Aktienkäufe der EZB nur als Ultima Ratio

Portfoliomanager: US-Finanzrepression dauerte 37 Jahre - QE-Verlängerung

Aktienkäufe der EZB nur als Ultima Ratio

dm – Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors schließt den Kauf von Aktien durch die Europäische Zentralbank (EZB) in einem Krisenfall nicht aus. “Es gibt 80 Notenbanken weltweit, die tatsächlich in der Bewirtschaftung ihrer Devisenreserven bereits auch Aktien kaufen”, sagte Brian Tomlinson, Fixed-Income-Portfoliomanager von AGI. Die EZB sei aber noch nicht so weit. Dies sei, wenn, als Ultima Ratio zu betrachten, und Aktienkäufe würden auf heftigen Widerstand der Bundesbank stoßen, so Tomlinson gegenüber der Börsen-Zeitung. Ein Blick in die USA zeige zudem, dass zwischen 1943 und 1980 eine Politik der finanziellen Repression verfolgt worden sei, in der die Renditen von US-Treasuries künstlich gedrückt worden seien. Eine Niedrigzinsphase könne sehr lange dauern. Aktienkäufe als Bestandteil einer unkonventionellen geldpolitischen Lockerung führt die Bank of Japan durch, indem sie japanische börsengehandelte Fonds (ETF) kauft. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält ein namhaftes Aktienportfolio über schätzungsweise rund 120 Mrd. sfr. Die SNB kauft Aktien aber nicht im Rahmen einer quantitativen Lockerung, sondern als Folge der Devisenkäufe, die der Schwächung des Frankens dienen.Angesprochen auf weitere Möglichkeiten, die der EZB zur Verfügung stehen, sagte Tomlinson, es sei davon auszugehen, dass die Währungshüter ihr Anleihekaufprogramm bis September 2017 ausdehnen. “Es wäre auch keine Überraschung, wenn es dann verlängert würde.” Angesichts langsam knapp werdender Mengen an kaufbaren Anleihen sieht er die Möglichkeit, die Mengenbegrenzung je Emittent zu lockern. Auch könne das Fälligkeitsspektrum erweitert werden. Die EZB könne auch Anleihen zwischen eineinhalb und fünfzig Jahren Laufzeit kaufen. Mauro Vittorangeli, Chief Investment Officer Conviction Fixed Income von AGI, erwartet weitere Unterstützung der EZB für den europäischen Bondmarkt und bevorzugt europäische Investment-Grade-Anleihen gegenüber ihren US-Entsprechungen.