AUSBLICK

Analysten misstrauen der Dax-Erholung

Helaba sieht Gefahr einer Bullenfalle - Zinssitzung der EZB steht am Donnerstag im Mittelpunkt

Analysten misstrauen der Dax-Erholung

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtFür Aktienanleger ist es eine sehr erfreuliche Woche gewesen: Der Dax hat binnen fünf Handelstagen fast 4 % zugelegt. Der Anstieg erfolgte in einem europäischen Umfeld, das durch Konjunkturschwäche und Deflationsgefahr gekennzeichnet ist: Zuletzt ist die Inflationsrate in Deutschland auf 0,8 % gesunken, sie befindet sich damit weit unter der Zielgröße der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Eurozone von 2 %.Für das Kursfeuerwerk verantwortlich sind die Notenbanken sowie die robuste US-Konjunktur: Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) ist hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung zuversichtlich, zudem ist der Anstieg des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal höher ausgefallen als von US-Ökonomen avisiert. Da der US-Markt insbesondere für deutsche Blue Chips sehr wichtig ist, hat die Nachricht am Aktienmarkt Widerhall gefunden. Und die Bank of Japan hat am Freitag mitgeteilt, dass sie ihre Stützungsmaßnahmen für die japanische Volkswirtschaft noch einmal kräftig aufzudrehen gedenkt. Das könnte der EZB, die die Zinsen noch für eine lange Zeit sehr niedrig halten will, Rückendeckung geben. Für exportorientierte börsennotierte Unternehmen ist zudem positiv, dass der Euro weiter nachgegeben hat. Am Freitag ist er zeitweise unter die Marke von 1,25 Dollar gefallen. Aussichten eingetrübtDie Frage ist nun, ob sich damit die zuletzt eingetrübten Aussichten für den europäischen Aktienmarkt wieder spürbar aufgehellt haben. Die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sind eher skeptisch. Sie weisen darauf hin, dass sich die Situation für Aktien fundamental zuletzt nicht wirklich verbessert habe. Zwar habe in der Quartalssaison mit rund 70 % die überwiegende Mehrheit der Unternehmen aus dem amerikanischen Leitindex Standard & Poor’s (S & P 500) die Analystenerwartungen übertroffen. Dies sei aber in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Schätzungen der Analysten im dritten Quartal deutlich reduziert worden seien. Die Analysten wittern eine Bullenfalle, weil am US-Aktienmarkt angesichts der Dauer der Hausse und der Stetigkeit des Kursanstiegs die Sorglosigkeit immer weiter wachse. Das Chance-Risiko-Verhältnis sei ausgesprochen unattraktiv. Für Anleger lohne es sich daher nicht, auf den fahrenden Zug zu springen. Unliebsame ÜberraschungenDie Aktienexperten der DZ Bank sind ebenfalls zurückhaltend. Sie befürchten, dass unter den europäischen Unternehmen die Dax-Konzerne wegen ihrer Exportstärke überproportional unter dem sich verschlechternden Konjunkturumfeld leiden. Der schwache Euro und die fallenden Rohstoffpreise wirkten zwar positiv. In den beiden verbleibenden Monaten des Jahres würden diese Faktoren aber nicht mehr ihre volle Kraft entfalten. Dementsprechend würde speziell in den zyklischen Sektoren noch die eine oder andere unliebsame Überraschung anstehen, befürchten sie.In der neuen Börsenwoche steht die EZB-Zinssitzung am kommenden Donnerstag im Mittelpunkt des Interesses. Was zusätzliche Maßnahmen zur Konjunkturstützung betrifft, so werde der EZB-Rat wegen des gerade angelaufenen Covered-Bonds-Ankaufprogramms und des zweiten zweckgebundenen Langfristtenders im Dezember aber erst einmal stillhalten, vermuten die Analysten der Postbank. Dennoch werde die Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi spannend, weil es darum gehe, inwieweit sich Draghi die Tür für zusätzliche Maßnahmen wie den Ankauf von Staatsanleihen offenhält. In der Oktober-Pressekonferenz habe er sich in dieser Hinsicht noch merklich zurückgehalten.