Andere Strategien für Hedgefonds erforderlich
Alternative Investments und insbesondere Hedgefonds sind Diversifizierungsstrategien, die bei weniger günstigen Marktbedingungen tendenziell besser abschneiden als traditionelle Vermögenswerte. Ihre geringe Volatilität erklärt unter anderem, warum institutionelle Anleger im Zuge der globalen Finanzkrise massiv in Hedgefonds investierten.Dass die Bewertungen von traditionellen Anlageklassen derzeit hoch sind, ist weitgehend unumstritten. In der Folge sind ihre erwarteten Renditen erheblich gesunken. Gleichzeitig befindet sich die gegenwärtige, 2009 begonnene Expansion der US-Wirtschaft in einer sehr späten Phase des Zyklus.Mit dem Ablauf des Jahres 2017 hat die Expansion bereits seit mehr als 100 Monaten angehalten – deutlich länger als die 75 Monate, die Expansionszyklen seit den 1960er-Jahren im Schnitt dauern. Der Rekord liegt bei 120 Monaten, und wenn die US-Wirtschaft in den nächsten Monaten nicht in eine Rezession rutscht, was unwahrscheinlich erscheint, wird die aktuelle Expansionsphase wohl die zweitlängste in der Geschichte der US-Volkswirtschaft. Die Annahme, dass der amerikanische Präsident Donald Trump während seiner Amtszeit eine Rezession erleben wird, erscheint daher angemessen. Risikoaktiva dürfte dies angesichts ihrer hohen Bewertungen erheblich belasten. Heterogene AnlageklasseMittelfristig sind die Marktbedingungen daher für Hedgefonds durchaus günstig. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass es sich bei Hedgefonds um eine heterogene Anlageklasse handelt. Selbst im Jahr 2017, das mit einer Performance von 4,2 % (Lyxor Hedge Fund Index, per 29. Dezember 2017) zum besten Jahr seit 2013 wurde, gab es eine breite Streuung zwischen den einzelnen Strategien – von 1,0 % im Lyxor Global Macro Index bis zu 7,5 % im Lyxor Event Driven Index.Manche Strategien eignen sich besser für frühe Phasen des Konjunkturzyklus, andere hingegen besser für das aktuelle Umfeld. Es lohnt also, eine Typologie von Hedgefonds-Strategien je nach Marktbedingungen zu betrachten.Wir sind der Auffassung, dass sich in der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus Strategien mit einem Schwerpunkt auf Wachstum und Kapitalerhalt besser entwickeln dürften. Sie verfügen über ein moderat niedriges Aktien-Beta und eine mittlere Korrelation zu Risiko-Assets. Dies trifft auf drei Strategien zu, für die wir derzeit unsere Übergewichtungsempfehlung aufrechterhalten: Merger Arbitrage, Fixed Income Arbitrage und diversifizierte Global-Macro-Fonds.Merger Arbitrage ist aufgrund des sehr niedrigen Betas, das wir auf rund 10 % schätzen, unserer Ansicht nach besonders attraktiv. Fixed Income Arbitrage eignet sich in einem Umfeld, in dem steigende Anleiherenditen erwartet werden, zudem zur Diversifizierung von Long-only-Anleihenportfolios. Die Strategie entwickelt sich tendenziell gut, wenn die Renditen von Anleihen steigen.In Phasen der Rezession sind es hingegen CTAs (CTA steht für Commodity Trading Advisor, ein Anlageprodukt auf Basis von Terminkontrakten) und marktneutrale Long/Short-Equity-Strategien, die mit ihrer extrem geringen Korrelation von nahezu null zu Risiko-Assets geeignet sind, attraktive Renditen zu erzielen. Allerdings haben sie tendenziell – mit einigen Ausnahmen – Probleme, dies auch langfristig zu erreichen.Dementsprechend schwach war im vergangenen Jahr auch ihr Beitrag zur Performance der Hedgefonds insgesamt (Long/Short-Equity Market Neutral stieg um 0,7 %). Solange wir nicht von einer unmittelbar bevorstehenden Rezession ausgehen, bleiben wir im Hinblick auf diese Strategien eher zurückhaltend – bei einer aktuell leichten Präferenz für CTAs (neutral gewichtet) gegenüber marktneutralen Long/Short-Equity-Strategien, die wir untergewichten. Stärker diversifiziertDer Grund hierfür liegt darin, dass CTAs in Bezug auf die gehandelten Anlageklassen und das geografische Engagement strukturell stärker diversifiziert sind als marktneutrale Long/Short-Equity-Fonds. Ferner reagieren marktneutrale Long/Short-Equity-Fonds in Anbetracht ihrer gehebelten Positionen recht empfindlich auf Sektor-/Faktorrotationen bei Aktien.Schließlich gibt es auch Strategien, die sich für frühe Phasen des Konjunkturzyklus eignen. Sie weisen ein erhöhtes Beta auf und profitieren so von allgemeinen Markterholungen. Hierunter fallen Strategien wie Long/Short Equity Long Bias, Distressed, Long/Short Credit und Special Situations. Dabei ist zu beachten, dass sich diese Strategien auch unter den aktuellen Marktbedingungen gut entwickeln können. Ihr erhöhtes Beta legt jedoch nahe, dass sie sich eher als taktische Anlagen anstatt als strukturelle Positionen eignen.Die Kapitalzuflüsse in die verschiedenen Hedgefonds-Strategien folgten in 2017 relativ eng der hier beschriebenen Anlage-Uhr (siehe nebenstehende Grafik): Hedgefonds-Anleger investierten in der Erwartung eines nächsten Marktabschwungs weiterhin in Strategien mit niedrigem Beta wie CTAs und marktneutrale Long/Short-Equity-Fonds. Nach Daten des Analysehauses Evestment erfuhren diese beiden Strategien in den vergangenen zwei Jahren den Großteil der kumulierten Zuflüsse.Auch wachstumserhaltende Strategien wie Global Macro erzielten beträchtliche Zuflüsse. Selbst in Strategien für die frühe Phase des Konjunkturzyklus, wie direktionale Credit-Strategien und Long/Short Equity Long Bias, flossen aufgrund der guten Marktbedingungen Investitionen in erheblichem Umfang. Schon zu spät für hohes BetaNach unserer Auffassung ist es allerdings ist für Anlagen in Strategien mit hohem Beta bereits zu spät. Eine aggressive Anlage in Strategien, die Schutz vor Marktabschwüngen bieten, halten wir andererseits jedoch für verfrüht. Wir setzen daher weiter auf eine Übergewichtung von wachstums- und kapitalerhaltenden Strategien wie Merger-Arbitrage, Fixed-Income-Arbitrage und diversifizierte Global-Macro-Fonds.—-Philippe Ferreira, Senior Strategist Lyxor Asset Management