Anleger greifen bei Nebenwerten zu
Von Christian Henke *)Deutsche Aktien sind sehr gut in das neue Börsenjahr gestartet. Angesichts fehlender Anlagealternativen wird verstärkt in Dividendenpapiere investiert. Besonders zu nennen sind die heimischen Nebenwerte, die sich seit geraumer Zeit in einem wahren Höhenrausch befinden. Ein Ende des Steigflugs ist vorerst nicht auszumachen. Der MDax, Hauptdarsteller dieser technischen Analyse, verfügt noch über ausreichend Kurspotenzial. Bereits luftige Höhe erreichtIn den Medien steht üblicherweise der Dax im Mittelpunkt des Interesses. Allerdings hat der deutsche Nebenwerteindex dem großen Bruder in den zurückliegenden Wochen und Monaten den Rang abgelaufen. Und das aus gutem Grund. Viele Marktteilnehmer spekulieren seit Jahresbeginn, wann der Dax die historischen Höchststände aus dem Jahr 2007 erreichen wird. Ohne dass dies in der Öffentlichkeit großartig bemerkt wurde, hat der MDax die Rekordmarke – die ebenfalls 2007 markiert wurde – bereits längst überwunden und sich davon mittlerweile deutlich nach oben entfernt.Bei der Betrachtung der Aktien aus der zweiten Reihe schauen wir uns zuerst den Langfristchart auf Monatsbasis an. Auf dieser Zeitebene befand sich der MDax bis Ende 2012 in einer Fortsetzungsformation eines sogenannten aufsteigenden Dreiecks. Bestandteile dieser doch recht zuverlässigen Chartformation sind der Aufwärtstrend aus dem Jahr 2009 sowie die waagrechte Widerstandslinie, die ihren Ursprung im Jahr 2007 hat. Diese liegt im Bereich bei 11 249 / 11 493 Zählern und wurde Ende Januar 2013 schließlich signifikant nach oben durchbrochen. Seitdem kennt der MDax kein Halten mehr. Von Bären belagertEs dürfte dem interessierten Leser nicht allzu überraschen, dass für den Nebenwerteindex in dieser Höhe die Luft zunehmend dünner wird. Dies wird deutlich beim Blick auf den Tageschart. Ausgehend von dem markanten Zwischentief Mitte November des vergangenen Jahres ist in dem abgebildeten Chart ein Aufwärtstrendkanal eingezeichnet. Die untere Trendkanallinie bei momentan 13 430 Punkten wird von den Bären belagert, die sich bislang jedoch noch nicht durchsetzen konnten.Schützenhilfe erhält die Nachfrageseite von dem steigenden gewichteten 20-Tage-Durchschnitt, der bei zurzeit 13 242 Zählern zusätzlich nach unten absichert. Aber auch Notierungen unterhalb der genannten Unterstützungen bedeuten längst noch nicht das Ende der Hausse. Ein weiteres und sehr solides Rückzugsgebiet der Bullen ist im Tageschart bei 13 022 / 13 052 Punkten auszumachen. Kurzfristige Korrekturen dürften den investierten Anleger aber nicht nervös machen. Bestätigung der HausseMittelfristig sprechen gleich mehrere Gründe für eine Weiterfahrt gen Norden. Erstes Indiz dafür weist die sehr bekannte 200-Tage-Glättungslinie auf. Der gewichtete gleitende Durchschnitt steigt weiterhin kontinuierlich. Dies ist unter mittelfristigen Gesichtspunkten eine Bestätigung für die derzeitige Hausse. Aber auch andere Indikatoren bzw. Oszillatoren gehen von weiter steigenden Aktienkursen aus. Hierbei bediene ich mich eines Mix aus Moving Average Convergence Divergence (MACD), Momentum, Relative-Stärke-Index (RSI) sowie Williams % R. Diese “Dinosaurier” unter den Indikatoren werden auf Monatsbasis dargestellt. Dabei müssen mindestens drei von vier der genannten Indikatoren bzw. Oszillatoren oberhalb der Nulllinie (MACD und Momentum) bzw. der absoluten Marke von 50 (RSI und Williams % R) schließen. Nach diesen Kriterien halten sich beim MDax sämtliche Indikatoren auf der Seite der Bullen auf. Kurzfristiger KursdruckAm Ende dieser Analyse kommen wir nun zum weiteren Aufwärtspotenzial des deutschen Nebenwerteindex. Nach dem Sprung über den Rekordwert aus dem Jahr 2007 liegen keine Widerstände mehr vor, die als Kursziel dienen könnten. Auf Tages- und Wochenbasis befindet sich der MDax in einem Aufwärtstrendkanal, der, wie bereits erwähnt, kurzfristig unter Druck steht. Die Oberseite des Trendkanals verläuft im Tageschart bei aktuell 14 120 Zählern und im Wochenchart bei 14 010 Punkten. Mit rund 6 % ein recht überschaubares Kurspotenzial. Mittelfristig sieht es dagegen anders aus. Im Langfristchart auf Monatsbasis halten sich die Nebenwerte seit dem Jahr 2003 in einem intakten Aufwärtstrendkanal auf. Die obere Begrenzung liegt aktuell bei 16 220 Zählern. Ein durchaus realistisches Ziel.Ein weiteres Argument für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung liefert die Saisonalität. Demnach weisen die Monate März und April auf dem Frankfurter Börsenparkett in den vergangenen drei Jahrzehnten statistisch betrachtet steigende Notierungen auf. Erst im Mai kommt es dann zu Gewinnmitnahmen. Damit wird die altbekannte Börsenweisheit “Sell in may and go away” weitgehend bewiesen. Unter dem Strich sind die Aussichten für den MDax unverändert gut. Die Nebenwerte dürften den Anlegern weiterhin Freude bereiten.—-*) Christian Henke ist freier Charttechniker und Mitglied der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD).