"Banken werden das nächste große Ziel"
hip London – Der britische Vermögensverwalter Aviva wird den Firmen, in die er investiert, beim Thema Klimaschutz mehr Druck machen. “Wir befinden uns in einem Stadium, in dem Handeln gefragt ist, nicht Ambitionen”, sagte Mirza Baig, Global Head of Governance bei dem Assetmanager, vor Journalisten in London. Der Klimagipfel in Glasgow werde während der britischen Hauptversammlungssaison die Schlagzeilen bestimmen.”Es gibt steigenden Druck seitens der Kunden auf Investoren, etwas zu unternehmen”, sagte David Cumming, der für Aktien zuständige Chief Investment Officer. In einigen Teilen des Markts, insbesondere in der Öl- und Gasbranche, werde sich das auf die Bewertungen auswirken. Traditionelle Öl- und Gaskonzerne hätten sich im Rahmen einer Klimastrategie zu gewissen Verpflichtungen bereiterklärt, sagte Baig. Nun würden sie daran gemessen, in welchem Umfang sie diesen Zusagen nachgekommen seien. “Die Drohung mit dem Rückzug von Anlagekapital muss da sein”, sagte Cumming. Shell und BP seien aber nicht notwendigerweise Ziele für Desinvestment-Kampagnen, “weil sie sich nach vorne bewegen”. Steigende Kapitalkosten könnten das Default-Risiko erhöhen, sagte Peter Fitzgerald, Anlagechef für Multi-Asset und Makro. “Die Vergangenheit spiegelt nicht ganz wider, wo die Kapitalkosten sein werden.” Colin Purdie, Chief Investment Officer Credit, verglich die Situation mit den langlaufenden Schuldentiteln von Tabakkonzernen, die etwas unter Druck geraten seien.”Banken werden das nächste große Ziel”, sagte Baig. Die Debatte über die Rolle der Banken bei der Finanzierung des Klimawandels habe bereits begonnen. Bei Aviva führe fortan das Aktienteam die Kommunikation zu Klimafragen mit den CEOs. Das ESG-Team werde es dabei unterstützen. “Das Verhalten der Firmen wird sich ändern, und das Tempo des Wandels wird zunehmen”, sagte Cumming.Für die Kursentwicklung von britischen Unternehmen, die sich auf den Heimatmarkt konzentrieren, äußerten sich die Anlagestrategen zuversichtlich. Die Marktteilnehmer seien immer noch zu pessimistisch, was die Wachstumserwartungen angehe. Die Bahnstrecke HS2 werde wohl gebaut. Cumming verwies zudem darauf, dass der Mindestlohn im April um 6 % steigen wird. Alles in allem stünden auch ohne Zinssenkung der Bank of England reichlich Stimuli ins Haus. Einen harten Brexit zum Jahresende werde es nicht geben. “Es wird ein Deal abgeschlossen werden, so wie es auch letztes Mal eine Einigung gab”, sagte er. “Ob am Ende des Jahres alles komplett ist, spielt keine Rolle. Wir stehen nicht am Rande eines Abgrunds.” Politik werde in bestimmten Situationen überbewertet.