Aufsicht könnte ABS Delle zufügen
Der europäische Verbriefungsmarkt dürfte wegen der Umstellung auf die neue europäische Regulierung und des Auslaufens der EZB-Anleihekäufe für dieses Segment auf ein schwaches erstes Halbjahr 2019 zugehen. Dieser Effekt dürfte jedoch nur vorübergehend sein, erwarten Marktakteure.Von Stefan Schaaf, BerlinMit Jahresbeginn wird die neue EU-Verbriefungsrichtline wirksam, die derzeit in deutsches Recht umgesetzt wird. Deutschland erhält damit übrigens erstmals ein eigenes Verbriefungsgesetz. Ein Bestandteil ist das neue Label STS für einfache, transparente und standardisierte (simple, transparent, standardised) Verbriefungen. Dies ist ein Baustein des EU-Projektes zur Schaffung einer Kapitalmarktunion, welche über eine stärkere marktbasierte Finanzierung Kapital für mehr Wachstum in Europa mobilisieren will.Derzeit befindet sich die ABS-Branche jedoch noch in Wartestellung, wie beim diesjährigen Kongress der deutschen Verbriefungsorganisation True Sale International (TSI) in Berlin deutlich wurde. Insbesondere wird darauf gewartet, dass die EU-Kommission die noch ausstehenden delegierten Rechtsakte veröffentlicht, was für Ende November/Anfang Dezember erwartet wird. Davon abhängig ist beispielsweise die Gründung und Zulassung von externen Zertifizierern, welche die Einhaltung der STS-Kriterien bescheinigen. Die in Frankfurt ansässige TSI erwägt, ein Tochterunternehmen für solche Zertifizierungen zu gründen, ähnlich hatte sich bereits auch die in London ansässige PCS geäußert.In der Branche gibt es nun Befürchtungen, dass die Umsetzung der letzten STS-Vorgaben Anfang kommenden Jahres den Markt hemmen könnte. “Wir benötigen noch einige Klarstellungen”, sagte Nathalie Esnault, Managing Director für Verbriefungen bei Crédit Agricole Corporate and Investment Bank. “Das ist aber ein kurzfristiges und sehr technisches Thema.” Und selbst wenn das Emissionsvolumen im ersten Halbjahr wegen der Unsicherheiten fallen sollte, so bedeute dies kein Scheitern der EU-Verbriefungsregulierung. “Spätestens im zweiten Halbjahr sollte es dann wieder aufwärtsgehen”, ist Esnault überzeugt.Marktakteure warten insbesondere auf Details dazu, welche Datenfelder es zukünftig geben wird und wie diese zu befüllen sein werden – und wie sich dies von den Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) für ABS-Kreditdaten unterscheidet. Europäische ABS-Emittenten liefern bereits seit dem Jahr 2013 sehr kleinteilige Daten, die im Auftrag der Notenbank von European DataWarehouse in Frankfurt gesammelt werden. Unklarheit herrscht noch darüber, ob nun die für die Zwecke der europäischen Wertpapier- und Finanzmarktaufsicht ESMA erhobenen Daten die gleichen sind oder wo es Abweichungen geben könnte. Das Frankfurter Unternehmen strebt an, als Verbriefungsregister der ESMA tätig zu werden, wartet für seine Bewerbung aber ebenfalls auf die abschließenden Dokumente aus Brüssel. EZB steigt aus Käufen ausEin weiterer Faktor für eine mögliche Delle am ABS-Primärmarkt ist das erwartete Auslaufen des Anleihekaufprogramms der EZB, das für Verbriefungen den Namen ABSPP trägt. Die Notenbank hat, wenn auch in recht kleinem Umfang im Vergleich zu Unternehmensanleihen, ABS-Papiere im Zuge der quantitativen Lockerung gekauft. Mit dem Ende von QE dürfte die Nachfrage nach ABS somit nachlassen, wenngleich die Notenbank wohl zunächst einmal den Bestand aufrechterhalten und somit auslaufende durch neue ABS ersetzen wird. Mit Stand Ende September hat die EZB einen ABS-Bestand von 26,9 Mrd. Euro im Rahmen ihres Asset-backed Securities Purchase Programme (ABSPP) ausgewiesen. Außerdem werden ABS in Zukunft – wie auch vor dem QE-Beginn in der Eurozone – für Repo-Geschäfte eingesetzt werden.”Das Auslaufen von ABSPP dürfte der ABS-Markt gut verkraften”, stellte die DZ Bank kürzlich fest. Dennoch sei mit einer Ausweitung der Spreads zu rechnen, allerdings vor allem wegen politischer und makroökonomischer Unsicherheit. Schon im ersten Halbjahr habe der durchschnittliche Spread-Anstieg 17 Basispunkte betragen, was rund einer Verdoppelung entspreche. Berechnungen der Bank zufolge wurden im ersten Halbjahr 2018 europäische ABS im Volumen von 123,1 Mrd Euro Euro emittiert, ein Plus von 8,4 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Allerdings wurde nur rund die Hälfte vermarktet, also von Investoren gekauft.Eine mögliche Verzögerung würde die verschiedenen Arten von Emittenten allerdings unterschiedlich treffen. Während eine Verbriefung von Autokrediten auch einmal etwas verschoben werden kann, sieht dies bei Assed Backed Commercial Papers (ABCP) ganz anders aus, mit denen beispielsweise Handelsforderungen refinanziert werden. Viele ABCP-Emittenten müssen täglich unter ihren Programmen emittieren und können sich keinen Stillstand des Marktes leisten. Ruf nach ÜbergangsregelungHinzu kommen möglicherweise Probleme bei den Berichtsanforderungen zwischen ABS und ABCP. Sie gelten zwar für beide Gruppen ab dem 1. Januar. Während aber ABS-Emittenten in einer Übergangsphase auf das gewohnte EZB-Reporting ausweichen könnten, steht für ABCP dieses Instrument nicht zur Verfügung, weil die Notenbank diese Papiere noch nie gekauft hat. Zugleich drohen bei Nichteinhaltung der Reporting-Pflichten Bußgelder. “Wir brauchen eine Übergangsregelung”, hieß es deshalb immer wieder bei der TSI-Konferenz zu diesem Punkt.