Aus allen Rohren
Die US-Notenbank schreitet zur Tat. Das Kaufprogramm für Unternehmensanleihen ist seit gestern auch am Markt effektiv aktiv, das heißt, die Fed hat mit dem konkreten Ankauf von Corporate Bonds am Sekundärmarkt begonnen. Die Fed gab bekannt, dass sie bei den Käufen einen Indexansatz zugrunde legt. Sie folgt einem breit angelegten Index für US-Unternehmensanleihen und berücksichtigt dabei Kriterien wie Minimumrating oder maximale Bondlaufzeit. Das Programm für die Käufe am Primärmarkt, das heißt, Bonds direkt von US-Firmen im Zeitpunkt der Emission zu kaufen, soll in naher Zukunft auch operational so weit sein. Dann schießt die Fed aus allen Rohren – am Primär- und am Sekundärmarkt.Was werden die Marktwirkungen dieser Fed-Unternehmensanleihekäufe sein? Es wird zu erheblichen Beeinflussungen der Märkte kommen. Zunächst einmal steuert die US-Notenbank quasi die Konditionen – ob nun über den Primärmarkt oder am Sekundärmarkt – der Mittelbeschaffung der US-Corporate-Welt. Die Renditen der Papiere werden sinken, Spreads werden sich einengen. Genau das ist ja das verfolgte Ziel eines solchen Kaufprogramms. Und die Unternehmen werden dieses Programm folgerichtig als willkommenen Anlass sehen, Neuemissionen aufzulegen. Es wird eine Welle von Emissionen losgetreten. Platzierungsschwierigkeiten wird es nicht geben, denn schließlich gibt es am Markt einen großen Käufer mit tiefen Taschen voller Geld, der einem die Papiere direkt am Primärmarkt abnimmt oder eben via Zwischenkäufer über den Umweg des Sekundärmarktes.Dem Beispiel der Europäischen Zentralbank folgend wird nun auch die Fed am Markt für Unternehmensanleihen für ein Crowding-out der Investoren sorgen. Wegen sinkender Renditen und sich einengender Spreads werden Anleger, die in diesen Papiere keine auskömmlichen Erträge mehr sehen, auf andere Segmente ausweichen, mit dem Ergebnis, dass auch in diesen Bondsegmenten die Renditen fallen und die Spreads sich einengen. Die Jagd nach Rendite, die auf vielen Märkten nun schon seit Jahren zu beobachten ist, schlägt damit ihr nächstes Kapitel auf, und zwar am US-Firmenanleihemarkt. Spreads werden damit auf absehbare Zeit ihrer Signalfunktion nicht mehr gerecht, ob die mit einer Unternehmensanleihe verbundenen Risiken auch adäquat bepreist werden. Schließlich findet ein enormer Verzerrungs- und Verdrängungsprozess statt. Das billige Geld verdeckt die Sicht auf die wahren Risiken. Und was macht das billige Geld mit den Aktien? Genau das, was es schon jahrelang macht. Die Aktienmärkte werden weiter befeuert.