DFVA-Asset Managment Forum

„Aktien zeigen sich überraschend resilient“

Eigentlich nur in Nuancen unterscheidet sich die Perspektive der Chefanlagestrategen der drei Asset Manager DWS, FERI und Allianz Global Investors auf die Kapitalmärkte.

„Aktien zeigen sich überraschend resilient“

„Aktien zeigen sich überraschend resilient“

Kapitalmarktstrategen von DWS, Feri und Allianz Global Investors geben sich beim DVFA-Asset Management Forum „angespannt konstruktiv“

Eigentlich nur in Nuancen unterscheidet sich die Perspektive der Chefanlagestrategen der drei Asset Manager DWS, Feri und Allianz Global Investors auf die Kapitalmärkte. In der Frage, ob im Leitmarkt USA eine weiche konjunkturelle Landung gelingt, weichen die Einschätzungen ab, aber einig waren alle drei mit Blick auf die Widerstandsfähigkeit der Aktienmärkte.

hei Frankfurt

Nach dem Einbruch im Juli, als ein Tech-Sell-off in den USA Schockwellen durch die globalen Aktienmärkte gesandt und der Dax binnen weniger Tage über 1.000 Punkte verloren hatte, haben sich die Anleger sich binnen kurzer Zeit beruhigt und die Nerven behalten. „In nur einem Monat hat sich der Markt wieder gedreht“, beschreibt Ingo Mainert als Vertreter von Allianz Global Investors (AGI) auf dem CIO Panel der DVFA die Entwicklung dieses Sommers. „Aktien zeigen sich überraschend resilient“, befindet der Manager. Auch Vera Fehling, CIO Western Europe bei DWS, unterstreicht, dass „große Sorgen“ nicht gerechtfertigt seien.

Zwar registriert sie an den Märkten einen „Regime-Shift“. Während Inflation lange das „beherrschende Thema“ gewesen sei, das „an den Fixed Income-Märkten spurlos vorrüber ging, während die Aktien performten“, stehe nun Wachstum im Vordergrund. Auch wenn die Gewinndynamik vor allem im Tech-Sektor etwas nachlassen dürfte, bleibt sie insgesamt optimistisch, auch angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA, deren Strahlkraft auf andere Märkte ungebrochen ist. „Wir rechnen in den USA nicht mit einer Rezession“, sondern gehen von einer „weichen Landung“ aus, betont die Expertin. Denn trotz vermeintlicher Krisensignale vom Arbeitsmarkt sei dieser im Grunde noch „stabil“. Die erhöhte Zahl von Arbeitssuchenden rühre von Zuwanderung und nicht von Stellenabbau her. Hinzu kommen aus ihrer Sicht die zu erwartenden Impulse der Fed, wo sie auf ein Jahr mit sechs Zinssenkungsschritten rechnet, was die Konjunktur ebenfalls hinreichend stützen sollte.

Fokus auf Private Markets

Etwas weniger zuversichtlich gibt sich da Marcel Lähn, Vorstand und CIO bei Feri. Bei dem Bad Homburger Asset Manager glaubt man nicht an die „weiche Landung“, sondern an eine „milde Rezession“ in den USA. Von daher sei er „eher defensiv unterwegs“, so Lähn. Allerdings setzt Feri, die bei der Gewichtung ihrer Aktienanlagen auf den MSCI All Country Index schaut, auch verstärkt auf andere Assetklassen. Von insgesamt derzeit 60 Mrd. Euro under Management würden „18 Mrd. in Alternatives“ allokiert, so Lähn. Überhaupt gewinnen Private Markets in der FERI-Strategie an Gewicht, ebenso wie „Digital Assets“.

Inflationäre Risiken

AGI-Stratege Mainert positioniert sich „in der Mitte“, er hat eine „weiche Landung minus“ im Blick, denn aus seiner Sicht zeichnen sich bei allen konjunkturellen Bremsspuren, die die Fed zur Zinswende bewegen sollen, auch noch einige Entwicklungen ab, die der Inflation eine „gewisse Hartnäckigkeit“ verleihen könnten, unter anderem ein absehbarer „Schuldensumpf“ in einigen Ländern. Gerade die ausufernde US-Staatsverschuldung gilt als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Der AGI-CIO ist daher „konstruktiv für die Rentenmärkte“, wo eine Umschichtung von Mitteln vom kurzen ans lange Ende zu erwarten sei, und „angespannt konstruktiv für die Aktienmärkte".

Die unmittelbaren Auswirkungen der US-Präsidentschaftswahlen auf die Märkte halten die Kapitalmarktstrategen für sehr überschaubar. Zum einen sehe es derzeit nach einem knappen Rennen zwischen Donald Trump und Vizepräsidenten Kamela Harris aus. Zum anderen, so Fehling, seien beide Kandidaten in dem zentralen Bereich der Wirtschaftspolitik, der für die Gewinnentwicklung der Unternehmen und damit die Aktienkurse relevant sei, im Grunde einer Meinung. Beide seien protektionisch. Lähn fürchtet allerdings längerfristig negative Auswirkungen der Wahlen, nicht nur in den USA, sondern in vielen Ländern, denn es zeichnet sich aus seiner Sicht eine „Autokratisierung“ der politischen Regime ab, die in der Anlagestrategie zur Vorsicht mahne.

Bei aller Bedeutung der Strahlkraft der USA schauen die Experten kurzfristig wohlwollend auf Deutschland und Europa. Fehling geht davon aus, dass sich europäische Aktien gut entwickeln werden. Und sie stimmt auch in den Chor derer ein, die betonen, dass der Dax Potenzial bietet, weil die deutschen Schwergewichte allesamt international aufgestellt und von der deutschen Konjunkturschwäche daher wenig berührt seien. Insgesamt seien europäische Werte nicht nur günstig, sondern „überproportional günstig“.

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