Alan Greenspan warnt vor Blase am Bondmarkt

"Reale langfristige Zinsen viel zu niedrig"

Alan Greenspan warnt vor Blase am Bondmarkt

Bloomberg New York – Aktienmarktpessimisten, die nach Übertreibungen Ausschau halten, sollten sich lieber über die Anleihepreise Sorgen machen, meint der ehemalige amerikanische Notenbankgouverneur Alan Greenspan. Dort gebe es derzeit eine Blase, und wenn sie platze, sei dies schlecht für alle. “Nicht nachhaltig””Nach jedem Maßstab sind die realen langfristigen Zinsen viel zu niedrige und daher nicht nachhaltig”, so der 91-Jährige in einem Interview. “Wenn sie steigen, werden sie wahrscheinlich recht schnell steigen. Wir erleben eine Blase, nicht am Aktienmarkt, sondern in den Anleihepreisen. Dies ist am Markt nicht eingepreist. Das wirkliche Problem besteht darin, dass die langfristigen Zinsen steigen werden, wenn die Anleiheblase kollabiert. Wir bewegen uns auf eine veränderte ökonomische Phase zu, eine Stagflation, wie sie seit den siebziger Jahren nicht gesehen wurde. Das ist für Vermögenspreise nicht gut.” Vor allem Aktien würden in Mitleidenschaft gezogen, weil steigende Zinsen eines der wenigen verbliebenen Bewertungsargumente herausfordern würden, die noch für amerikanische Aktien sprächen.Die nicht unumstrittene, als Fed-Modell bekannte Theorie, die Greenspans Einschätzung zugrunde liegt, besagt, dass Investoren Aktien die Stange halten können, solange Anleihen stärker steigen als Aktien. Derzeit zeigt das Modell, dass sich Aktien auf einem selten günstigen Niveau relativ zu Anleihen befinden. Auf Basis inflationsbereinigter zehnjähriger Anleiherenditen von 0,47 % ist der Vorsprung der Gewinnrendite des Aktienindex S & P 500 mit 4,7 % um 21 % höher als sein 20-Jahres-Durchschnitt.