Anleger setzen auf Sicherheit

Sorgen über Griechenlands neues Hilfspaket - Le Pen bereitet Anlegern Kopfzerbrechen

Anleger setzen auf Sicherheit

An den europäischen Anleihemärkten nehmen die Sorgen über Griechenland, aber auch über Frankreich deutlich zu. Das veranlasst die Investoren, sich aus den Staatsanleihen der beiden Länder erst einmal zu verabschieden. Die Papiere kamen gestern unter Druck. Renditesteigerungen und Spread-Ausweitungen zu den Bundesanleihen waren die Folge. Zudem war Sicherheit gefragt: Die Anleger steuerten die Bundesanleihen an.kjo Frankfurt – An den europäischen Anleihemärkten kann die Unsicherheit der Anleger in diesem Tagen wieder stärker gespürt werden. Das betrifft zunächst einmal Griechenland. Hier gibt es Sorgen der Investoren hinsichtlich des neuen Hilfspaketes, weshalb sich die Anleger erst einmal von den Anleihen des schuldengeplagten Landes trennten. Die Renditen der hellenischen Papiere zogen deshalb deutlich an. Die Rendite der zweijährigen Griechenland-Bonds kletterte wieder über die Marke von 10 % und erreichte ihr Tageshoch mit 10,07 %. Das war der höchste Stand seit Ende Juni vergangenen Jahres. Die Rendite der zehnjährigen Papiere aus Athen zog bis auf 7,88 % an. Abends warfen die zweijährigen Papiere 9,93 % ab nach 8,72 % am Vortag, und die zehnjährige Laufzeit rentierte mit 7,80 % nach 7,61 % tags zuvor.Bei den derzeit laufenden Verhandlungen über ein neues, bis zu 86 Mrd. Euro schweres Hilfspaket für Griechenland ist noch nicht klar, ob sich der Internationale Währungsfonds (IWF) beteiligen wird. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble drängt darauf. Sollte sich der IWF nicht beteiligen, müsste nach Ansicht von Schäuble ein neuer Rettungsplan für Griechenland entworfen werden. Innerhalb der IWF-Führung gibt es derzeit Unstimmigkeiten über die Bewertung der Schuldenlast Griechenlands. Ein Teil der Direktoren will, dass der Überschuss im Staatshaushalt ohne Zinszahlungen auf 1,5 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gesenkt wird. Ein anderer Teil plädiert für einen Zielwert von 3,5 %. Dies sorgt an den Märkten für eine hohe Nervosität. Nervosität macht sich breitNervös reagieren die Anleger aber auch mit Blick auf Frankreich. Dort hatte am Wochenende Marine Le Pen, Chefin der rechtsextremen Partei Front National, ihren Wahlkampf für die französischen Parlamentswahlen begonnen, die in rund drei Monaten stattfinden. Le Pen setzt in ihrem Programm auf eine Herauslösung Frankreichs aus der EU, und zwar nach dem Vorbild des Brexit. Außerdem will sie bei französischen Wählern punkten, indem sie gegen Einwanderung setzt. Anleger fürchten, dass es bei den Wahlen in Europa in diesem Jahr dazu kommen könnte, dass die nationalistischen Kräfte auf Kosten der etablierten Parteien an Zulauf gewinnen. Wahlen gibt es neben Frankreich auch in den Niederlanden und in Deutschland.Frankreichs Staatstitel fanden sich auch gestern auf den Verkaufslisten der Anleger wieder. Frankreichs zehnjährige Anleiherendite kletterte bis knapp über 1,15 %. Das war der höchste Stand seit Anfang September 2015. Abends rentierte das Papier mit 1,10 % nach 1,14 % am Vortag. Der Spread zu den Bundesanleihen gleicher Laufzeit erreichte mit fast 75 Basispunkten den höchsten Stand seit rund vier Jahren. Bund-Future zieht anIn dieser Gemengelage war für viele Anleger Sicherheit wieder Trumpf. Sie steuerten den sicheren Hafen der Bundesanleihen an. Der Bund-Future mit März-Fälligkeit kletterte im Verlauf bis auf 163,74 % und war im späten europäischen Handel bei 163,48 % mit 29 Ticks im Plus. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag bei 0,36 % nach 0,37 % zum Wochenauftakt. Das Tagestief sah die Benchmark der Eurozone mit 0,34 %. CAC 40 SchlusslichtAuch die Anleihen der Peripheriestaaten Italien, Spanien und Portugal standen unter Druck. Zudem hinterließ die Verunsicherung auch deutliche Spuren an den Aktienmärkten. So war der französische CAC 40 mit einem Verlust von 0,5 % auf 4 754 Zähler der schwächste westeuropäische Aktienindex. An der Pariser Börse kam allerdings hinzu, dass die Großbank BNP Paribas mit ihren Zahlen enttäuschte. Die Aktie gab daraufhin um 4,8 % nach. Das färbte auch auf die Aktien der Wettbewerber ab. Société Générale ermäßigten um sich 2,5 %, Crédit Agricole verloren 2,4 %.