Attraktive Chancen mit Osteuropa-Anleihen

Gutes Wirtschaftswachstum stützt Bondmärkte - Unterschiedliche Inflationsdynamik

Attraktive Chancen mit Osteuropa-Anleihen

kjo Frankfurt – Staatsanleihen aus der Region Mittel- und Osteuropa bieten derzeit attraktive Chancen. Zurückzuführen ist das auf das breit angelegte Wirtschaftswachstum in dieser Region. Diese Einschätzung vertreten die Assetmanager von T. Rowe Price. Das Wirtschaftswachstum in Mittel- und Osteuropa (Central and Eastern Europe, CEE) habe die Markterwartungen übertroffen, was zum Teil auf robuste private Konsum- und Investitionsausgaben zurückzuführen sei. “Wir konnten dieses starke Wachstum in einer Reihe von Ländern der Region beobachten”, so Ivan Morozov, Fixed Income Sovereign Analyst bei T. Rowe Price. “Das eröffnet Fixed-Income-Investoren mehrere attraktive Möglichkeiten”, ergänzt er.So hätten Rumänien, Tschechien, Polen und Ungarn bislang in diesem Jahr ein positives Wachstum erzielt, das sich bis Ende des Jahres fortsetzen dürfte. “Die mitteleuropäischen Länder, insbesondere die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU), haben vom Wachstum in der gesamten Union profitiert, da die EU der größte Abnehmer von CEE-Exporten ist”, sagt Morozov. “Serbien beispielsweise, obwohl kein EU-Mitglied, hat vom Abkommen mit der EU profitiert, durch das es Industriegüter in den europäischen Binnenmarkt exportieren kann.”Ein starkes Exportwachstum in ganz Mittel- und Osteuropa habe zu mehr Investitionen und Beschäftigung geführt, was wiederum zu einem gesunden Wachstum der Binnennachfrage in der Region geführt habe. “Finanzielle Stimulierungsmaßnahmen, einschließlich Steuersenkungen und Erhöhungen der Rentenauszahlungen, haben weiter zum Wachstum beigetragen – insbesondere in Rumänien, Ungarn und Polen”, so der Experte weiter. Außerdem hätten Gelder aus EU-Strukturfonds die Region beflügelt. “Polen könnte der größte Profiteur der geplanten Unterstützungsfonds aus dem EU-Haushalt 2014 bis 2020 sein. In diesem Zeitraum wird das Land etwa 115 Mrd. Euro erhalten”, so Morozov. Starkes LohnwachstumAuch in Russland und der Türkei seien die Wirtschaftszahlen gut. “Dieses schnelle Wachstum hat die Arbeitsmarktsituation vieler dieser Volkswirtschaften verändert”, ergänzt Peter Botoucharov, Fixed Income Sovereign Analyst bei der Investmentgesellschaft. “Die Arbeitslosigkeit in einigen CEE-Ländern, wie Tschechien, Ungarn und Polen, ist auf ein historisch niedriges Niveau gesunken, und der Arbeitskräftemangel nimmt zu. Das Lohnwachstum war außergewöhnlich stark und verzeichnete im vergangenen Jahr in mehreren CEE-Ländern einen zweistelligen Zuwachs.” Trotzdem seien die Lohnkosten in der Region im Vergleich zu Westeuropa niedrig geblieben, was Investitionen aus dem Ausland fördere. In Russland sei die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit 2014 gesunken.”Trotz des breiten, gleichmäßigen Wachstums in den mittel- und osteuropäischen Ländern, hat die Inflation sich unterschiedlich entwickelt”, so Botoucharov. Auf der einen Seite hätten Länder wie Russland und die Türkei eine hohe, aber sinkende Inflation. Auf der anderen Seite sei in einigen CEE-Ländern mit niedrigen Inflationsraten allmählich ein Anstieg zu beobachten, aufgrund des verbesserten Wachstums und der geringeren Arbeitslosigkeit. In Ungarn sei dabei die Reflation am stärksten, da hier das Wirtschaftswachstum von arbeitsintensiven Industrien getrieben worden sei und es einen akuten Mangel an Arbeitskräften gegeben hab. “Die Gesamtinflation in Ungarn stieg bis August stärker als in jedem anderen Land in Mittel- und Osteuropa, obwohl die Inflation unter der Zielmarke der ungarischen Zentralbank bleibt”, so Botoucharov. Auch Polen, die Tschechische Republik, Rumänien und Serbien sähen sich mit steigenden Preisen konfrontiert. In diesen Volkswirtschaften, in denen die Zinsen für die Schwellenländer vergleichsweise niedrig sind, würden die Zentralbanken beginnen, ihre Geldpolitik einzuschränken. Politische UnwägbarkeitenKurzfristig sei das Investment-Umfeld vielversprechend. “Es bestehen aber gewisse politische Unwägbarkeiten, die längerfristig ein potenzielles Risiko für die Region bergen”, meint Morozov. “Polen, Ungarn und in geringerem Maße auch Rumänien, sehen sich mit politischen Protestbewegungen konfrontiert, die sich gegen die Globalisierung wenden und sich auf nationale Interessen konzentrieren. Diese Entwicklungen haben das Potenzial, den Ländern in Mittel- und Osteuropa auch langfristig zu schaden.” Die EU habe zwar kein Instrument, um Länder zu bestrafen, die gegen die Demokratieprinzipien der Union verstoßen, sie könnte aber zu Beginn des nächsten Haushaltszyklus 2020 die Mittel aus EU-Strukturfonds kürzen. “Angesichts der Bedeutung dieser Fonds für die CEE-Länder könnten die Auswirkungen auf das Wachstum erheblich sein”, sagt Morozov. “Das könnte sogar zu Herabstufungen der Kreditwürdigkeit führen.””Die divergierende Inflationsdynamik und die unterschiedlichen geldpolitischen Ansätze in Mittel- und Osteuropa bieten insbesondere attraktive Investmentgelegenheiten im Bereich Relative Value”, so Botoucharov. “Wir gewichten derzeit Anleihen mit langer Laufzeit solcher Länder über, in denen die Zinsen hoch sind und voraussichtlich sinken werden oder in denen die Geldpolitik außergewöhnlich zurückhaltend ist und die Zentralbanken die Flexibilität haben, diese beizubehalten. Staatsanleihen von Ländern mit niedrigen Zinssätzen und restriktiveren Zentralbanken gewichten wir geringer.”Zudem böten sich bei den Währungen Investment-Gelegenheiten. “Wenn sich Änderungen bei Inflation oder Wachstum ergeben, müssen Investmententscheidungen gegebenenfalls revidiert werden. Es ist entscheidend, aktives Management mit detailtiefer Expertise und einem risikobewussten Ansatz zu kombinieren, um Marktineffizienzen abzuschwächen und Chancen zu nutzen”, sagt Botoucharov.