ALTERNATIVES INVESTMENT

Alternative Aktienstrategien bändigen volatile Märkte

Ucits-Fonds entwickeln sich in Phasen hoher Unsicherheit positiv. Die asymmetrischen Profile der Produkte senken das Risiko.

Alternative Aktienstrategien bändigen volatile Märkte

Von Armin SchmitzNach einer zwei Jahre andauernden Hausse haben die Turbulenzen an den europäischen Aktienmärkten jüngst wieder deutlich zugenommen. Das liegt zum einen an den Hoffnungen auf weitere geldpolitische Maßnahmen durch die Europäische Zentralbank und zum anderen an der Ukraine-Krise sowie den mit den Sanktionen des Westens gegenüber Russland verbundenen Konjunktursorgen. Das zehrt an den Kursen. Die Preisschwankungen sind deutlich angestiegen. Der Dax hat nach den Jahreshöchstkursen mittlerweile Richtung Süden gedreht. Während die US-Leitindizes von Rekordhoch zu Rekordhoch eilen, hinken die europäischen Marktbarometer hinterher. In der Spitze hat der Dax seit dem Rekordhoch im Juni bis zu 10 % verloren, ehe er sich durch die Aussicht auf weitere geldpolitische Lockerungen durch die Europäische Zentralbank erholen konnte. Die Sorgenkinder Griechenland, Portugal und Italien hingegen mussten zeitweilig Verluste von bis zu 30 % hinnehmen.Während die Gewinne von Aktienfonds, die Long-only-Strategien verfolgen, in dieser unruhigen Marktphase dahingeschmolzen sind, zeigten von allem Ucits-Fonds, die an Europas Aktienmärkten auf alternative Investmentstrategien setzen, wie schon in früheren Unsicherheitsphasen ihre Stärken. Je nach Markteinschätzung gehen sie eine Long-Position ein, indem sie eine Aktie kaufen, oder öffnen ein Short-Position, indem sie beispielsweise mit Derivaten auf fallende Kurse setzen. Auch die Verlierer schlagen den Gesamtmarkt Während der Euro Stoxx 50 im Juli einen Verlust von 3,4 % verbuchte, zeigt die Monatsstatistik des Hamburger Instituts Absolut Research für den gleichen Zeitraum, dass 96 % der alternativen Ucits-Fonds den europäischen Leitindex schlagen konnten. Die besten 25 % aller Fonds in dieser Kategorie schlossen den Juli im Schnitt mit einem Gewinn von 1,4 % ab. Die Verluste der 25 % schlechtesten Fonds schlugen mit Einbußen von 2,1 % im Mittel auch den europäischen Leitindex. In der Kategorie der Ucits-Fonds wertete Absolut Research 133 Produkte aus, die ein Volumen von 24 Mrd. Euro verwalten.Dass der Erfolg der alternativen Ucits-Fonds kein Zufall ist, demonstrierten die Fonds in den zurückliegenden zehn Jahren. Dieser Zeitabschnitt ist von ausgeprägten Berg-und-Tal-Fahrten der Aktienmärkte geprägt. So zeigt eine weitere Analyse von Absolut Research, dass der Euro Stoxx 50 im Zeitraum von Januar 2004 bis Juli 2014 eine Rendite von 4,3 % jährlich erzielte. Der europäische Leitindex hatte über diesen langen Zeitraum zwar um 0,3 Prozentpunkte die Nase vorn. Doch ihre Stärken zeigten die alternativen Ucits-Fonds vor allem in der Krise. Während der Euro Stoxx 50 einen Verlust von maximal 54 % aufwies, konnten die alternativen Ucits-Fonds den maximalen Drawdown auf 12 % begrenzen. Gründlicher Auswahlprozess notwendigDas hohe Interesse der Anleger an Finanzprodukten, mit denen sie gerade in Abwärtsphasen geringere Verluste als der Gesamtmarkt machen, hat das Produktangebot in den vergangenen Jahren deutlich wachsen lassen. Investoren haben mittlerweile die Qual der Wahl zwischen mehr als 130 Produkten. Da den alternativen Ucits-Fonds der Referenzindex fehlt, an dem sich die Anleger orientieren können, ist nach Ansicht der Analysten von Absolut Research ein gründlicher Auswahlprozess notwendig, um die positiven Eigenschaften der Fonds für das eigene Depot nutzen zu können.Im Dreijahreszeitraum führt der von Barry Norris und Greg Bennet betreute Argonaut European Absolute Return Fund (GB00B7MC0R90) mit einer Rendite von 13,7 % jährlich die Kategorie der Ucits-Fonds mit einem Investmentfokus in europäischen Aktien an.In den zurückliegenden fünf Jahren gelang ihm ein Wertzuwachs von 8,7 %. Norris verfolgt eine einfache Long-Short-Strategie auf europäische Aktien, mit der er kontinuierliche positive Renditen bei niedriger Volatilität und begrenztem Drawdown erzielen will. Das Risiko ist mit einer Volatilität von 8 % recht hoch, der maximale Drawdown beträgt – 4,8 %. Absolut Research hat eine Sharpe Ratio von 1,71 für die vergangenen drei Jahre berechnet. Dieser Fonds ist allerdings nur in der Schweiz und Großbritannien zum Vertrieb zugelassen.Deutlich konservativer ist der Henderson European Absolute Return Fonds (GB00B3CPX151), der von John Bennett und Leopold Arminjon verantwortet wird. Die Untersuchung von Absolut Research zeigt, dass der Henderson-Fonds im Zeitraum von August 2011 bis Juli 2014 eine Rendite von 12,4 % jährlich erzielte. Das Risiko liegt, gemessen an der Standardabweichung, bei lediglich 4,8 % p.a. Der maximale Drawdown beträgt lediglich minus 2 Prozent bei einem Drawdown von nur 2 %. Im Vergleich dazu wies der Euro Stoxx 50 zwischenzeitlich Verluste von rund 18 % auf. Die Sharpe Ratio von 2,56 ist nach Berechnungen von Absolut Research in der Kategorie der alternativen Ucits-Fonds mit einem Investmentfokus auf europäischen Aktien unerreicht. Über den Fünfjahreszeitraum kommt der Fonds auf eine Rendite von rund 7 %. Gemäß Morningstar erzielten Bennett und Arminjon eine um 2 Prozentpunkte bessere Rendite als der Kategoriedurchschnitt.Um langfristig diese positive Renditen zu erwirtschaften, investiert der Fonds in europäische Aktien inklusive Unternehmen aus Großbritannien. Die Fondsmanager gehen dabei Long- wie auch Short-Positionen ein. Der Anteil von mehr als 18 % aus dem Bereich Health Care zeigt, dass das Portfolio einen Schwerpunkt bei den defensiven Werten hat. Zuletzt ging Bennett davon aus, dass der aktuelle Zyklus an den Aktienmärkten noch etwas Raum hat, obwohl er einige Schatten auf den Märkten sah wie zuletzt zwischen 2005 und 2007. Doch dem Markt fehlen einige Übertreibungen, die das Jahr 2007 kennzeichneten. Ende Juli waren die Fondsmanager eine große Short-Position über Indexkontrakte eingegangen. Bei den Long-Positionen lag der Schwerpunkt auf britischen und deutschen Unternehmen.Anleger, die ein möglichst geringes Risiko schätzen, finden sicherlich in dem von Charles-Henri Nême und Pierre Bernardin verantworteten Exane Funds 1 Exane Ceres Fund A (LU0284634564) ein geeignetes Chance-Risiko-Profil. Bei einer Rendite von 3,5 % jährlich konnten Nême und Bernardin das Risiko in dem Dreijahreszeitraum auf – 2,1 % bei einem maximalen Drawdown von – 1,8 % begrenzen. Die Sharpe Ratio beträgt 1,67. Die Fünfjahresrendite beträgt 4,6 % jährlich. Selbst das Krisenjahr 2008 schloss der Exane-Fonds mit einem Gewinn von 8,9 % ab. Seit seinem Start im Februar 2007 hat der Fonds in keinem Jahr Verluste verzeichnet. Selektion aus einem engen SektorenuniversumDer Exane Ceres Fund investiert in europäische Aktien aus den Sektoren Konsum, Retail, Medien und Business Services. Nême und Bernardin können dabei sowohl long als auch short gehen. Eines der wichtigsten Ziele ist, eine möglichst marktneutrale Positionierung einzunehmen. Die Leistung des Fonds hat allerdings ihren Preis. Neben einer Verwaltungsgebühr von 1,5 % jährlich fällt eine leistungsabhängige Vergütung von 20 % an, wenn die Performance des Fonds den Eonia-Zinssatz mit einem Aufschlag von 1 % übertrumpft. Mit einer Gesamtkostenquote, die Morningstar zufolge bei 2,09 % liegt, bewegt er sich am oberen Ende die Kategorie.Der Exane Ceres Fund ist ein Beispiel dafür, dass die Kosten für die aktiv gemanagten alternativen Ucits-Fonds deutlich höher liegen als die von passiven Indexfonds. Aufgrund der aufwendigen Strategien, die die Fondsmanager verfolgen, ist dies verständlich. Hinzu kommt in vielen Fällen noch eine performanceabhängige Vergütung. Letztlich fällt der große Abstand zwischen den preiswerteren und den sehr teuren Produkten innerhalb der Kategorie auf. Dieser Spread kann sogar mehr als 100 % betragen. Während Morningstar beispielwsweise für den Absolute Insight Equity Market Neutral Fund Class B1p Acc eine Gesamtkostenquote von 1,21 % ermittelt hat, kommt das Analysehaus beim MW Developed Europe TOPS (Ucits) D Euro (IE00B44XJK54) auf laufende Kosten von 2,69 %. Auch der gemessen am Sharpe Ratio beste Fonds, der Henderson European Absolute Return Fonds, liegt mit einer Gesamtkostenquote von 1,89 % deutlich darunter. Die Analysten von Morningstar haben in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass hohe Fondskosten Performance-Killer par excellence sind. Auswertungen bei Morningstar haben wiederholt ergeben, dass die Kosten eines Fonds einen wichtigen Indikator für seine künftige relative Performance darstellen.Aufgrund der Chance-Risiko-Profile eignen sich viele der Top-Ucits-Fonds, die alternative Investmentstrategien verfolgen, im Rahmen einer Core-Satellite-Strategie dazu, die Kursschwankungen des Portfolios zu dämpfen. “Anstatt sich immer wieder in Gänze den Marktbewegungen auszusetzen, kann durch den Einsatz EU-regulierter alternativer Strategien vom Potenzial der Aktienmärkte profitiert werden, wenn auch nicht in vollem Umfang. Gleichzeitig ist aber die Gefahr geringer, das Risikobudget zu verbrauchen, so dass langfristig attraktive Rendite-Risiko-Profile entstehen können”, sagt Michael Busack, Geschäftsführer von Absolut Research. Ein Stresstest in einer abwärts gerichteten Marktphase, wie sie im Krisenjahr 2008 bestand, steht bei vielen Fonds noch aus. Der Anleger ist also gut beraten, vor dem Kauf die Fondsmanager und deren Strategien zu analysieren.