Varta-Aktie bricht ein
Finanzmärkte
Kurseinbruch bei Varta
Dax unter 18.000-Punkte-Marke – Ölpreis setzt Hausse fort – Sorgen um Yen
tom Frankfurt
Am letzten Handelstag der Woche hat der deutsche Leitindex seine anfänglichen Gewinne nicht halten können. Aus dem Handel ging der Dax mit einem Minus von 0,1% auf 17.930 Zähler und damit weiter unterhalb der runden Marke von 18.000 Punkten. Der MDax gab um 0,5% auf 26.577 Punkte nach, der Euro Stoxx 50 um 0,4% auf 4.948 Punkte. Nach dem starken ersten Quartal bleibt der April damit weiter ein schwieriger Monat an den Aktienmärkten. Das Allzeithoch bei 18.567 Punkten ist inzwischen ein gutes Stück entfernt. Eine Kurskorrektur in Richtung 17.700 Punkte halten Experten dagegen für durchaus möglich.
EZB vor Zinssenkung?
Anleger beschäftigte auch am Freitag noch das gegensätzliche Umfeld in Europa und den USA: Während sich jenseits des Atlantiks die Inflation hartnäckig hält, wobei sich die Konjunktur weiter robust zeigt, ist die konjunkturelle Lage in Europa deutlich schwieriger, dafür aber ist die Inflation bereits weiter zurückgegangen. In der Folge könnte die EZB früher als die Fed zu Leitzinssenkungen greifen. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Fed im Juni und Juli nur noch auf rund 25 bzw. knapp 50% geschätzt. Bei der EZB sind es über 75% bzw. knapp 90%.
Bei den Einzeltiteln sorgte der Batteriehersteller Varta für Aufsehen. Der Konzern hält das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr für ausreichend. Die erst vor gut einem Jahr mit den Banken und Mehrheitsaktionär Michael Tojner vereinbarte Sanierung greife zu kurz, um wie geplant bis Ende 2026 „auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“, räumte der Batteriehersteller ein. Das klinge so, als sei der Fortbestand des Unternehmens nicht unbedingt garantiert, urteilte ein Händler. Anleger quittierten das mit massiven Abschlägen. Die Aktie brach um 31,1% auf 9,75 Euro ein.
Im Dax waren Versorger weiter im Aufwind. Eon-Aktien gewannen nach einer positiven Studie von J.P. Morgan 1,3% auf 12,46 Euro. Analyst Javier Garrido sieht für die Gewinnschätzungen noch Luft nach oben. An der Index-Spitze legten auch RWE weiter zu und gingen mit einem Aufschlag von 3,7% bei 32,49 Euro aus dem Handel. Getrieben wurde die Aktie von den hohen Energiepreisen und Spekulationen über ein mögliches Übernahmeinteresse des arabischen Ölkonzerns Adnoc.
Immobilien-Titel im Aufwind
Die erhoffte baldige Zinssenkung der EZB gab auch Immobilien-Titeln Rückenwind: Im Dax gewannen Vonovia 0,9% auf 25,24 Euro. Im MDax legten Aroundtown an der Index-Spitze 5,5% auf 1,88 Euro zu, und im SDax verteuerten sich Grand City Properties um 2,6% auf 10,65 Euro.
Daneben sorgten Analystenkommentare für Bewegung: Hauck Aufhäuser Investment Banking stufte Siltronic gleich doppelt von „Sell“ auf „Buy“ hoch. Das trieb die Anteile des Waferherstellers um 4% auf 84,30 Euro nach oben. Evotec profitierten von einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank. Der Kurs des Wirkstoffforschers zog im MDax um 3,5% auf 13,77 Euro an.
Abwärts ging es nach anfänglichen Gewinnen für Thyssenkrupp. Deutschlands größter Stahlhersteller will seine Produktionskapazitäten in Duisburg deutlich reduzieren. Die Aktie verlor dennoch 0,9% auf 4,86 Euro, bereits am Vortag hatte sie 7% eingebüßt. Dagegen legten Salzgitter dank eines festen Rohstoffsektors um 0,2% auf 25,20 Euro zu.
Die Sorgen um eine weitere Eskalation im Nahen Osten trieben auch den Ölpreis weiter in die Höhe. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 1% auf 90,60 und 86,02 Dollar pro Barrel.
Dollar auf 34-Jahres-Hoch zum Yen
In Japan schaut die Regierung mit Sorge auf die jüngsten Yen-Abwertungen. Der Dollar hatte über Nacht ein neues 34-Jahres-Hoch von 153,38 Yen erreicht. Die schwindenden Erwartungen einer kurzfristigen US-Zinssenkung hatten den Anstieg des Dollar beschleunigt und die Befürchtungen vor Interventionen wieder aufleben lassen. „Wenn es zu übermäßigen Bewegungen kommt, werden wir angemessen reagieren, ohne irgendwelche Optionen auszuschließen“, sagte der japanische Finanzminister Shunichi Suzuki auf einer Pressekonferenz. Marktteilnehmer halten es durchaus für möglich, dass es mit Blick auf das G20-Treffen in der neuen Handelswoche bereits auf kurze Sicht zu Eingriffen am Devisenmarkt zugunsten des Yen kommen wird.
Die Hoffnung der Märkte ruht nun auf einer guten Berichtssaison, die in den USA bereits mit Quartalszahlen der großen Banken begann. Die Anleger seien zwischen Zinssorgen und Gewinnfantasien hin- und hergerissen, so die LBBW.