Aktien von Versicherern attraktiver
Die Aussichten für die Aktien europäischer Versicherer haben sich nach Ansicht der Analysten des Bankhauses Lampe verbessert. Sie raten insbesondere zum Kauf von Munich Re und Wüstenrot & Württembergische.ku Frankfurt – Die Aussichten für die europäischen Versicherer haben sich im Jahresverlauf verbessert – trotz eines Umfelds, das weiterhin durch ein niedriges Zinsniveau gekennzeichnet ist. Dies betonen die Analysten des Bankhauses Lampe in einer jetzt vorgelegten Studie. Ein überraschend starkes Wachstum der Margen im Neugeschäft im Segment Leben, stabile oder leicht fallende Gesamtkostenquoten sowie solide Solvency-Kennzahlen würden in den kommenden Jahren in einem Gewinnwachstum mit einem mittleren einstelligen Prozentsatz und in steigenden Dividenden resultieren. Vor diesem Hintergrund empfehlen die Analysten vor allem Munich Re und Wüstenrot & Württembergische zum Kauf.Für den Durchschnitt der Versicherer, die vom Bankhaus Lampe beobachtet werden, rechnen die Analysten für die Zeitspanne bis 2019 mit einem Gewinnwachstum von 4 % pro Jahr. Während das Segment Leben – und dabei besonders die Gesellschaften Allianz und Generali – von viel höheren Margen im Neugeschäft profitierten, sei das Preisumfeld im Segment Sach- und Unfallversicherung stabil. Der starke Anstieg der Solvency Ratios werde weiterhin für Dividendenanhebungen und Aktienrückkäufe sorgen. Mit Blick auf das niedrige Zinsniveau seien nachhaltige Dividendenrenditen von 4 bis 6 % der Faktor, der den Assekuranzsektor attraktiv mache. Guter ZustandGrundsätzlich seien die europäischen Versicherer in einem guten Zustand. Die Zahlungsfähigkeit sei besser als erwartet, was steigende Dividenden ermögliche. Der Ergebnistrend sei auch in Zukunft positiv, trotz des anhaltenden Drucks auf die Investment-Ergebnisse. Die Kapitalausstattung der von den Analysten beobachteten Versicherer sei sehr gut. Die durchschnittliche Ausschüttungsquote von 54 % sei nachhaltig auch im Fall von Turbulenzen an den Kapitalmärkten. Die Analysten gehen davon aus, dass die Dividenden bis 2019 im Durchschnitt um 13 % steigen, wobei das größte Potenzial, nämlich von erwarteten 33 %, bei Wüstenrot & Württembergische bestehe aufgrund der aktuell niedrigen Ausschüttungsquote.Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 auf Basis der Schätzungen für die kommenden zwölf Monate notiere der Sektor mit rund einer Standardabweichung oberhalb des Zehnjahresdurchschnitts. Die moderat steigenden Ergebnisse, nachhaltige Dividendenrenditen sowie sehr solide Solvency-Kennzahlen trotz des niedrigen Zinsniveaus rechtfertigten eine leicht höhere Bewertung, glauben die Analysten. Zudem sei der Bewertungsabschlag gegenüber dem Stoxx 600 mit 28 % immer noch zu hoch. Dieser Abschlag werde sich weiter verringern.Für die Aktie der Allianz bestätigen die Anlageexperten des Bankhauses ihre Kaufempfehlung, bei einem unveränderten Kursziel von 195 Euro. Aktuell notiert der Titel mit 193,85 Euro. Hohe Nettozuflüsse im Assetmanagement in den kommenden Quartalen, eine anhaltende positive Tendenz bei den Ergebnissen im Bereich Leben, eine starke Solvency Ratio und die Aussicht auf weitere Aktienrückkäufe rechtfertigten eine überdurchschnittliche Bewertung der Aktie. Das Ergebnis werde bis 2019 um durchschnittlich 3,5 % pro Jahr steigen. Allianz habe trotz Aktienverkäufen im Volumen von 3 Mrd. Euro ihre Solvency im ersten Halbjahr auf 219 % verbessert, was nur in geringem Maße auf Unterstützung durch die Lage an den Finanzmärkten zurückzuführen sei. Sollte die Allianz keine attraktiven Übernahmeziele finden, könne ein weiteres Rückkaufprogramm im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen werden.Bei der französischen Axa raten die Analysten weiterhin nur zum Halten, mit einem unveränderten Kursziel von 26 Euro. Aktuell wird die Aktie für 25,94 Euro gehandelt. Die günstige Bewertung der Aktie kontrastiere mit der Unsicherheit hinsichtlich des Initial Public Offering (IPO) der US-Tochter und der relativ hohen Verschuldung. Operativ habe der Versicherer in den vergangenen Quartalen eine solide Performance aufgewiesen. Er sei einer der wenigen Anbieter, denen es gelungen sei, im Bereich Schaden und Unfall die Kostenquote deutlich zu reduzieren. Im Segment Leben sei es gelungen, die Marge im Neugeschäft auf 40 % anzuheben. Dies habe sich allerdings als Belastung für das Wachstum erwiesen. Bis 2019 werde sich das operative Ergebnis pro Jahr um 4 % verbessern. Generali jetzt kaufenFür den italienischen Konzern Generali raten die Analysten jetzt zum Kauf. Bisher hatten sie die Aktie lediglich mit “Hold” eingestuft. Das Kursziel heben sie von 16,50 Euro auf 17,50 Euro an, bei einem aktuellen Kurs von 15,61 Euro. Die stark verbesserten Solvency-Kennzahlen und das signifikante Wachstum mit zweistelligem Prozentsatz im Lebensversicherungsneugeschäft rechtfertigten nicht länger eine unterdurchschnittliche Bewertung von Generali. Zudem weise der Konzern eine der höchsten Dividendenrenditen im europäischen Versicherungssektor auf. Die Verbesserung der Lage im Bereich der Lebensversicherung sei durch einen Wandel im Neugeschäft weg vom traditionellen Geschäft mit niedrigen Margen hin zu neuen Produkten sowie auf Margenverbesserungen zurückzuführen, die auch in einem schwierigeren konjunkturellen Umfeld weitgehend nachhaltig erschienen. Unter den großen vier kontinentaleuropäischen Versicherern komme Generali nach wie vor auf die beste Gesamtkostenquote von 92,9 %. Das Wachstum in den osteuropäischen Märkten habe sich im ersten Halbjahr verbessert, wobei die Profitabilität dort hoch geblieben sei. Der Turnaround in Frankreich sei nachhaltig, und die deutschen Töchter erzielten ein solides Wachstum. Lediglich im Heimatmarkt Italien sei der Preisdruck anhaltend hoch.Die Experten der Bank bestätigen für die Aktie von Hannover Rück ihre Einstufung mit “Hold”, sie bleiben zudem bei ihrem Kursziel von 112 Euro, bei einem aktuellen Kurs von 103,95 Euro. Die Hurrikansaison in Nordamerika werde wohl zu einer Stabilisierung der Preise im Bereich der Schadenversicherung führen. Die starke Wettbewerbsposition von Hannover Rück sorge für überdurchschnittliches Wachstum und überdurchschnittliche Ertragskraft, womit die aktuell vergleichsweise hohe Bewertung gerechtfertigt sei.Für die Aktie von Munich Re wird die Kaufempfehlung bestätigt, bei einem unveränderten Kursziel von 205 Euro. Aktuell notiert der Titel mit 185 Euro. Es sei zu erwarten, dass Munich Re ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum je Aktie von 7 % p.a. in den kommenden Jahren erreichen werde, unterstützt durch Aktienrückkäufe sowie die Restrukturierung des Erstversicherers Ergo. Zudem würden mit Blick auf die jüngste Hurrikansaison die Prämien in der Schadenversicherung zumindest ihren Tiefpunkt durchlaufen. Die überdurchschnittliche Solvency Ratio und die niedrige Verschuldung seien noch nicht angemessen im Aktienpreis enthalten.Für Talanx bestätigen die Analysten ihre Kaufempfehlung, heben aber das Kursziel leicht von 37 Euro auf 38 Euro an (aktuell: 34,18 Euro). Talanx befinde sich auf gutem Weg, die Abhängigkeit vom Rückversicherungsgeschäft zu reduzieren durch steigende Ergebnisbeiträge aus dem Erstversicherungsgeschäft. Die Reduzierung des Privatkundengeschäfts verlaufe wie beabsichtigt. Niedrige KostenquoteNach wie vor zum Kauf rät das Bankhaus Lampe auch bei Wüstenrot & Württembergische. Das Kursziel wird von 25,50 Euro auf 27 Euro angehoben, bei einem aktuellen Kurs von 22,70 Euro. Wüstenrot & Württembergische wiesen auch weiterhin die niedrigste Gesamtkostenquote im deutschen Versicherungsmarkt auf. Neben der immer noch niedrigen Bewertung sehen die Analysten Potenzial durch den möglichen Verkauf der Pfandbriefbank und durch den Anstieg des Zinsniveaus. Das Geschäft im Bereich Schaden und Unfall sei nach wie vor in Topform und sei der Hauptwerttreiber der Aktie, zusammen mit dem möglichen Verkauf der Pfandbriefbank.Immer noch zum Verkauf rät die Bank bei Zurich Insurance Group, wobei allerdings das Kursziel von 250 sfr auf 270 sfr angehoben wird (aktuell: 294,40 sfr). Der überdurchschnittlichen Dividende von 6 % und den sehr soliden Solvency-Kennzahlen stünden eine überdurchschnittliche Bewertung und unterdurchschnittliches Wachstum gegenüber.