Anleihen und Aktien entkoppeln sich
Bloomberg Kopenhagen – Für den Chef des größten dänischen Pensionsfonds ist der weltweite Ausverkauf an den Aktienbörsen zum Auftakt dieser Woche der jüngste Beleg für eine Entkoppelung von Anleihen und Aktien. Carsten Stendevad, der als CEO von ATP Kapitalanlagen im Volumen von mehr als 100 Mrd. Dollar verantwortet, sagte, die veränderte Beziehung zwischen den beiden Anlageklassen mache es noch schwieriger, Portfolios zu diversifizieren. “Es ist nicht normal, dass wir ein so massives Ereignis an den Aktienmärkten haben, das zu einer dermaßen geringen Reaktion an den Bondmärkten führt”, sagte er im Interview mit Bloomberg. “Plausible Erklärungen””Es mag eine Vielzahl von plausiblen Erklärungen dafür geben, einschließlich geringerer Liquidität an den Bondmärkten”, sagte Stendevad. “Aber der entscheidende Punkt ist, dass wir der Tatsache viel Aufmerksamkeit widmen müssen, dass historische Handelsmuster nicht notwendigerweise andauern.” Der Stoxx Europe 600 Index brach zum Wochenauftakt um bis zu 8,1 % ein und erlebte seinen größten Tagesverlust seit Oktober 2008. Die zehnjährige deutsche Bundesanleihe war an dem Tag zum Handelsende indes unverändert: Sie lag bei 0,57 %. Bei den zehnjährigen US-Treasuries verharrte die Rendite bei 2 %.”Üblicherweise verursachen dramatische Veränderungen an den Aktienmärkten, wie es sie in den vergangenen Tagen gab, Reaktionen an den Bondmärkten – aber das ist nicht passiert”, sagte Stendevad. “Im Verlauf des vergangenen Jahres haben wir eine ganze Anzahl von Ereignissen gesehen, bei denen die historischen Muster nicht auftraten. Im Frühjahr gab es deutliche Zinsbewegungen, aber kaum eine korrespondierende Reaktion am Aktienmarkt. Ebenso hatte der Flash Crash der Treasuries kaum eine Auswirkung auf die Aktienmärkte.” Ertrag von 12 ProzentATP kommt für das erste Halbjahr 2015 mit seinem Investmentportfolio auf einen Ertrag von 12 %. Den größten Anteil daran hatten die Aktien, gefolgt von den Inflations- und Anleiheportfolios, wie der Fonds am Dienstag mitteilte. Stendevad zufolge liegt ein Schwerpunkt bei ATP jetzt darauf, das Diversifizierungsmodell anzupassen. Damit soll sichergestellt werden, dass Risiken in Anlageklassen nicht übersehen werden, die traditionell als Absicherung gegeneinander funktionierten. “Dies ist umso relevanter geworden in einem Marktumfeld, in dem man sich Sorgen macht, ob verschiedene Anlageklassen in Wahrheit weniger Diversifizierung bieten oder mehr Risikofaktoren gemeinsam haben, als viele traditionell gedacht haben”, so Stendevad.