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Angst vor großem regionalem Krieg

Der Ölpreis hat am Freitag deutlich auf die steigende Gefahr eines großen regionalen Kriegs im Nahen Osten reagiert.

Angst vor großem regionalem Krieg

Ölmarkt

Angst vor regionalem Krieg

Von Dieter Kuckelkorn

Die Rally geht weiter: Nachdem der Brent-Ölpreis die viel beachtete Marke von 90 Dollar je Barrel erklommen hatte, sprang er am Freitag zeitweise über 91 Dollar und nahm damit Kurs auf 92 Dollar. Was die Marktteilnehmer antreibt, ist leicht zu identifizieren: Es handelt sich um die stark zunehmenden Sorgen wegen der geopolitischen Lage und insbesondere die Angst vor einem großen regionalen Krieg im Nahen Osten. Der deutliche Preisausschlag ist dabei insofern bemerkenswert, als er in einem Umfeld stattfand, das ansonsten eher preisdrückend ist. So haben prominente – wenn auch derzeit nicht stimmberechtigte – US-Notenbanker die avisierten Zinssenkungen im laufenden Jahr infrage gestellt. Die Aktienmärkte reagierten prompt mit einem Schwächeanfall.

Was aber konkret löst die Sorgen der Akteure am Ölmarkt aus? Israel stellt sich derzeit auf iranische Vergeltung für seinen Angriff auf das Konsulat des Landes in Damaskus ein, dem zwei iranischen Generäle zum Opfer fielen, und droht für diesen Fall mit erneuten militärischen Schlägen gegen den Iran. Gleichzeitig, und das ist möglicherweise noch folgenreicher, hat mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ein gemäßigt ausgerichteter arabischer Staat sämtliche diplomatischen Beziehungen zu Israel eingefroren, was mit Blick auf die langfristigen Bestrebungen einer ökonomischen Integration Israels in die umliegende Nahost-Region einen erheblichen Rückschlag bedeutet und was die Spannungen kurzfristig weiter anheizt.

Dass allerdings der Ölpreis noch viel weiter steigt, ist indes nicht zu erwarten. Die Opec plus ist dafür bekannt, dass sie in solchen Fällen die Produktion deutlich hochfährt. Sie will nämlich verhindern, dass Wettbewerber außerhalb des Kartells aufgrund eines hohen Ölpreises auf die Idee kommen, ihre Produktion stärker aufzudrehen. Das würde die Opec plus Marktanteile kosten, die womöglich schwer zurückzugewinnen sind.

Sollte aber der große regionale Krieg tatsächlich ausbrechen, wonach es derzeit zum Glück nicht aussieht, wäre die Lage am Ölmarkt eine ganz andere. Der Preis würde explodieren und die Ölversorgung des Westens wäre stark gefährdet.

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