Anleger wollen Bonds mit langen Laufzeiten

Debt Management Office: 50 Jahre und mehr werden bevorzugt

Anleger wollen Bonds mit langen Laufzeiten

kjo/Bloomberg Frankfurt – Die Bondanleger favorisieren im gegenwärtigen Umfeld lange und ultralange Anleihelaufzeiten und kommunizieren diese Wünsche auch gegenüber Emittenten. Das zeigte sich dieser Tage im Fall von Großbritannien. Marketmaker und Investoren in britischen Staatsanleihen – den sogenannten Gilts – haben der britischen Schuldenagentur DMO (Debt Management Office) in Gesprächen klar signalisiert, dass sie sich bei den anstehenden Marktauftritten via Bankensyndikate im vierten Quartal Bonds mit Laufzeiten von 50 oder sogar mehr Jahren wünschen. Das geht aus entsprechenden Gesprächsprotokollen zwischen Marketmakern, Investoren und dem DMO hervor.Nach Angaben des DMO ist die 2065 fällige Anleihe der Briten momentan die am stärksten favorisierte Laufzeit im Rahmen des Bondspektrums Großbritanniens für die im Oktober anstehende Transaktion. Getrennt voneinander haben beide Gruppen von Marktakteuren das Interesse an einem bis 2070 oder sogar noch länger laufenden Staatstitel geäußert. Bei den inflationsgeschützten Anleihen – den sogenannten Linkern – ist der am stärksten präferierte Titel der im Jahr 2065 fällige Linker. Von Seiten der Marketmaker wird aber auch eine Aufstockung der 2047 fälligen Gilts unterstützt. Die Anleger weisen auch darauf hin, dass die Papiere in den kommenden Auktionen durchaus in größeren Volumina als bisher an den Markt kommen können. Das wird im Handel als ein Zeichen für eine stärkere Nachfrage von Investoren gewertet. Investoren warten ab …Im August ist am britischen Rentenmarkt das wieder aktivierte Kaufprogramm der Bank of England angelaufen. In der ersten Auktion hatte die BoE aber noch Schwierigkeiten, die Anleihen zusammenzubekommen. Da das Programm, mit dem sich die britische Notenbank gegen Rezessionsgefahren des Brexit-Votums für die heimische Wirtschaft stemmen will, längere Zeit laufen wird, setzten Anleger offenkundig darauf, dass sie bei späteren Käufen der Währungshüter noch höhere Preise für die Bonds erzielen können. Deshalb haben sich laut Marktakteuren weite Investorenkreise bei der ersten Runde des Aufkaufs defensiv verhalten. Bei einem weiteren Aufkauf bekam die BoE dann aber genügend Material zusammen. Am Markt wurde in den vergangenen Tagen zudem herumgereicht, dass die britische Zentralbank im Rahmen der Aufkäufe hohe Prämien für die Bonds bezahlen soll. Angaben zu diesbezüglichen Größenordnungen der Aufschläge wurden aber nicht gemacht. … und werden verdrängtDie Aufkäufe von Anleihen diverser Emittentengruppen – so kauft seit geraumer Zeit auch die Europäische Zentralbank (EZB) Bonds auf – führen am Markt zu sinkenden Renditen der betreffenden Papiere. Die Sätze sinken gen Nulllinie oder fallen auch darunter. Mittlerweile handeln nach Angaben von Bank of America Merrill Lynch und J.P. Morgan rund 40 % aller Staatsanleihen weltweit mit einer Null- oder Negativrendite.Das bleibt am Markt nicht ohne Konsequenzen. Eine Folge ist die Verdrängung der Investoren. Sie sind ohnehin auf der Suche nach Rendite, und angesichts von Null- oder Negativrenditen in diversen Anleihesegmenten sind die Investoren gezwungen, in schlechtere Bonitäten oder längere Laufzeiten auszuweichen, um noch einen Rendite-Pick-up zu bekommen oder wenigstens eine positive Rendite. Daraus resultiert eine stärker werdende Nachfrage nach längeren Anleihelaufzeiten, wie sie jetzt auch bei den jüngsten Investorengesprächen der britischen Schuldenmanager registriert wurde. Da die Käufe der Zentralbanken noch eine Zeit lang anhalten werden, gehen Marktteilnehmer davon aus, dass dieses Phänomen dem Handel noch eine gewisse Zeit erhalten bleiben wird.