Analysten erwarten noch niedrigere Zinsen

J. Safra Sarasin rechnet auch mit EZB-Anleihekäufen

Analysten erwarten noch niedrigere Zinsen

ku Frankfurt – In den vergangenen Wochen haben die Renditen am Bondmarkt deutlich unter Druck gestanden. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel auf ein Rekordtief von -0,41 % und damit zeitweise sogar unter das Niveau der Einlagenfazilität der Europäischen Zentralbank (EZB). Dies ist bemerkenswert, wie Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank, anmerkt: “Demnach erschien es Investoren also zumindest vorübergehend attraktiver, ihr Geld in langlaufende Bundesanleihen zu investieren, obwohl sie dafür selbst im Vergleich zur sicheren, flexiblen und kurzfristigen Anlage bei der EZB einen zusätzlichen Strafzins berappen müssen.” Dies kann ein klarer Hinweis auf weitere Renditerückgänge gewertet werden.Viele Analysten gehen davon aus, dass noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Dafür spricht, dass die US-Notenbank Federal Reserve wie auch die EZB weitere Leitzinssenkungen in ins Auge fassen. Seit dem Auftritt von Notenbankpräsident Mario Draghi vor dem EZB-Forum in Sintra am 18. Juni hat sich die Rendite von Bundesschatzanweisungen um rund 15 Basispunkte zurückgebildet, was laut DZ Bank dafür spricht, dass die Marktteilnehmer anlässlich der nächsten Sitzung des EZB-Rats am 25. Juli mit einer Senkung des Einlagesatzes zwischen 10 und 20 Basispunkten (BP) rechnen. Die Anlageexperten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) erwarten für das dritte Quartal einen EZB-Einlagensatz von -0,5 %. Auch bei der schweizerischen Privatbank J. Safra Sarasin rechnet man mit einer Zinssenkung sowie mit einem zusätzlichen geldpolitischen Stimulus, der am 25. Juli angekündigt werden könnte. Sie denken dabei an die Wiederaufnahme des 2016 gestarteten Anleihenkaufprogramms ab September, was der EZB die Möglichkeit geben könnte, über den Sommer ihre Geldpolitik neu zu kalibrieren. Und auch für die Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed am 30./31. Juli wird gemäß den Fed Funds Futures von einer Senkung um 25 BP ausgegangen, wobei einige Ökonomen sogar 50 BP erwarten.Damit stellt sich die Frage, wie weit die Renditen noch sinken werden. Christoph Rieger von der Commerzbank sagte im Interview der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 12. Juli), er rechne zum Jahresende mit -0,5 % bei zehnjährigen Bundesanleihen und 1,25 % bei entsprechenden US-Treasuries.Bei der DZ Bank ist man der Ansicht, dass erst ab -1,20 % der “ganz rote Bereich” beginnt. Analyst René Albrecht betont aber, dass eine Materialisierung der aktuellen Risikofaktoren die Voraussetzung für abermals deutlich niedrigere Bundrenditen wäre. “Eine daraus folgende Angst-Rally könnte das Angebot an Bunds verknappen”, befürchtet er. Anleger, die bei fallenden Zinsen oder einem Aktiencrash zehnjährige Bundesanleihen kaufen müssten, könnten dann kurzfristig in die Situation geraten, einen nochmals deutlich höheren Preis zahlen zu müssen als derzeit. Spanien tritt aufIn der neuen Handelswoche stehen derweil die Emissionen von Staatsanleihen aus Frankreich und Spanien am Donnerstag auf dem Programm. Spanien bringt voraussichtlich Papiere im Volumen von 3,8 Mrd. Euro mit Fälligkeiten zwischen 2014 und 2066. Frankreich bietet voraussichtlich Titel im Volumen von 9 Mrd. Euro mit Fälligkeiten zwischen 2022 und 2025 sowie inflationsgeschützte OATs im Volumen von 1,5 Mrd. Euro an. Auftreten wird auch die deutsche Finanzagentur bereits am Mittwoch mit dreißigjährigen Anleihen im Volumen von 1 Mrd. Euro.