Aktienrally hat noch Potenzial
Aktienrally hat noch Potenzial
Capital Group: Cash auf Rekordniveau – Ähnliches Muster wie in der Finanzkrise
kjo Frankfurt
Während sich weite Anlegerkreise in diesem Jahr auf eine scheinbar unvermeidliche Rezession in den USA und eine damit verbundene Marktschwäche eingestellt haben, hat sich der S&P 500 Index überraschend positiv entwickelt und hat allein in den ersten sechs Monaten um 16,9% zugelegt. Auch Europa und Japan konnten ihre starke Entwicklung fortsetzen und stiegen im gleichen Zeitraum um 13,6% bzw. 13%, gemessen am MSCI Europe und MSCI Japan Index in Dollar. Die Experten des Assetmanagers Capital Group sehen derzeit durchaus Faktoren, warum die Aktienrally noch weitergehen könnte und es nicht zu einem Einbruch kommen müsste, wie er derzeit vielerorten thematisiert wird.
So sind die Rekordbargeldbestände für die Capital Group, die ein Vermögen von mehr als 2,3 Bill. Dollar vornehmlich in langfristigen Vermögensanlagen verwaltet, ein positives Zeichen. „Der Rekordbestand an Bargeld und alternativen Geldanlagen könnte ein Katalysator für weitere Marktgewinne sein“, sagt Caroline Randall, Equity-Portfoliomanagerin bei der Capital Group. Die Geschichte zeige, dass Geldmarktanlagen ihren Höchststand bei oder in der Nähe von früheren Markttiefs erreicht hätten. Während der Corona-Pandemie im Mai 2020 hätten die Geldmarktfondsbestände nur wenige Wochen nach dem Tiefpunkt des S&P 500 im März ihren Höchststand erreicht.
Einem ähnlichen Muster seien die Vermögensströme während der globalen Finanzkrise gefolgt, als das Geldmarktfondsvermögen zwei Monate vor dem Tiefstand des S&P 500 am 9. März 2009 seinen Höchststand erreichte habe. Der Aktienmarkt habe in den dann folgenden drei Monaten eine Rendite von 40% und in weiteren sechs Monaten eine Rendite von 55% erreicht.
Bewertungen emporgeschossen
Die bisherige Rally könnte sich nach Ansicht von Randall noch ausweiten. Die Erholung am US-Aktienmarkt sei bislang begrenzt gewesen. In den zwölf Monaten bis zum 5. Juni seien 90% der Renditen des S&P 500 auf eine kleine Gruppe von Technologieunternehmen wie Microsoft, Nvidia, Meta und Alphabet entfallen. „Die Bewertungen dieser Aktien sind in die Höhe geschossen. Aber andere Bereiche des US-Marktes – und zudem die Märkte in Europa und Asien – bieten möglicherweise überzeugendere Bewertungen“, so Randall. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den S&P-500-Technologiesektor habe am 30. Juni beim 27,4-Fachen der Gewinne gelegen, verglichen mit dem 19,5-Fachen der Gewinne für den breiteren S&P 500. Die Bewertung für den breiteren MSCI Europe Index habe mit dem 12,4-Fachen des Gewinns unter dessen Zehnjahresdurchschnitt von 14,2 gelegen und dies selbst nach den jüngsten starken Renditen.
„Man muss die einzelnen Märkte und die einzelnen Unternehmen genau beobachten. Da die Marktführerschaft am US-Aktienmarkt unglaublich eng war, gibt es meiner Meinung nach immer noch einige interessante Anlagemöglichkeiten in einer Reihe von Sektoren und Regionen.“ Historisch gesehen seien auf enge Markterholungen oft Gewinne für den breiteren Markt gefolgt.
Doch wo sollten vorsichtige Anleger nach Chancen Ausschau halten? Für Randall ist Innovation der Schlüssel zur Identifizierung von Anlagechancen, nicht nur im Technologiesektor, sondern in der gesamten Wirtschaft. „Innovation war schon immer ein Weg zu Wachstum und langfristigem Erfolg“, sagt Randall, die eine Welle von Fortschritten in der Medizingeräteindustrie und bei Konsumgüterunternehmen beobachtet hat. Unternehmen wie Insulet und Dexcom würden Geräte für Diabetiker entwickeln, die mithilfe von Vorhersagealgorithmen eine Fernüberwachung und die Verabreichung von Medikamenten wie Insulin in kritischen Momenten ermöglichten.