Analysten raten zu Autowerten
Die deutschen Automobilwerte haben von der Konjunkturerholung und von Nachholeffekten seit dem Ende der Finanzkrise stark profitiert – was sich auch in den Kursen niedergeschlagen hat. Analysten sind für Daimler, BMW und Volkswagen auch weiterhin positiv gestimmt.Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtSeit dem Ende der Finanzkrise haben sich die deutschen Automobilaktien ziemlich positiv entwickelt. Getragen von der kräftigen Erholung in der Branche und der Tatsache, dass sich mit den Engagements im Premiumsegment besser leben lässt als mit einer reinen Ausrichtung auf das Brot-und-Butter-Geschäft, haben die Kurse von Daimler, BMW und VW in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. So hat sich der Wert der Daimler-Aktie in den vergangenen drei Jahren fast verdoppelt. BMW legten in der Zeitspanne um rund 75 % zu und Volkswagen-Vorzüge um immerhin rund 60 %.Damit stehen die drei Aktien freilich an der Börse nicht besser da als die Titel anderer europäischer Autokonzerne. So haben sich die Kursniveaus von Fiat und Renault auf Sicht von drei Jahren verdoppelt bzw. mehr als verdoppelt – womit an der Börse die laufenden Restrukturierungsbemühungen dieser Konzerne honoriert worden sind. Nur Peugeot – bei dem Unternehmen hat der Turnaround im Grunde erst im laufenden Jahr ernsthaft begonnen – ist mit einem Kursanstieg in den drei Jahren von nur 20 % abgeschlagen.Zuletzt wurden die deutschen Autoaktien allerdings von der Korrektur am europäischen Aktienmarkt getroffen, so dass sich nun Daimler und Volkswagen-Vorzüge im Vergleich zum Stand per Jahresanfang leicht um 1,6 % bzw. 15,9 % im Minus befinden, und BMW auf ein kleines Plus von 2,9 % kommen. Zum Vergleich: Seit Jahresanfang weist der Dax ein Minus von 3,3 % aus.In der jüngsten Kursentwicklung spiegeln sich auch die Sorgen um die globale Konjunktur wider. So sind zuletzt in Europa und auch in China die Frühindikatoren deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der Gesamtmarkt hat darauf reagiert, konjunktursensible Werte wie Automobilaktien aber noch stärker, zumal Branchenexperten wie Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen für den Sektor weltweit dunkle Wolken aufziehen sehen. Auch andere Experten sind der Ansicht, dass die Nachholeffekte, welche die Nachfrage seit dem Ende der Finanzkrise angetrieben haben, nun allmählich nachlassen. Positive EinschätzungDamit stellt sich die Frage, wie die Analysten die weiteren Perspektiven für die deutschen Autoaktien sehen. Die Antwort darauf fällt eindeutig aus: nach wie vor sehr positiv. Gemäß dem von Bloomberg ermittelten Marktkonsens werden auf Sicht von zwölf Monaten weitere Kursgewinne zwischen 16 % und 26 % erwartet.Bei der Daimler-Aktie rechnen die Analysten im Durchschnitt mit einem kräftigen Kursanstieg innerhalb der kommenden zwölf Monate von 21 %. Von insgesamt 44 Analysten, die den Titel auf dem Radarschirm haben, raten 28 zum Kauf. So erwarten beispielsweise die Analysten der Nord/LB, dass Daimler im Pkw-Bereich mehr und mehr zu den Konkurrenten BMW und Audi aufschließt. Die Gewinnmarge werde zwar schwächer ausfallen, allerdings werde diese mit Blick auf die junge Modellpalette in den nächsten Quartalen weiter zulegen können. Auch bei Independent Research ist man davon überzeugt, dass die fundamentalen Aussichten für Daimler gut bleiben. Nur vier Häuser legen ihren Kunden nahe, die Titel zu verkaufen.Der BMW-Aktie wird vom Marktkonsens bis Anfang September kommenden Jahres ein Plus von 16 % vorhergesagt. Von 46 Banken empfehlen immerhin 25 den Kauf, nur drei Analysten raten zum Ausstieg. Bei der DZ Bank betont man, der Münchener Konzern habe im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen. Das Unternehmen werde mittelfristig von seiner nachhaltigen Ausrichtung profitieren. Und bei der Baader Bank spricht man von einem “starken Produktmix”, den BMW aufweise.Mit 26 % ist das Kurspotenzial, das der Volkswagen-Vorzugsaktie gemäß der Konsensschätzung zugeschrieben wird, besonders groß. Von 42 Analysten halten 26 einen Kauf für ratsam, nur 3 wollen bei dem Investment den Stöpsel ziehen. Analysten zeigen sich besonders von dem neuen Kostensenkungsprogramm angetan, dessen Planung der Konzern bestätigt hat. Für die DZ Bank ist VW der Sektorfavorit mit einer guten Positionierung auf Markt- und Markenebene.—– Bericht zur Autobranche Seite 7