Barclays erwartet vier EZB-Schritte
Barclays erwartet
vier EZB-Schritte
kjo Frankfurt
Ausgehend vom ersten Zinsschritt im Juni wird die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins in diesem Jahr insgesamt viermal senken. Das ist die Prognose von Barclays. „Wir erwarten, dass die EZB dann direkt im Juli und dann wieder im September nachlegen wird. Im Dezember sehen wir dann den vierten Zinsschritt nach unten“, sagt Christian Keller, Chefökonom bei Barclays, am Dienstag bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Die Fed sieht er im September bereits nachziehen. „Sie wird aber nur einmal in diesem Jahr den Leitzins senken. Im kommenden Jahr erwarten wir von den US-Währungshütern pro Quartal einen Zinsschritt bis hinunter auf ein Leitzinsniveau von 2,5%“, führt Keller weiter aus. Für die USA geht Keller in diesem Jahr von einem Wachstum des BIP von 2,6% aus. „Es wird an den Märkten eingepreist, dass die US-Wirtschaft weiter wächst“, so Keller. In Europa kommt das Wachstum langsam, aber sicher zurück. Für die Eurozone stellt der Chefökonom in diesem Jahr ein Wachstum von 0,7% in Aussicht.
Mit Blick auf den US-Staatsanleihemarkt stellt Keller fest, dass die Käufer von US-Treasuries in den vergangenen Jahren zinssensitiver geworden sind. „In den ersten 15 Jahren dieses Jahrtausends waren die seinerzeitigen Käufer doch eher preisunsensitiv. Das hing auch damit zusammen, dass hohe Reserven aufgebaut wurden, die heute nicht mehr in dem damaligen Ausmaß gebildet werden – etwa bei Zentralbanken“, hält der Experte fest. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe stuft er gegenwärtig noch als zu niedrig ein. „Auf längerfristige Sicht werden die Zinsen bzw. Bondrenditen in den USA höher sein als heute.“ Keller verweist in diesem Zusammenhang auf die langfristige Zentralbankpolitik und damit das höhere Leitzinsniveau im Vergleich zu früher und die Laufzeitenprämien, die Investoren künftig verlangen werden. „Damit kommt dann auch das US-Defizit zum Tragen. Dafür werden Anleger eine entsprechende Kompensation in Form höherer Renditen fordern“, so Keller.