Agrarmärkte

Anstieg des Weizen­preises erwartet

Die Agrarmärkte preisen die geopolitischen Risiken nicht adäquat ein, glauben die Analysten der UBS.

Anstieg des Weizen­preises erwartet

ku Frankfurt

Für die Märkte für Agrarprodukte sei 2022 ein Jahr der Extreme gewesen, schreiben die Rohstoffanalysten der UBS. Die Getreidepreise seien auf Allzeithochs geklettert, als viele Länder sich bemüht hätten, die eigene Versorgung sicherzustellen und Lagerbestände aufzubauen. Die Preise hätten dann aber wieder deutlich nachgegeben, als sich Russland und die Ukra­ine auf den Abtransport ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer geeinigt hätten. Zudem habe es in einigen Regionen gute Ernten gegeben sowie konjunkturell eine abgeschwächte Nachfrage. Mit Blick auf das neue Jahr sind die Analysten der UBS davon überzeugt, dass die Getreidepreise das Ausmaß der klimatischen und geopolitischen Risiken im ersten Quartal nicht adäquat widerspiegelten. Sie gehen daher von Preisanstiegen für Agrarprodukte und Vieh aus.

Der Krieg in der Ukraine habe die Fragilität der globalen Versorgung mit Lebensmitteln deutlich gemacht. Der Krieg habe rund ein Viertel des gesamten weltweiten Getreidehandels gefährdet. Trockene Sommer in Westeuropa und Teilen der USA hätten dann zu einer Lebensmittelkrise beigetragen. 2023 werde ein weiteres volatiles Jahr mit einer Reihe von Faktoren, die das Angebot gefährdeten, wobei die Analysten das Wetterphänomen La Niña nennen, das überraschenderweise das dritte Jahr in Folge wiederkehrt, den Krieg in der Ukraine und eine anhaltende Trockenheit in Teilen der USA.

Niedrigere Volumina

Trotz des Abkommens über die Transporte ukrainischer Agrarprodukte über das Schwarze Meer werden die Volumina im laufenden Jahr unter denen der Vorjahre liegen, so beispielsweise mit von der UBS geschätzten 12,5 Mill. Tonnen Weizen gegenüber früher 19 Mill. Tonnen. Aufgrund von Sanktionen sind die russischen Weizenexporte bis Ende November auf nur noch 42% der früheren Menge gesunken.

Mit Blick auf die zahlreichen Risiken rechnen die Analysten der schweizerischen Großbank mit einem Weizenpreis von 8,25 Dollar je Scheffel per Ende Juni 2023, verglichen mit aktuell 7,75 Dollar. Bis zum Jahresende soll der Weizenpreis dann aber wieder auf 7,50 Dollar zurückgehen. Dies basiere aber auf der Erwartung einer besseren Qualität des Weizens in den USA, der Europäischen Union und Argentinien, wird von den Analysten betont.

Für Mais wird eine Notierung von 7 Dollar je Scheffel per Ende März, von 7,25 Dollar je Scheffel per Ende Juni, aber nur noch von 6,50 Dollar je Scheffel zum Jahresende hin erwartet. Aktuell notiert Mais in den USA mit 6,62 Dollar. Die Analysten weisen darauf hin, dass bei Mais die größten Gefahren bestehen, dass der Preis von der Prognose nach oben oder nach unten abweicht. Die beiden Unbekannten seien einerseits die Nachfrage aus China und andererseits die zweite Ernte in Brasilien.

Für Sojabohnen wird ein Preis von 15 Dollar je Scheffel per Ende März erwartet, der bis Ende Juni auf 14,50 Dollar sinken soll und zum Jahresende auf 14 Dollar. Dies wäre gegenüber dem aktuellen Niveau von 14,76 Dollar ein Rückgang. Für den Fall, dass es in Brasilien zu einer enttäuschenden Ernte komme, könne der Preis aber auch leicht über 16 Dollar je Scheffel klettern. Auf der anderen Seite könne eine größere Ernte der Saison 2023/24 in den USA auch dafür sorgen, dass der Preis für Sojabohnen auf 13 Dollar je Scheffel fällt.

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