Aktienfonds statt Tagesgeld
DiBa Dibadu, das ist doch die Bank gewesen, die mit dem Würzburger Basketballstar Dirk Nowitzki auf allen Kanälen für ihre hochverzinslichen Tagesgeldkonten warb. Inzwischen haben sich die Zeiten gewandelt. Nowitzki spielt nicht mehr und aus der DiBa wurde erst die ING DiBa und inzwischen die ING Deutschland. Auch vom früheren Einstiegsprodukt Tagesgeldkonto hat sich das Institut verabschiedet. Nun führt die ING einen Strafzins von 0,5 % pro Jahr für Einlagen ab 50 000 Euro ein.
Mit einem Verwahrentgelt ist die ING aber nicht allein. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox hat sich die Zahl der Banken und Sparkassen in Deutschland, die Negativzinsen erheben, im ersten Halbjahr beinahe verdoppelt und liegt inzwischen bei 349. „Aktuell kommen nahezu täglich weitere Geldhäuser hinzu“, analysiert Verivox. Schuld daran sind aber nicht die Banken als vielmehr die Europäische Zentralbank (EZB), die nicht nur den Zins abgeschafft hat, sondern für Einlagen der Banken gar einen Negativzins erhebt.
Ein Problem dieser Politik ist, dass die Wohlhabenden, die in Aktien und Immobilien anlegen, immer reicher werden, aber die weniger Wohlhabenden nicht einmal mehr einen Zins für ihre Spargroschen oder Tagesgelder erhalten.
„Im aktuellen Zins- und Inflationsumfeld gibt es mit Wertpapieren gute Möglichkeiten, Geld breit gestreut, langfristig und kostengünstig anzulegen“, erklärt Nick Jue, Vorstandsvorsitzender der ING in Deutschland. „Deshalb haben wir gesagt: Wir machen das Wertpapiersparen so einfach wie das Tagesgeldsparen – das heißt, flexibel und ohne Kaufgebühren.“ Auch damit ist die ING nicht allein. Auch etliche andere Banken und Fondshäuser forcieren gerade jetzt das Wertpapiersparen. Sparer und Anleger fragen, ob Wertpapiere tatsächlich so aussichtsreich sind und welche Risiken vielleicht bei Aktien lauern. Denn durch die Null- bzw. Negativzinspolitik der EZB kostet es inzwischen nicht nur, größere Guthaben auf Konten zu halten. Auch sichere Bundesanleihen werfen inzwischen keinen Zins mehr ab. Es bleiben praktisch nur noch Aktien.
Viele Deutsche haben allerdings mit Aktien schlechte Erfahrung gemacht, in diesem Jahr hat der Börsengang der Telekom sein 25. Jubiläum. Damals wurde die T-Aktie von Volksschauspieler Manfred Krug wie ein Waschmittel beworben. Und das Platzen der Telekom- und Dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends sorgte für große Verluste in den Depots der Deutschen.
Zu berücksichtigen ist darüber hinaus, dass derjenige, der in Kürze Geld benötigt, nicht in Aktien anlegen darf. Dazu weist diese Assetklasse zu hohe kurzfristige Schwankungen auf. Aktien sind insofern etwas anderes als das auch kurzfristig sichere Tagesgeld. Gleichwohl ist es für Anleger, auch gerade für weniger vermögende, sinnvoll, langfristig in Aktien zu investieren. Denn sie bieten den Zugang zum lukrativen Kapitalmarkt. Wer sein Vermögen mehren will, sollte auf Aktien daher nicht verzichten. Wer keine „Real Assets“ besitzt, bleibt arm.
Einfache Regeln beachten
Allerdings müssen Aktiensparer ein paar wenige, einfache Regeln beachten. Es gilt, sich nicht in eine einzelne Aktie zu verlieben und einen Einzelwert im Portfolio hoch zu gewichten. Um breit gestreut zu investieren, bieten sich die kostengünstigen börsennotierten Indexfonds (ETFs) oder auch gute aktive Fonds an. Und das am besten in einem monatlichen Sparplan, was das Risiko eines ungünstigen Einstiegszeitpunkts merklich mindert. Und natürlich gilt es, wie bei allen Finanzanlagen, aus Anlegersicht möglichst kostengünstig zu investieren.
„Regelmäßigkeit, Geduld, Disziplin und ein langer Anlagehorizont zahlen sich aus“, erklärt Thomas Meyer zu Drewer von Lyxor. Das zeigen auch die Zahlen vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) für monatliche Dax-Sparpläne über 20 Jahre. Die Renditen sind durchweg positiv und schwanken zwischen 4,7 % und 14,4 % pro Jahr. Aktien lohnen.
(Börsen-Zeitung, )