Zertifikate

Aktienanleihen als Alternative zu Bonds

Viele Produkte locken mit überdurchschnittlicher Rendite -Investoren müssen das Tilgungsrisiko im Blick behalten

Aktienanleihen als Alternative zu Bonds

Der unerwartete Einbruch an den Bondmärkten im Mai und Juni zeigt, dass Anleihen keinesfalls eine risikoarme Anlage sind. Eine Alternative finden Investoren in Aktienanleihen, die einen regelmäßigen Kapitalstrom bieten und dabei sogar überdurchschnittliche Renditen abwerfen. Von Armin SchmitzBinnen eines Jahres ist das Anlagevermögen in Aktienanleihen bereits kräftig gewachsen: Wie die aktuellste Statistik des Deutschen Derivateverbands von Ende Januar zeigt, stieg das Volumen um 1,5 Mrd. Euro oder knapp 40 % auf 5,4 Mrd. Euro. Der Markt für Aktienanleihen entwickelte sich in den zurückliegenden Monaten positiv. Der Aktienanleihen-Index von Scoach, in dem 20 Zertifikate auf den Kursindex des Euro Stoxx 50 enthalten sind, rückte auf Sicht eines Jahres um rund 150 Stellen an die Schwelle von 1 300 Zählern heran (siehe Chart auf Seite 31).Die hohen Kupons der Aktienanleihen sind möglich, weil diese Produkte – wie der Name schon sagt – eine Anleihe mit einem Aktienengagement verbinden. Aktienanleihen werden zwar in Form einer Schuldverschreibung, also einer Anleihe, angeboten. Sie verbriefen indes eine Derivatestruktur, wie sie auch bei Discount-Zertifikaten eingesetzt wird. Aktienanleihen sind mit einem Nennwert ausgestattet. Der normalerweise jährliche Kupon wird unabhängig von der Entwicklung der zugrunde liegenden Aktie beziehungsweise des Index gezahlt. Die Rückzahlung am Ende der Laufzeit ist dagegen an die Kursentwicklung des Basiswertes gekoppelt (“Tilgungsrisiko”). Anleger räumen hierbei dem Anbieter des Produkts das Recht ein, bei Fälligkeit entweder den Nennbetrag in bar zurückzuzahlen oder eine entsprechende Anzahl Aktien des Basiswertes zu liefern. Alternativ dazu kann er einen Barausgleich vornehmen. Die Entscheidung über die Form der Tilgung ist abhängig vom Basiswert und vom Basispreis. Notiert der Kurs des Basiswertes, also der Aktie oder des Index, auf oder über dem Basispreis, erfolgt die vollständige Rückzahlung des Nennwertes in bar. Liegt der Kurs jedoch darunter, erhält der Anleger eine bei Emission festgelegte Anzahl Aktien des Basiswertes geliefert oder einen Betrag ausgezahlt, der sich aus dem Schlusskurs des Basiswertes multipliziert mit dem Bezugsfaktor ergibt. Bei sogenannten Indexanleihen bezieht sich das Produkt auf einen Index wie den Euro Stoxx 50. Verletzt der Index die Barriere, zahlt der Emittent den Nominalwert in bar zurück. Zuletzt etablierten sich Fondsanleihen als neuer Trend. Dabei bieten Banken einen Publikumsfonds als Basiswert an. Die Commerzbank und die HypoVereinsbank haben inzwischen eine Reihe solcher Produkte im Angebot, die meist eine begrenzte Laufzeit von bis zu einem Jahr haben. Die Funktionsweise gleicht der von Aktienanleihen. Die Fondsanleihen sind in der Regel mit einem Nennwert von 1 000 Euro ausgestattet. Der Kupon wird unabhängig von der Entwicklung des Net Asset Value (NAV) des Publikumsfonds gezahlt. Die Fondsanleihe auf den BlackRock World Mining Fund der HypoVereinsbank (DE000HVB08W1) zum Beispiel bietet bei einer Laufzeit von etwa zehn Monaten einen Kupon von 8,3 %. Notiert der Fondspreis am Ende der Laufzeit auf oder über dem Startpreis, zahlt die HypoVereinsbank den Nominalwert von 1 000 Euro zurück. Da die Anleihe zurzeit am Sekundärmarkt unter dem Startpreis von 100 Euro gehandelt wird, errechnet sich für Investoren eine maximale Rendite von 7,4 % jährlich. Steht der Anteilspreis am Stichtag jedoch unter dem Startniveau, bucht die HypoVereinsbank Anlegern statt des Nominalbetrags Anteile des World Mining Fund ins Depot. Egal, wie sich der Fonds während der Laufzeit entwickelt, zahlt die HypoVereinsbank Anlegern den Kupon. In dem vorliegenden Beispiel macht der Anleger erst dann einen Verlust, wenn der Fondsanteil mehr als acht Prozentpunkte unter den aktuellen Kurs von 98,35 % sinkt. Aktuell befindet sich kein Produkt in der Zeichnungsfrist. Es lohnt sich aber auch ein Blick auf den Sekundärmarkt. Aufgrund der Baisse bei Aktien der Goldproduzenten notiert dort die HVB-Fondsanleihe auf den BGF World Gold Fund A2 Euro Hedged (DE000HVB08V3), die einen Kupon von 7,6 % abwirft, bei 100,54 % und damit nur leicht über dem Startpreis.