Banken fahren Tilgung zurück

Geldmarktsätze sinken - Euro gibt deutlich nach

Banken fahren Tilgung zurück

gbe Frankfurt – Die Kreditinstitute der Eurozone wollen erst einmal auf ihrer Liquidität sitzen bleiben. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag mitteilte, werden sechs Banken am Mittwoch insgesamt lediglich 616 Mill. Euro tilgen. Das ist der geringste Betrag, seit die Rückzahlungen im Januar ermöglicht wurden. Weil der Refinanzierungssatz der Langfristtender aus dem durchschnittlichen EZB-Leitzinssatz während deren Laufzeit errechnet wird, sinken die Zinskosten der Geschäfte nach der Leitzinssenkung.Die EZB bleibt noch wenigstens vierzehn Monate lang bei ihrer Vollzuteilungspolitik. Am Freitag notierte der Eonia bei 0,077 % nach 0,078 % am Vortag. Der Drei-Monats-Euribor fiel von 0,207 % auf 0,201 %. “Die Liquiditätsangst nimmt langsam ab”, sagt Rainer Guntermann, Analyst bei der Commerzbank. “Der Euribor dürfte in den kommenden Wochen noch um ein paar Basispunkte runtergehen und der Eonia kann sich noch dichter an die Null heranbewegen.” ELA-Salden steigen weiterUnterdessen nutzten Europas Banken die Spitzenrefinanzierungsfazilität mit 1,8 Mrd. Euro, in der Einlagefazilität parkten 110 Mrd. Euro. Das aktuelle Zentralbankguthaben stieg auf 308 Mrd. Euro nach 294 Mrd. Euro. Der laufende Durchschnitt liegt somit bei 328 Mrd. Euro. Die Emergency Liquidity Assistance (ELA) ist in der vergangenen Woche laut Bloomberg-Daten erneut stärker als zuvor in Anspruch genommen worden. Demnach stiegen die Notfallkredite um 9,6 Mrd. Euro auf 107 Mrd. Euro.Der Euro wurde vor allem von der Angst vor einem negativen Einlagezins getrieben. Am Donnerstag hatte sich EZB-Chef Mario Draghi die Tür für diesen Schritt offen gehalten. Am Freitagmorgen relativierte EZB- Ratsmitglied Ewald Nowotny diese Aussage: Die Märkte hätten Draghis Worte überinterpretiert. Daraufhin kletterte der Euro über die Marke von 1,31 Dollar. Mittags legte die EZB den Referenzkurs bei 1,3114 Dollar fest.Die Marktreaktion war Nowotny anscheinend nicht recht. “Ich war ein wenig erstaunt über die Reaktion auf meinen Kommentar zur Einlagefazilität”, zitierte Bloomberg: “Ich möchte das klarstellen: Ja, es hat eine Diskussion über einen negativen Einlagezins gegeben und wir sind dafür offen.” Das stünde zwar nicht unmittelbar an, sei aber auch nicht ausgeschlossen. Der Euro gab 3 % auf 1,3092 Dollar nach. Abends legte die Valuta auf 1,3103 Dollar zu. Besser als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten könnten die Notenbank Federal Reserve bewegen, die Geldpolitik wieder zu straffen.Die Diskussion über den negativen Einlagesatz trifft auch die Zinsseite. “Die Unsicherheit über einen negativen Einlagensatz treibt die Terminsätze am Geldmarkt, nachdem Draghi die Tür für weitere Zinsschritte offen gelassen hat, aber bereits am Tag danach andere Ratsmitglieder auf die unerwünschten Nebenwirkungen eines negativen Einlagensatz hinweisen”, sagt Commerzbank-Analyst Rainer Guntermann.