IW Survey

Banken lassen bei Aktien Vorsicht walten

Die Banken sind vorsichtig bei ihren Prognosen für Aktien. Das geht aus dem IW Survey hervor. Die Bondrenditen haben jüngst kräftige Rückschläge erfahren wegen der Sorgen vor der Delta-Variante.

Banken lassen bei Aktien Vorsicht walten

kjo Frankfurt

Mit ihrer Skepsis haben die Analysten der am IW Survey teilnehmenden Banken vor rund drei Monaten recht gut gelegen. Sie trauten dem Braten nicht und rechneten nicht mehr mit einer Fortsetzung der Aktienmarktrally, die die Dividendenpapiere bis April schon auf recht anspruchsvolle Bewertungsniveaus gehievt hatte. Dem IW Financial Expert Survey, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) exklusiv für die Börsen-Zeitung erstellt, war zu entnehmen, dass die an der Befragung teilnehmenden Häuser beim Dax auf Sicht von drei Monaten einen Rückgang auf im Durchschnitt der Schätzungen 14704 Punkte erwarteten. So schlimm kam es dann aber doch nicht. Nach den jüngsten Kursrückgängen liegt das deutsche Aktienbarometer bei 15423 Zählern.

Deutliche Rücksetzer

Zum Auftakt dieser Handelswoche kam es zu den deutlichen Kursrücksetzern an den Aktienmärkten. Marktteilnehmer – nicht nur an den Aktienmärkten – sorgen sich, dass die rasante Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus zu erneuten Lockdowns führen könnte mit kräftigen Beeinträchtigungen der wirtschaftlichen Aktivitäten. In vielen Ländern steigen die Infektionszahlen derzeit wieder sprunghaft an.

Diese Sorge wird derzeit aber noch nicht in den jüngsten Prognosen des IW Survey reflektiert. Denn die beteiligten Banken gaben ihre Schätzungen vor rund drei Wochen ab. Seinerzeit blieben die Banken mit Blick auf den Dax vorsichtig und prognostizierten per Ende September im Schnitt einen Stand von 15432 Zählern. Bei dem einen oder anderen Haus dürfte die Skepsis aufgrund der aktuellen Pandemieentwicklung, die im Juli eingetreten ist, in etwas mehr Pessimismus umgeschlagen sein. Per Ende des Jahres waren die Analysten bei ihren Schätzungen aber schon wieder etwas optimistischer und erwarteten den Dax bei 15627 Zählern und den Stoxx 50 bei 3588 Punkten. Die Prognosebandbreiten sind aber schon recht deutlich. Die Weberbank gab Ende Juni die Schätzung ab, dass der Dax per Ende September bei 15900 Zählern, per Jahresultimo bei 16700 Punkten liegt. Zu den Vorsichtigen zählt die Commerzbank. Sie erwartet den Dax per Ende dieses Quartals bei 14500 und zum Jahresschluss nur noch bei 14200 Zählern.

Etwas Konjunkturpessimismus zeigt sich auch bei den Prognosen für den Ölpreis, bei dem die Experten von einem Rückgang per Ende September auf unter 70 Dollar ausgehen. Im Mittel der Prognosen werden 68,90 Dollar erwartet. Per Jahresende werden im Schnitt 70 Dollar je Barrel (159 Liter) für die Nordseesorte Brent prognostiziert.

In den vergangenen Monaten wurde an den Märkten immer wieder davon ausgegangen, dass die Erholung der Wirtschaft zu einer Beschleunigung der Inflationsentwicklung führen wird, was einzelne Zahlen jüngst auch zu unterstreichen scheinen – wie etwa beim Blick auf die deutschen Erzeugerpreise im Juni ablesbar. Sie verzeichneten mit einem Anstieg von 8,5% den schärfsten Zuwachs seit dem Jahr 1982. Vor dem Hintergrund der Erwartung einer beschleunigten Teuerung wurde der Reflation Trade aufgesetzt: Marktakteure erwarteten ein Reagieren der Notenbanken in Form einer Straffung der geldpolitischen Zügel. Das sollte der Bondmarkt mit höheren Anleiherenditen vorwegnehmen.

Flucht in Sicherheit

Die Renditen zogen in den vergangenen Wochen und Monaten auch an. Die am IW Survey teilnehmenden Banken rechneten nun ebenfalls für das laufende dritte Quartal mit einer Fortsetzung dieses Trends. Sowohl bei den Kurz- als auch bei den Langfristzinsen in Deutschland gingen die meisten Institute von einem weiteren Anstieg aus. Darüber hinaus wurde auch in den USA mit Anstiegen der Marktzinsen gerechnet, wenn auch verhaltener. Bei den langfristigen Zinsen in Deutschland wurde mit einem Anstieg von –0,19% auf –0,12% für Ende September gerechnet. In den USA sollte der Satz von 1,45% auf 1,76% nach oben gehen, so die Erwartung für September. Per Jahresultimo sollten die Langfristrenditen in Deutschland auf –0,07% steigen, in den USA auf 1,85%. Mit der Ausbreitung der Delta-Variante des Virus und den wirtschaftlichen Sorgen setzte an den Zinsmärkten aber eine enorme Flucht in Sicherheit ein, wodurch die Renditen den Rückwärtsgang einlegten, und zwar deutlich. Die zehnjährige Bundrendite liegt aktuell noch bei –0,39%, in den USA ist die zehnjährige US-Treasury-Rendite bei 1,28% angekommen. Es wird vielfach an den Märkten erwartet, dass die Notenbanken wohl noch länger als bisher gedacht die Geldschleusen offenhalten müssen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Die Flutung der Märkte mit Zentralbankgeld würde auch die Renditen der Staatsanleihen und anderer Zinspapiere niedrig halten.

Die Prognosen der Banken
3-Monats-Euribor10-j. Bundesanleihe10-j. US-TreasuriesStoxx Europe 50       Dax        S&P 500Euro in DollarBrent-Ölpreis in Dollar
Ausgangsbasis (30.6.2021)−0,54−0,191,4535131553149281,18574,60
Prognose für den 30. September−0,53−0,121,7635441543242061,20768,90
Prognose für den 31. Dezember−0,51−0,071,8535881562742181,20870,00
Quelle: IW Börsen-Zeitung
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