Analysten fürchten größere politische Risiken
Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtAn den Handelstagen nach dem Trump-Wahlsieg ist der für diesen Fall von vielen Analysten befürchtete Absturz der Märkte der entwickelten Länder zwar ausgeblieben. Dennoch kann man von lebhaften Reaktionen sprechen. Es finden derzeit größere Umschichtungen statt, mit denen sich die Anleger auf die Politik Trumps, über die es aber bislang eigentlich nur Vermutungen gibt, einstellen wollen. Zumindest aus Sicht der Emerging Markets deutet sich aber doch eine Art Absturz an, denn die Assets aus diesen Ländern werden von den Anlegern zunehmend gemieden, womit sie auf Äußerungen von Trump reagieren, der die Heimholung von Arbeitsplätzen versprochen hat. Wie die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) schreiben, müsse die allgemeine Schwäche der Schwellenländer aber nicht ausschließlich mit einer protektionistischen Handelspolitik unter Trump erklärt werden, denn mit dem Renditeanstieg von US-Staatsanleihen verlören die Emerging Markets an relativer Attraktivität.Was die künftige Ausrichtung der Politik Trumps und damit ihre Gefährlichkeit für die Märkte betrifft, so sind die Experten der Helaba relativ entspannt. Sie versehen ihr neues Szenario mit der Bemerkung: “Das Amt prägt den Menschen”. “Trump vollzieht daher in einigen Fragen eine 180-Grad-Wende, vergisst Wahlversprechen und wird vom Kongress an entscheidenden Stellen auf den Boden der Realität geholt”, sagen sie voraus. Dies gelte jedoch nicht für alle seine Wahlkampfversprechen. Einige seiner Ansätze werde er durchziehen. So sei mit selektiven Handelsbeschränkungen und Maßnahmen gegen Einwanderung zu rechnen. In der Sozialpolitik sei die Rückabwicklung der Gesundheitsreform Barack Obamas wahrscheinlich. Die Haushalts- und Steuerpolitik werde eher expansiver; Bürokratie und Regulierung würden dagegen tendenziell abgebaut. Dies hat nach Einschätzung der Experten der Helaba durchaus Folgen für die US-Konjunktur und damit für die Märkte: Das Wachstum 2017 werde in den USA mit 2,2 % etwas geringer ausfallen als bislang erwartet. Allerdings sei der Effekt auf Deutschland nur leicht negativ. Gleichwohl reduzieren sie das Kursziel für den Dax per Jahresende von 11 200 Punkte auf 10 800 und für das zweite Quartal 2017 von 12 000 auf 11 600 Zähler.Nach Einschätzung der Analysten der DZ Bank sind die Aussichten für den deutschen und europäischen Aktienmarkt nach der Trump-Wahl kurzfristig “nicht schlecht”. Langfristig seien sie aber noch nicht kalkulierbar, räumen sie ein. Allerdings stellen sie fest, dass sich die Eckvariablen des volkswirtschaftlichen und zinspolitischen Szenarios auch nach der US-Präsidentenwahl nicht grundlegend verändert hätten. Daher gehen sie für den Dax für die Jahresmitte 2017 unverändert von 11 500 Punkten und für das Jahresende von 12 000 Zählern aus. Allerdings nehmen die Risiken Nach Ansicht der DZ Bank-Analysten zu.