Axa IM wird bei Anleihen vorsichtig
wbr Frankfurt
Die Fondsgesellschaft Axa Investment Managers (Axa IM) hat in ihrem Marktausblick leichte Korrekturen im Vergleich zur Einschätzung Ende 2020 vorgenommen. Staatsanleihen und Corporate Bonds sehen die Strategen des Assetmanagers jetzt kritischer. Diese Einschätzung gab Anlagestratege Franz Wenzel auf einer Online-Veranstaltung für Vertriebspartner.
Axa IM mahnt, angesichts der aktuellen Coronakrise die langfristige Perspektive nicht aus den Augen zu verlieren. „Covid ist ein leidiges Thema“, sagte Wenzel. Für die Assetallokation seines Hauses spielen allerdings die konjunkturellen und geldpolitischen Faktoren die wichtigere Rolle. Beim Thema Wachstum führte Wenzel aus, dass manche Trends angesichts von Covid in den Hintergrund treten würden. Als Beispiel nannte er die „gigantische Freihandelszone“ RCEP, zu der sich Ende 2020 15 asiatische Staaten zusammengeschlossen haben.
US-Renditen steigen weiter
Bei den Zinsen fragt sich Axa IM, ob die Zinswende entgegen allen Unkenrufen nicht doch wieder ein Thema werden könnte. Insbesondere die Realzinsen seien deutlich angestiegen. Wenzel erwartet, dass die langfristigen Zinsen in den USA in Richtung 2% gehen. „Das sollte das Ende der Fahnenstange sein.“ Bei der Gelegenheit stellt sich die Frage für Axa IM, wann die Notenbank die Zinsen erhöht. Wenzel geht davon aus, dass die Fed nicht vor Mitte 2023 erste Zinsschritte durchführen werde.
Während die Bedeutung der Fed für die Märkte unbestritten ist, warnt der Stratege davor, die EZB zu unterschätzen. Sie werde seiner Ansicht nach alles daransetzen, einen substanziellen Zinsanstieg zu vermeiden. „Die EZB hat die Finger am Puls des Marktes. Sie kauft mehr Papiere, wenn nötig.“
Besonders wichtig für die Preisentwicklung sei der Ölpreis, der die Inflationserwartungen treibe. Der Experte verweist aber darauf, dass sich der Anstieg des Ölpreises von 80% im Vorjahresvergleich überwiegend auf Basiseffekte beziehe.
Die aktuelle Assetallokation von Axa IM wird stark davon geprägt, dass sich die Konjunktur deutlich erholt. Die Geldpolitik bleibe weiter expansiv, aber sie werde nicht noch expansiver. „Vor diesem Hintergrund sind wir weiterhin positiv für Aktien und werden sie übergewichten.“ Dividendentitel seien zwar überbewertet, aber das Haus sieht eine deutliche Erholung der Gewinne. „Die Erholung der Unternehmensgewinne ist wesentlicher Bestandteil unserer Überlegungen und die Triebfeder für die Aktien.“ Die Gewinnerwartungen differieren dabei je nach Region. Axa IM setzt insbesondere auf zyklische Wachstumsaktien. Im Vergleich zur Einschätzung Ende Dezember wurden Corporate Bonds aktuell zurückgestuft. Unternehmensanleihen seien auf Basis aktueller Spreads für den US- und den Euro-Investment-Grade-Bereich teuer. Ende Dezember hatte das Haus das Segment noch positiv gesehen und darauf hingewiesen, dass die Zentralbanken und starke Mittelzuflüsse etwa von ETFs die Assetklasse stützen würden. Im Bereich der Hochzinsanleihen bleibt Axa IM bei einer neutralen Gewichtung und verweist allerdings auf mögliche Ausfallraten. „Die aktuellen Zinsdifferenzen preisen 4% Ausfallrate für US-High-Yield und 3% für Hochzinspapiere aus der Eurozone ein“, meint Wenzel.
Risiko Finanzpolitik
Bei Staatsanleihen der entwickelten Länder ist Axa Investment Managers zu einer Untergewichtung übergegangen. Die Geldpolitik bleibe eine wichtige Unterstützung, aber die Märkte fürchteten Zinsschritte der Fed. Das Haus verweist jetzt zudem auf die exorbitante Finanzpolitik der Staaten. Ende Dezember sah es noch positiver aus: Gerade im Hinblick darauf, dass die US-Notenbank bis 2023 eine volle Flexibilität avisiert habe. Auch wenn Wenzel nicht an schnelle Zinserhöhungen glaubt, ist er doch vorsichtiger geworden – auch im Hinblick darauf, was die Märkte erwarten.