finanzmärkten hat die Coronakrise tiefe Spuren hinterlassen. Zentralbanken und Regierungen haben schnell auf die Coronavirus-Krise reagiert, die zu einer beispiellosen Korrektur der Märkte und einem rekordverdächtigen Rückgang der Geschäftsaktivitäten rund um den Globus führte, so die Einschätzung des Assetmanagers Allianz Global Investors (AGI).”Die Art und Weise, wie die Zentralbanken der Krise begegnet sind, ist bemerkenswert. Sie haben noch vor der nächsten offiziellen Sitzung eingegriffen und die klare Botschaft gesendet, alles zu tun, um einen Zusammenbruch der Finanzmärkte zu verhindern. Die Botschaft ist sehr glaubwürdig, und es wäre unklug, sie in Frage zu stellen”, sagte Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AGI, im Rahmen eines Kapitalmarkausblicks. Emittenten kommen zurückDie Ankündigungen der Zentralbanken hätten dazu beigetragen, die Funktion der Kreditmärkte zu stabilisieren. Nach einer katastrophalen zweiten Märzwoche, in der sogar der Investment-Grade-Markt gelitten habe, habe sich der Primärmarkt wieder geöffnet und Unternehmen und Staaten mit hoher Qualität konnten wieder an den Markt zurückkehren.”Es erscheint aktuell wahrscheinlich, dass die EZB ihr Pandemie-Notkaufprogramm Ende des laufenden Jahres verlängert”, sagte Dixmier. Zudem besäßen sowohl die Europäische Zentralbank als auch die Fed die Option, ihre Kaufprogramme ähnlich wie die Bank of Japan zu diversifizieren. Die japanische Notenbank interveniert nicht nur am Anleihemarkt, sondern auch am Aktienmarkt.Nach Ende der aktuellen Gesundheitskrise wird nach Ansicht Dixmiers eine Debatte über eine permanente Unterstützung der Märkte durch die großen Zentralbanken ausbrechen. Je stärker die Notenbanken ihre Bilanzen ausweiteten, desto schwieriger werde auch der Abschied aus dem Quantitative Easing (QE).Mit den bisherigen massiven Interventionen verfolgen die Zentralbanken nach Ansicht von AGI zwei Ziele: Die Gewährleistung einer reibungslosen Geldpolitik und die Schaffung eines “Last Resort”-Käufers, der die Staatsverschuldung absorbieren kann, die die “Was immer es kostet”-Politik der Regierungen verursacht. In diesem Umfeld müssen aktive Investoren extrem vorsichtig agieren – dann könnten sich ausgewählte Kreditrisiken auszahlen.”Für die Bonds der Eurozonenperipherie besteht kurzfristig die hohe Chance einer Stabilisierung der Spreads gegenüber Bundesanleihen”, sagt Dixmier. Langfristig werde dann die Schuldentragfähigkeit wieder stärker in den Fokus der Marktteilnehmer rücken.Die Schwellenländer befänden sich in einem “perfekten Sturm”. Die Rohstoffpreise seien eingebrochen, und die Nachfrage sei eingefroren, da sich das Virus weltweit ausbreite und die Währungen gegenüber dem Dollar gefallen seien. Das habe insbesondere Schwellenländer betroffen, die mit hohen Schulden und Haushaltsdefiziten belastet seien. Aus dem Weg gehen sollten Investoren momentan in Lokalwährung gehandelten Schwellenländeranleihen. Auch sei es ratsam, Länder mit festen Wechselkurssystemen zu meiden.Die Zentralbanken hätten auf die gleiche Weise wie ihre Peers interveniert und hätten immer noch einen gewissen Spielraum für mehr. Es sei jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Bild in den Schwellenländern nicht homogen sei. “Es gibt ebenso viele Ölimporteure wie Exporteure in den Wachstumsmärkten. Deswegen kann sich der niedrige Ölpreis tatsächlich vorteilhaft für einige Länder auswirken”, führte David Newman, CIO Global High Yield bei AGI, aus.Darüber hinaus geht die Mehrheit der Länder in der Anlageklasse Emerging Markets Debt mit starken Staatsbilanzen in diese unsicheren Zeiten. “Zwar sind über 80 Länder mit der Bitte um Unterstützung an den IWF herangetreten. Aber wir sehen auch Chancen, da sich bei einigen sehr starken Staaten mit Währungsflexibilität Kreditspreads ausweiten”, sagte Newman. Investment Grade leidetDer Investment-Grade-Markt habe gelitten, da die Spreads Rating-Abstufungen und Zahlungsausfälle nahe den Niveaus der globalen Finanzkrise vorweggenommen hätten. Die Kreditspreads würden in der Regel eine Rezession vorwegnehmen, und sie würden heute ein Niveau von Herabstufungen einpreisen, das den schlechtesten Daten der vergangenen 30 Jahre entspreche. “Ob das ausreicht, hängt von der Dauer der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus und den Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum ab. Aber es gibt selektive Chancen, wenn man zyklische Sektoren meidet und defensive Sektoren wie Pharma und Versorger bevorzugt”, so Newman weiter.Für den High-Yield-Markt würden die Spreads Ende März eine Ausfallrate von etwa 10 % prognostizieren verglichen mit Szenarien der Ratingagenturen, die von 5 bis 13 % reichen würden. Der High-Yield-Markt werde nicht von Zentralbankkäufen profitieren, aber viele Unternehmen hätten ihre Schulden getilgt und würden über Liquidität verfügen. “Wir sollten uns davor hüten, alle Kinder mit dem Bade auszuschütten, da es selektive Möglichkeiten gibt. Wenn das Vertrauen zurückkehrt, werden die zyklischeren Sektoren besser funktionieren. Und sogenannte Fallen Angels können für interessante Renditen gut sein”, fügt Newman hinzu.