DEVISEN

Anleger flüchten in den Euro

Märkte setzen auf langsame US-Zinserhöhung - SNB-Chef schwächt Franken

Anleger flüchten in den Euro

sts Frankfurt – Der Euro entwickelt sich in der aktuellen Unsicherheitsphase an den Finanzmärkten zum sicheren Anker. Während die Aktienmärkte und die Schwellenländer-Währungen unter Druck gerieten, macht die Gemeinschaftswährung Boden gut – und das nicht nur zum Dollar, sondern am Donnerstag auch zum Franken. Der Euro verteuerte sich um 0,7 % auf 1,1205 Dollar und um 0,4 % auf 1,0776 Franken.Der Euro erhielt für seinen Kursanstieg zum Dollar dabei von zwei Seiten Unterstützung. Zum einen schwächelte der Greenback in Reaktion auf das Sitzungsprotokoll der Federal Reserve, zugleich profitierte der Euro von der Abwicklung von Carry Trades. Die Federal Reserve hatte am Mittwochabend nach Handelsschluss ihr jüngstes Sitzungsprotokoll veröffentlicht. Am Markt wurde es dahingehend interpretiert, dass die US-Notenbank keine klaren Zinssignale ausgesendet habe. “Zinserhöhung im September? Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Das ist grob umrissen das Signal, das die Fed in ihren Minutes von der Juli-Sitzung dem Markt vermittelt hat”, schrieb die Commerzbank. “Der Devisenmarkt hat sich für ,vielleicht auch nicht` entschieden und den Dollar verkauft.” Am Donnerstag veröffentlichte US-Konjunkturdaten lieferten ebenfalls kein klares Bild: Während der Arbeitsmarkt Schwächesignale anhand der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aussandte, kommt die Industrie im Großraum Philadelphia in Schwung. Eine Reihe von Volkswirten bekräftige daraufhin, dass eine Leitzinserhöhung in den USA auch im September vorstellbar ist. Für die Citigroup als dem global größten Währungsbroker ist bleibt dies sogar das Hauptszenario.Zum Kursanstieg des Euro trug auch bei, dass dieser als Finanzierungswährung für riskante Carry Trades mit höher verzinsten Währungen dient. Kippt die Stimmung an den Märkten, wie dies wegen globaler Konjunktursorgen zuletzt geschah, so werden diese Geschäfte abgewickelt und Dollar oder Schwellenländer-Währungen in Euro zurückgetauscht. Der Euro entwickelt sich damit an den Finanzmärkten zu einem “sicheren Hafen” – eine Rolle, die bei den Devisen traditionell dem Schweizer Franken zufällt.Dieser geriet am Donnerstag unter Druck, nachdem Notenbankpräsident Thomas Jordan die Bereitschaft zu Interventionen bekräftigt hatte. Anpassungsbedarf bei der Geldpolitik gebe es momentan nicht, sagte der Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB) laut Agenturberichten der “UnternehmerZeitung” in der Schweiz. “Wir werden wie gesagt bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv”, wurde der Notenbankchef zitiert. “Dabei berücksichtigen wir jeweils die Wechselkurssituation insgesamt.” Die SNB setzt seit der Aufgabe der Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken im Januar auf Negativzinsen zur Abschwächung der überbewerteten Landeswährung. Die Währungshüter wollen aber auch am Devisenmarkt eingreifen, falls wieder eine Geldwelle auf die Schweiz zurollen sollte.