Anleger fiebern Fed-Protokoll entgegen
kra Frankfurt – Eine Meldung, wonach die Europäische Zentralbank erstmals einen negativen Einlagenzinssatz erwägt, hat kurzzeitig für Aufregung gesorgt. Die Indizes zogen deshalb am Nachmittag plötzlich stark an, kehrten allerdings recht schnell wieder auf ihre ursprünglichen Niveaus zurück, weil Anleger der Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Fed-Zinssitzung entgegenfieberten. So waren es letztlich einige wenige Neuigkeiten aus dem Unternehmenssektor, die bleibenden Eindruck hinterließen. In Erwartung umfangreicher Kapitalmaßnahmen gerieten vor allem Peugeot unter Druck, aber auch Alcatel-Lucent und ThyssenKrupp büßten deutlich ein.Der Dax pendelte bei recht niedrigen Umsätzen um sein Vortagesniveau. Selbst am Nachmittag stieg er in Reaktion auf besagte Bloomberg-Nachricht lediglich bis auf 9 237 Punkte. Zum Schluss notierte er dann bei 9 202 Zählern 0,1 % im Plus. Der Euro Stoxx 50 zeigte über weite Strecken einen parallelen Verlauf und beendete den Handel 0,1 % leichter bei 3 047 Punkten.Die Europäische Zentralbank denkt laut Kreisen über eine Senkung des Einlagensatzes auf – 0,1 % nach – falls eine weitere Lockerung der Geldpolitik notwendig werden sollte, erfuhr die Nachrichtenagentur Bloomberg. Kreisen zufolge gibt es im EZB-Rat aber weiterhin Gegner eines solchen Schritts. Vor 14 Tagen hatte die Notenbank den Leitzinssatz überraschend um 25 Basispunkte auf das Rekordtief von 0,25 % reduziert. Der Einlagensatz blieb damals aber unverändert bei null. Einige Experten sehen in einem negativen Einlagensatz ein wirksames Instrument gegen Deflation. Andere Beobachter warnen jedoch vor möglichen Gefahren: So habe der negative Einlagensatz in Dänemark sogar zu steigenden Kreditzinsen am Markt geführt.Aktien von Peugeot brachen um 7 % auf 10,17 Euro ein. Den Grund lieferte ein Bericht der Zeitung “Le Monde”, wonach der Konzern neue Anteile im Wert von 4 Mrd. Euro an den französischen Staat und den chinesischen Autohersteller Dongfeng ausgeben will. Bereits zum Wochenbeginn hatten Meldungen über die Beteiligung des Staates und des Wettbewerbers die Runde gemacht.Alcatel-Lucent fielen ebenfalls deutlich um 3,5 % auf 2,80 Euro. Beobachter setzten dies in Zusammenhang mit Informationen vom Vorabend, denen zufolge der Nokia-Konzern anders als erwartet darauf verzichten wird, Teile des französischen Wettbewerbers zu kaufen. Zudem begann am Mittwoch der Handel mit den Bezugsrechten für neue Papiere von Alcatel-Lucent, die zum Bezug von acht neuen je 41 alten Anteilen berechtigen.Im Frankfurter Handel zählten ThyssenKrupp mit einem Abschlag von 1,6 % auf 19,09 Euro zu den Tagesverlierern. Der Konzern ist einem Verkauf seines US-Stahlwerks näher gekommen, zudem brachte er eine dringend benötigte Kapitalerhöhung auf den Weg. Für einen Befreiungsschlag reicht dies aus Sicht von Anlegern jedoch nicht. Dazu müsste es Konzernchef Heinrich Hiesinger gelingen, das verlustbringende Stahlwerk in Brasilien zu verkaufen.Auf Seiten der Gewinner standen Barclays, die um 0,7 % auf 252 Pence vorrückten. Die Großbank erwägt den Verkauf ihrer Indexsparte. Die Überlegungen seien noch in einem frühen Stadium und hätten begonnen, nachdem der amerikanische Indexanbieter MSCI mit einer Kaufanfrage an die Bank herangetreten sei, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen gegenüber Reuters.Television Française 1 (+ 5 % auf 13,99 Euro) profitierten davon, dass Frankreich am Vorabend doch noch die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien gelang. Nach einem 0:2 im Hinspiel in der Ukraine reichte dafür ein klares 3:0 im Rückspiel, das Frankreich anschließend als “Wunder von St. Denis” feierte.