Aktienanleger atmen durch
sts Frankfurt – Ein Blick über den Atlantik hat die Akteure am europäischen Aktienmarkt am Mittwoch etwas ruhiger gestimmt. Im Vorfeld des US-Zinsentscheides stellten sie sich auf eine Verschiebung der von vielen Marktteilnehmern schon für den Sommer erwarteten nächsten Zinserhöhung durch die Federal Reserve ein. Dies wurde als positiv für die Aktienmärkte gewertet, so dass der Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50 1,4 % höher mit 2 834 Punkten schloss. Der Frankfurter Dax legte 0,9 % auf 9 606 Stellen zu.Damit endete eine fünf Tage anhaltende Verluststrecke des wichtigsten deutschen Index. Er hatte in diesem Zeitraum vor allem wegen der Unsicherheit über die Brexit-Abstimmung am Donnerstag kommender Woche 7,5 % verloren. “Die US-Zinsspekulationen haben die Anleger von ihren Brexit-Sorgen abgelenkt”, sagte ein Händler.Ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der EU sorge zwar weiterhin für Unsicherheit und Nervosität, was die Kurse weiter bremsen werde. Nach Berechnungen des Vermögensverwalters J O Hambro Capital Management sind globale Anleger so wenig in britische Aktien investiert wie zuletzt im November 2008 und damit auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise. Allerdings haben sich die Finanzmärkte nach Einschätzung des Vermögensverwalters BlackRock schon weitgehend auf einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU eingestellt. Dies sei “zur Hälfte” bereits in den Kursen vorweggenommen, sagt BlackRock-Manager Nigel Bolton.Im Dax könnte die Deutsche Börse von einem Brexit besonders betroffen sein, da ihre Fusion mit der London Stock Exchange platzen könnte. Ihre Aktie gab gegen den Trend um 1,2 % auf 72,94 Euro nach und war damit schwächster Dax-Wert. Analyst Philipp Häßler von Equinet beziffert das Risiko, dass die Börsenfusion – wie diverse vorangegangene Versuche – scheitert, aktuell auf 50 %. “Im Falle eines Brexit würde die Wahrscheinlichkeit steigen, dass die EU-Wettbewerbshüter oder die hessische Börsenaufsicht den Zusammenschluss untersagen”, stellt er fest. “Besonders die Tatsache, dass der Sitz des fusionierten Unternehmens dann außerhalb der EU läge, würde von den Behörden vermutlich kritisch gesehen.”Weiter abwärts ging es unterdessen mit der Aktie von Gerry Weber. Ihr machen Zweifel von Anlegern am Wachstumspotenzial des Bekleidungsherstellers zu schaffen. Mit einem Abschlag von 1,4 % auf 10,63 Euro war die Aktie im SDax eines der Schlusslichter. Die Analysten von Kepler Cheuvreux hatten ihr Kursziel auf 11 von 13 Euro gesenkt und ihre “Reduce”-Empfehlung bekräftigt. Der Modekonzern sei mitten in einer Umstrukturierung. Es könnte schwierig sein, wieder auf einen Wachstumskurs und Renditeanstieg umzuschwenken, schrieb Analyst Jürgen Kolb. Schon am Dienstag hatten die Aktien nach der Vorlage von Geschäftszahlen 5,2 % eingebüßt. Seit Jahresbeginn haben Gerry Weber an der Börse rund 20 % an Wert verloren.Wieder aufkommende Hoffnungen auf einen Bieterwettkampf ließen Kuka um 3,5 % auf 106,05 Euro steigen. Sie waren damit einer der größten Gewinner im MDax. Wie Reuters Insidern zufolge meldet, will der chinesische Hausgerätehersteller Midea heute eine offizielle Offerte für Kuka vorlegen. Laut einem Bericht des “Wall Street Journal” würde der Schweizer Siemens-Rivale ABB einen solchen Schritt in Erwägung ziehen, sollte Kuka auf sie zukommen. ABB habe sich zu dem Thema nicht äußern wollen.