Bank of Japan misslingt die Schwächung des Yen
sts Frankfurt – Die neue Ausrichtung der Geldpolitik in Japan vermochte den Yen nur kurzfristig zu schwächen. Im späten europäischen Geschäft standen gestern sowohl Euro als auch Dollar gegenüber der japanischen Währung im Minus. Analysten zeigten sich skeptisch, dass die Bank of Japan dauerhaft die Währung schwächen kann. “Ich habe Zweifel, dass die Anpassungen den Devisenmarkt dauerhaft beeindrucken werden”, sagte Ulrich Leuchtmann, der die Devisenanalyse der Commerzbank leitet.Während die Anleger auf den Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve am Abend (europäischer Zeit) warteten, stand Japan im Blickpunkt. Der Yen reagierte zunächst auch mit Verlusten auf die Ankündigungen aus Tokio. Für einen Dollar mussten zeitweilig 102,80 Yen gezahlt werden, für einen Euro bis zu 114,41 Yen.Doch im Handelsverlauf setzte sich die Einschätzung durch, dass es der Bank of Japan (BoJ) nicht gelingen wird, den Yen dauerhaft zu schwächen. Am Abend lag der Dollar daraufhin 1,1 % im Minus bei 100,65 Yen, der Euro fiel um 1 % auf 1,1228 Yen. Der Euro-Dollar-Kurs lag bei rund 1,1150 Dollar.Im Kampf gegen Konjunkturflaute und Deflation setzt die BoJ nun bei ihren Anleihekäufen auf die Kontrolle der für die Konjunktur wichtigen Renditen anstatt nur auf Assetkäufe. Zur Überraschung vieler Experten verzichteten die Währungshüter auf eine Verschärfung des Strafzinses – wenngleich dies weiterhin möglich sei. “Einen Grund für einen nachhaltig schwächeren Yen stellen die jüngsten Beschlüsse der Zentralbank beim besten Willen nicht dar”, kommentierte Sören Hettler, Analyst bei der DZ Bank. “Möglich erscheint vielmehr, dass die japanische Landeswährung zulegen könnte, sollte die Enttäuschung über die erneut vertane Chance hinsichtlich einer expansiveren Grundausrichtung die Oberhand gewinnen.” Leuchtmann zufolge könnte die BoJ zwar gewillter sein, Inflation zu schaffen, “aber sie zeigte nicht ihre Bereitschaft/Fähigkeit zu den notwendigen Aktionen”. Franken auf VierwochenhochUnterdessen erreichte der Schweizer Franken den höchsten Stand zum Euro seit rund vier Wochen. Ein Euro kostete zeitweilig nur 1,0874 sfr und wurde im späten europäischen Geschäft 0,3 % billiger mit 1,0889 sfr gehandelt. Einen fundamentalen Grund für den Höhenflug konnten Händler und Experten zunächst nicht ausmachen. Der Euro sei weiterhin schwach, sagte ein Börsianer. Zudem scheine sich der Markt an die regelmäßigen Interventionen der Schweizerischen Notenbank (SNB) zur Schwächung des Franken zu gewöhnen. “Insofern verpufft deren Wirkung etwas.” Allein im zweiten Quartal hatte die Schweizer Nationalbank (SNB) 23,3 Mrd. sfr ausgegeben, um den aus ihrer Sicht überbewerteten Franken über Stützungskäufe zu schwächen.