Aktienmärkten droht ein "heißer Herbst"
Von Christopher Kalbhenn, FrankfurtNach einer ermutigenden Tendenz am Vortag hat sich am Aktienmarkt zum Wochenschluss Ernüchterung breitgemacht. Mit “Hilfe” der Deutschen Bank sank der Dax unter 10 300 bis auf 10 262, womit er den niedrigsten Stand seit dem 5. August erreichte, ehe er zuletzt mit einem Wochenminus von 2,6 % bei 10 276 Punkten lag. DoppelschlagZur Nervosität an den Märkten trägt der anstehende geldpolitische Doppelschlag in der neuen Woche bei. Nachdem die zurückliegende Sitzung der EZB sowie Äußerungen führender Vertreter der Notenbanken der USA und Japans für Verunsicherung gesorgt und die Anleiherenditen vorübergehend nach oben getrieben hatten, finden zum Sommerschluss an ein und demselben Tag die geldpolitischen Sitzungen der Fed und der Bank of Japan statt. Sie könnten heftige Marktschwankungen auslösen.Unabhängig davon, ob die Sitzungen zu einem “Sommerschlussverkauf” führen oder nicht, ist das Risiko eines “heißen Herbsts”, d.h. von Turbulenzen am Aktienmarkt, hoch. Dazu braucht man nicht auf den Saisonfaktor, die in der Vergangenheit regelmäßig im September und Oktober eingetretenen Markteinbrüche, zurückzublicken. Es gibt genug andere potenzielle Belastungsfaktoren. Neben eventuellen geldpolitischen Irritationen gehen von der Politik Risiken aus, insbesondere von der US-Präsidentschaftswahl. Hier hat der von den Märkten nicht gerade geschätzte republikanische Kandidat seinen Rückstand abgebaut, so dass sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen abzeichnet. Das könnte zumindest dazu führen, dass sich die Marktteilnehmer mit Käufen zurückhalten. Und auch über die Brexit-Risiken, die die Marktteilnehmer derzeit kalt zu lassen scheinen, ist noch nicht das letze Wort gesprochen. Dabei ist zu bedenken, dass sich die Bewertungen am US-Aktienmarkt auf einem hohen Niveau befinden und sich zudem sowohl der Konjunktur- als auch der Aktienmarktzyklus in einer sehr reifen Phase befinden und in nicht allzu ferner Zukunft enden werden.Konjunkturdaten werden in diesem Umfeld ebenfalls das Potenzial für Irritationen haben. Sie bieten derzeit ein unklares Bild, d.h. fallen abwechselnd recht robust und dann wieder wie zuletzt Einzelhandelumsatz und Industrieproduktion der USA schwach aus. Unter verschärfter Beobachtung sind daher die Einkaufsmanagerindizes zu halten, die sich nahe der 50-Punkte-Schwelle befinden, die Kontraktion und Expansion trennt. Am kommenden Freitag werden die Einkaufsmanagerindizes für Europa und die USA veröffentlicht.In rund drei Wochen beginnt dann die nächste Quartalsberichtssaison. Bislang wurden auch in diesem Jahr die Erwartungen an die Gewinne der Unternehmen enttäuscht. Sollten die Ergebnisse und mehr noch die Ausblicke der Unternehmen ab Oktober nicht den Geschmack des Publikums treffen, wäre auch dies ein Belastungsfaktor, der für unruhiges Wetter an den Aktienmärkten sorgen könnte.