Geld oder BriefDer größte Brauereikonzern der Welt

Analysten raten zum Kauf von Anheuser-Busch Inbev

Anheuser-Busch Inbev, der größte Brauereikonzern der Welt, hat mit seinen jüngst veröffentlichten Quartalszahlen und der Ankündigung des ersten Aktienrückkaufprogramms der Firmengeschichte die Marktakteure positiv gestimmt. Analysten raten mit Nachdruck zum Kauf der Aktie und billigen dem Euro-Stoxx-50-Wert im Schnitt ein Kurspotenzial von 17% zu.

Analysten raten zum Kauf von Anheuser-Busch Inbev

Geld oder Brief

Analysten raten zum Kauf von Anheuser-Busch Inbev

Von Martin Dunzendorfer, Frankfurt

Anheuser-Busch Inbev, der größte Brauereikonzern der Welt, hat mit seinen am vergangenen Dienstag veröffentlichten Quartalszahlen und der Ankündigung des ersten Aktienrückkaufprogramms der Unternehmensgeschichte die Marktakteure positiv gestimmt. An der Brüsseler Börse ging es am gleichen Tag um 5,5% bergauf. Dabei war der Zwischenbericht nicht ohne Makel: Der weltweite Bierabsatz – ein in der Branche stark beachtetes Erfolgsmerkmal – ging um 4% zurück, und im Nordamerikageschäft gibt es große Probleme; zuletzt hatte die AB-Inbev-Marke Bud Light infolge einer Kontroverse über eine Werbeaktion mit einer Transgender-Influencerin ihren Spitzenplatz auf dem US-Biermarkt, den das Label viele Jahre innehatte, verloren.

Positiv fielen in der Mitteilung auf, dass die spürbaren Preiserhöhungen durch den Konzern zwar Absatzverluste brachten, ein starker Rückgang oder gar Einbruch aber ausblieb. Dies in Verbindung mit gestiegener Nachfrage nach teureren Biersorten sorgte für das insgesamt positive Zahlenwerk. Besonders der operative Gewinn (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Ebitda) und das organische Umsatzwachstum fielen höher aus als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Der angekündigte Aktienrückkauf falle zwar mit 1 Mrd. Dollar nicht hoch aus, meinte Trevor Stirling vom US-Analysehaus Bernstein Research, sei aber ein wichtiges psychologisches Signal.

Drei von vier Analysten heben den Daumen

Wie üblich folgten auf die Bekanntgabe der Quartalszahlen zahlreiche Analystenkommentare zu AB Inbev, in denen die vorherigen Bewertungen und Kursziele fast ausnahmslos bestätigt wurden. Bloomberg hat insgesamt 31 Anlageurteile zur Aktie gesammelt: 23 (74%) raten mit mehr oder weniger Nachdruck zum Kauf, sechs empfehlen „Halten“ oder sind für das Papier „Neutral“ gestimmt; lediglich zwei Analysten raten zum „Verkauf“. Das von Bloomberg ermittelte Konsensrating für AB Inbev lautet auf 4,4, was in Worte übertragen etwa so viel bedeutet wie „Kaufen, am besten sofort“. 

Das durchschnittliche Kursziel für die AB-Inbev-Aktie gibt Bloomberg mit 63,73 Euro an. Gemessen am aktuellen Kursniveau von rund 54,50 Euro entspricht das einem Aufwärtspotenzial von 17%. Seit Jahresbeginn hat das Papier allerdings 3% verloren und liegt nur gut 5 Euro über dem 52-Wochentief von 49,16 Euro. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 110 Mrd. Euro gehört AB Inbev zu den zehn schwersten Unternehmen im Euro Stoxx 50. Da der Leitindex für Blue Chips aus der Eurozone seit Jahresanfang um 10% zugelegt hat, ist die Bierkonzern in diesem Vergleich ein Underperformer.

Weit vor Heineken und Carlsberg

Die global größten Wettbewerber von AB Inbev sind die niederländische Heineken (rund 300 Marken, neben Heineken u.a. Amstel, Desperados, Foster’s und Tiger) und die dänische Carlsberg (über 500 Marken, neben Carlsberg u.a. Tuborg, Kronenbourg 1664 und Feldschlösschen). Beide Bierkonzerne liegen jedoch sowohl nach Umsatz als auch nach Börsenwert deutlich hinter den Belgiern: So kommt Heineken auf eine Kapitalisierung von 48,5 Mrd. Euro, Carlsberg auf umgerechnet 11,7 Mrd. Euro. AB Inbev nennt – wie Carlsberg – mehr als 500 Marken sein eigen, u.a. Beck’s, Budweiser, Stella Artois sowie viele lokale Marktführer wie Aguila (Kolumbien), Brahma (Brasilien), Corona und Modelo (Mexiko). Die hohe Zahl an Marken kommt zustande, weil jede Variation einer Kernmarke (z.B. Beck’s) als eigene Marke gezählt wird.

Vergleicht man die Bewertungskennzahlen von AB Inbev mit denen von Heineken und Carlsberg, tun sich keine großen Unterschiede auf, wie dies in anderen Branchen oft der Fall ist. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis von AB Inbev für 2023 auf Basis der durchschnittlichen Ergebnisschätzung der Analysten laut Bloomberg bei 19,4. Die Differenz zu Heineken (17,9) und Carlsberg (16,1) ist überschaubar und nimmt für die Jahre 2024 und 2025 sogar noch ab, in denen das KGVe für die betrachtete Aktie auf 16,6 und 14,4 sinkt. Das erwartete Kurs-Cashflow-Verhältnis von AB Inbev für dieses Jahr beträgt etwa 10, während Heineken und Carlsberg geringfügig höher liegen. Positiv hebt sich das Börsenschwergewicht in der Kurs-Buchwert-Quote ab, das Bloomberg für 2023 mit 1,5 angibt; Heineken kommt auf 2,4 und Carlsberg auf 3,7. Die umgekehrte Reihenfolge ergibt sich beim Kurs-Umsatz-Verhältnis: Hier liegt Carlsberg (2,0) vor Heineken (2,3) und AB Inbev (3,3).

Keine starke Abweichung

Aufgrund der nicht weit auseinanderliegenden Bewertungskennziffern für das laufende und die Folgejahre überrascht es nicht, dass die Empfehlungen für Heineken und Carlsberg nicht stark von AB Inbev abweichen. Für den niederländischen Konzern ergibt sich auf Basis von 26 Analystenurteilen ein Konsenswert von 4,3 (starke Kaufempfehlung) mit einem Durchschnittskursziel von 102,15 Euro (aktuell: 85,90 Euro) und für den dänischen Bierproduzenten bei 29 Voten 3,9 (Kaufempfehlung) mit einem Kursziel von 1.070 dkr (aktuell: 844 dkr).

Beck´s-Brauerei in Bremen ist die größte in Deutschland

Deutschland bezeichnet AB Inbev als einen der „größten und wichtigsten Märkte“. Doch ist der Umsatzanteil hierzulande gemessen an der Quote in den meisten anderen Ländern, in denen AB Inbev vertreten ist, unterdurchschnittlich. Das liegt auch am stark fragmentierten Biermarkt mit den großen Konkurrenten Radeberger (u.a. Jever und Schöfferhofer), Oettinger, Krombacher und Bitburger sowie vielen kleinen Brauereien.

In Deutschland betreibt AB Inbev vier Brauereien; die Anlage in Bremen, wo Beck’s und Haacke-Beck produziert wird, ist die größte Brauerei hierzulande überhaupt. Daneben unterhält der Konzern Brauereien in München (Franziskaner, Spaten, Löwenbräu), Issum (Diebels) und Wernigerode (Hasseröder). Aus dem internationalen Portfolio werden in Deutschland die Marken Corona und das aus Belgien stammende Leffe vertrieben. Umgekehrt wird Beck’s in über 100 Ländern verkauft.