Amerikanische Terminbörse ICE übernimmt Nyse Euronext

Aktionären werden 8 Mrd. Dollar geboten - Nyse-Aktie springt um 33 Prozent

Amerikanische Terminbörse ICE übernimmt Nyse Euronext

ck/ku Frankfurt – Kurz vor den Feiertagen ist das Börsenfusionskarussell überraschend wieder in Bewegung gekommen. Der in Atlanta / Georgia ansässige, auf Energierohstoffe fokussierte Terminmarktbetreiber Intercontinental Exchange (ICE) und die Nyse Euronext haben sich auf ihren Zusammenschluss geeinigt. Nach der von den Boards abgesegneten Vereinbarung wird die ICE den New Yorker Börsenbetreiber für 8,2 Mrd. Dollar übernehmen.Den Anteilseignern der Nyse Euronext werden 33,12 Dollar je Aktie geboten. Gegenüber dem von der Ankündigung noch unbeeinflussten Schlusskurs vom Mittwochabend errechnet sich eine üppige Prämie von knapp 38 %. Die Summe soll zu ungefähr 67 % in ICE-Aktien und zu 33 % in bar entrichtet werden. Die Aktie der Nyse Euronext reagierte mit einem Kursasprung und wurde im frühen Handel an der Wall Street mit einem Gewinn von 33 % bei 32 Dollar gehandelt. Die Aktie der ICE notierte mit einem Minus von 0,6 % bei 127,50 Dollar. Im Frühjahr 2011, als Nyse Euronext und die Deutsche Börse ihren Zusammschluss vereinbart hatten, hatte die ICE bereits einmal ein gemeinsames Gegengebot mit der Nasdaq OMX für die Nyse für rund 11,5 Mrd. Dollar abgegeben, das von dem New Yorker Börsenbetreiber jedoch abgelehnt worden war.Die ICE zielt mit der Übernahme neben dem US-Aktienoptionsgeschäft der Nyse vor allem auf die europäische Derivatebörse Liffe, die der Hauptkonkurrent der Deutsche-Börse-Tochter Eurex ist. Die ICE würde sich damit eine starke Präsenz in Europa sichern, was ihrem Hauptwettbewerber, der weltgrößten Derivatebörse CME Group, bislang nicht so recht gelungen ist. Als wenig attraktiv sieht ICE-Chairman und CEO Jeffrey Sprecher offensichtlich das europäische Aktienhandelsgeschäft von Nyse Euronext an. Dieses soll unter Wiederbelebung des Namens Euronext an die Börse gebracht werden. Durch die Übernahme biete sich für die ICE eine ganze Reihe von Wachstumsmöglichkeiten, betonte Sprecher. Zudem werde die Wettbewewerbsintensität in den europäischen und US-Märkten vergrößert.Den Anteilseignern werden zudem umfangreiche Synergien versprochen. So sollen bereits ab dem zweiten vollen Geschäftsjahr nach Vollzug der Übernahme Kosten in Höhe von 450 Mill. Dollar eingespart werden. Bereits im ersten Jahr nach der Fusion sollen die Erträge um 15 % gesteigert werden.Die Übernahme werde in der zweiten Jahreshälfte 2013 abgeschlossen sein. Zustimmen müssen noch die Aktionäre sowie die Aufsichts- und Kartellbehörden. Wegen der weitgehend komplementären Aktivitäten von ICE und Nyse Euronext dürften die kartellrechtlichen Hürden der Übernahme gemäß ersten Einschätzungen von Analysten deutlich niedriger sein als bei dem Fusionsversuch von Deutscher Börse und Nyse Euronext oder bei der gemeinsamen Offerte für den New Yorker Börsenkonzern durch ICE und Nasdaq OMX, die den Zusammenschluss mit den Frankfurtern im vergangenen Jahr torpedieren sollte.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 5- Personen Seite 16