TECHNISCHE ANALYSE

Aufwärtsdynamik bei Euro-Pfund hält an

Von Sören Hettler *) Börsen-Zeitung, 29.8.2018 Das britische Pfund erfährt seit geraumer Zeit erheblichen Gegenwind. Der Austritt aus der Europäischen Union (EU) rückt näher, ohne dass es greifbare Anzeichen für eine bevorstehende Einigung zwischen...

Aufwärtsdynamik bei Euro-Pfund hält an

Von Sören Hettler *)Das britische Pfund erfährt seit geraumer Zeit erheblichen Gegenwind. Der Austritt aus der Europäischen Union (EU) rückt näher, ohne dass es greifbare Anzeichen für eine bevorstehende Einigung zwischen London und Brüssel in strittigen Fragen (Stichwort: innerirische Grenzproblematik) geben würde. Deutlicher in Erscheinung getreten sind hingegen die Anzeichen dafür, dass die Wirtschaft auf der Insel unter der Brexit-Unsicherheit leidet. Und der Rückenwind von Seiten der Bank of England, deren geldpolitische Normalisierung dem Pfund seit Ende letzten Jahres Auftrieb gegeben hatte, ist in den vergangenen Wochen spürbar abgeebbt.Vor dem Hintergrund dieser Gemengelage gelang es selbst der auf globaler Ebene angeschlagenen europäischen Gemeinschaftswährung, in den vergangenen Monaten Boden gegenüber Sterling gutzumachen. Seit Mitte April befindet sich Euro-Pfund im Aufwind und konnte dabei einen Aufwärtstrendkanal etablieren, dessen Begrenzungslinien aktuell bei rund 0,8870 Pfund und 0,9050 Pfund verlaufen. Zu Wochenbeginn blickte das Währungspaar sogar über die Widerstandslinie dieser charttechnischen Formation. Damit einhergehend erreichte die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Pfund den höchsten Stand seit September letzten Jahres. VerschnaufpauseZu sicher sollte sich der Euro auf den erreichten Niveaus zumindest auf kurze Sicht nicht fühlen. So bewegen sich unter den technischen Tagesindikatoren zwar das Momentum und der MACD mit deutlichem Abstand oberhalb ihrer Signallinien. Bei der Stochastik war jedoch zuletzt eine Annäherung an die zugehörige Trigger-Linie zu beobachten. Noch schwerer wiegt das Niveau des RSI. Dieser hat jüngst die Grenze zum überkauften Bereich überschritten und mahnt folglich zur Vorsicht. Unterdessen hält sich der ADX mit einem klaren Bekenntnis zugunsten der Gemeinschaftswährung zurück, liegt dieser doch weiterhin auf neutralem Terrain. Insgesamt deutet das charttechnische Bild demnach tendenziell auf eine Verschnaufpause des Währungspaares hin.Gönnt sich der Euro gemäß den Vorgaben der Tagesindikatoren eine Auszeit und neigt zur Schwäche, bietet zunächst das Tief vom 27. August bei 0,9039 Pfund seine Dienste an. Unterstützung erfährt das Währungspaar zudem durch den Tagestiefststand vom 24. August bei 0,9006 Pfund. Einen nachhaltigen Rutsch unter die psychologisch wichtige Marke von 0,9000 Pfund sollte die Gemeinschaftswährung auf kurze Sicht vermeiden können.Ignoriert das Währungspaar hingegen die mahnenden Signale des RSI und setzt die Aufwärtsdynamik der letzten Tage ungebremst fort, trifft der Euro bei der Marke von 0,9100 Pfund auf die erste nennenswerte Hürde. Am Hoch vom 11. September 2017 bei 0,9116 Pfund sollte sich die Gemeinschaftswährung zur Wochenmitte die Zähne ausbeißen. Zusätzliches PotenzialWährend sich die technischen Tagesindikatoren insgesamt von ihrer vorsichtigen Seite zeigen, lässt sich dies von den Wochenindikatoren wahrlich nicht behaupten. Sowohl der MACD als auch die Stochastik bewegen sich nicht nur klar oberhalb ihrer Signallinien, vielmehr nahm der entsprechende Abstand sogar jüngst weiter zu. Das Momentum liegt zudem deutlich und stabil im positiven Bereich. Der RSI hat sich in der Wochenperspektive dem überkauften Bereich zwar zuletzt angenähert. Allerdings befindet er sich weiterhin auf neutralem Terrain. Selbiges gilt für den ADX, der zwar auf einem guten Weg, aber dennoch ein nennenswertes Stück davon entfernt ist, einen positiven Euro-Trendmarkt anzuzeigen.Gelingt es dem Euro, vor dem Hintergrund der freundlichen charttechnischen Vorgaben das oben genannte Hoch vom 11. September letzten Jahres zu überwinden, trifft er bei 0,9142 Pfund auf Widerstand in Form der Tageshöchststände vom 16. und 18. August 2017. Danach stellt sich das Hoch vom 6. September vergangenen Jahres bei 0,9163 Pfund in den Weg. Die Hürde in Form des Tageshochs vom 7. September bei 0,9192 Pfund sollte für das Währungspaar auf Wochensicht nicht zu knacken sein.Neigt die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Pfund hingegen unerwartet zur Schwäche und durchbricht dabei die Marke von 0,9000 Pfund gen Süden, erfährt das Währungspaar Support durch die Tiefststände vom 9. und 23. August bei 0,8980 Pfund. Den Bereich um 0,8950 Pfund dürfte Euro-Pfund in den nächsten Tagen nicht nachhaltig unterschreiten, befinden sich hier doch mehrere Tagestiefststände der vergangenen beiden Wochen. 92 Pence in greifbarer NäheNach der dynamischen Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage und Wochen deuten die technischen Vorgaben auf kurze Sicht zwar auf eine Verschnaufpause des Währungspaares Euro-Pfund hin. Zu lange sollte sich die Gemeinschaftswährung hiervon jedoch nicht verunsichern lassen. Schließlich legt das charttechnische Bild auf Wochensicht eine Fortsetzung der aufwärtsgerichteten Bewegung nahe. Neue Jahreshöchststände knapp unterhalb der Marke von 0,9200 Pfund sollten damit in greifbare Nähe rücken.—-*) Sören Hettler ist als Senior-Devisenanalyst bei der DZ Bank tätig.