Angriff auf den Silbermarkt
ku Frankfurt
Nach der enormen Hausse bei Aktien wie Gamestop nehmen sich militante Kleinaktionäre in den USA nun das Edelmetall Silber vor. Die Notierung legte in der Spitze um 11,2% auf 30,03 Dollar je Feinunze zu. Am Abend war das Metall für 29,48 Dollar zu haben, ein Anstieg von 5,5% gegenüber der vorherigen Sitzung.
Auf der Plattform Reddit kursierten seit Donnerstag Aufforderungen an Kleinanleger, auf Silber spezialisierte Exchange Traded Funds (ETF) zu kaufen sowie Aktien aus dem Silberbergbau. Dementsprechend zeigten diese Dividendentitel enorme Kursanstiege. First Majestic aus Kanada kamen zeitweise auf einen Kursanstieg von mehr als 30%, wozu allerdings auch beitrug, dass es in Mexiko nach der Entscheidung eines Richters keinen Prozess gegen das Unternehmen wegen Steuerhinterziehung geben wird. In London kamen Fresnillo auf einen Kursanstieg von rund 13%, und in Toronto verteuerten sich Fortuna Silver Mines auch um bis zu 18%. Einen Kursanstieg von 15% verzeichneten Pan American Silver. Die Handelsvolumina kleinerer australischer Minenwerte erreichten Niveaus, die bisher noch niemals gesehen wurden. Aktiv waren nicht nur amerikanische Investoren. In den Physical Silver ETC von ETF Securities wurden in Australien umgerechnet fast 31 Mill. US-Dollar gepumpt. Ein japanischer Silber-ETF verzeichnete einen Kursanstieg von 11%.
Unter den Kleinanlegern kursierten Tausende von Reddit-Nachrichten und Hunderte von Youtube-Videos, in denen zum Kauf von Silber und Silberaktien geraten wird. Damit ließen sich Großinvestoren wie Hedgefonds schädigen, die auf einen fallenden Silberpreis gesetzt hätten, hieß es in den Botschaften. Somit wagen sich die Kleinaktionäre in einen Markt, der größer ist und eine höhere Liquidität aufweist als der vergleichsweise enge Markt für die Gamestop-Aktie, aber noch kleiner ist als der Goldmarkt. Außerdem umgingen sie damit die Handelsbeschränkungen des Online-Brokers Robinhood für Gamestop und einige andere Aktien, die der Broker erneut seinen Kunden aufzwang, was einen Kursrutsch der Gamestop-Aktie um 23% auslöste.
Der Angriff scheint erneut gut gezielt zu sein. Derzeit gibt es Short-Positionen für rund 900 Mill. Unzen des Metalls, was annähernd einer weltweiten Jahresproduktion entspricht. Banken und andere Finanzinvestoren halten davon Positionen von etwa 610 Mill. Unzen. Auf dem Silbermarkt gibt es bereits seit Jahren Stimmen, die davon sprechen, der Preis werde künstlich niedrig gehalten. Gold hatte sich sehr viel besser entwickelt.
Wie Analysten von Goldman Sachs berichten, hat mit Blick auf die Angriffe der aktivistischen Privatanleger, die gezielt große Adressen schädigen sollen, ein umfangreiches Deleveraging an der Wall Street eingesetzt. Die Eindeckung spekulativer Positionen habe das höchste Niveau seit der Finanzkrise von vor etwas mehr als zehn Jahren erreicht. Allerdings befänden sich die Engagements von Hedgefonds auf dem Aktienmarkt immer noch nahe ihrem absoluten Rekordstand, berichtet die Bank.
Der amerikanische Edelmetall-Broker Apmex berichtete bereits von Verzögerungen bei der Abwicklung von Aufträgen. Der Broker Money Metals Exchange unterbrach sogar am Montagmorgen zeitweise seinen Handel.