Barclays rechnet mit nur leicht steigenden Zinsen

Rendite zehnjähriger Bundesanleihen soll 2016 maximal auf 0,9 Prozent klettern

Barclays rechnet mit nur leicht steigenden Zinsen

ku Frankfurt – Die Analysten der britischen Großbank rechnen weiterhin mit niedrigen Bondmarktrenditen. Für die kommenden Monate erwarten sie für zehnjährige Treasuries ein Renditeniveau zwischen 2,1 % und 2,6 %, ausgehend von aktuell 2,25 %. Für zehnjährige Bundesanleihen erwarten die Experten der Bank ein Renditeniveau von 0,4 % bis 0,9 %. Bezogen auf den aktuellen Stand von 0,48 % gehen sie damit von einem geringen Renditeanstieg aus. Was 2016 betrifft, so soll die Verzinsung zehnjähriger US-Titel von 2,4 % zu Beginn bis auf 2,6 % am Jahresende steigen. Für entsprechende Bundesanleihen wird ein Anstieg von 0,75 % im ersten Quartal bis auf 0,9 % im Schlussviertel erwartet, wie es in einer Studie heißt. Anhebung im DezemberBei Barclays geht man – im Einklang mit der großen Mehrheit der Notenbankbeobachter – davon aus, dass die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) im Dezember erstmals seit der Finanzkrise wieder den Leitzins anheben wird. Die Bank of England werde sich von ihrer Rhetorik her auf der Seite einer lockeren Geldpolitik zeigen, weil die Headline-Inflation in Großbritannien niedrig sei. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde ihre Geldpolitik weiter lockern und auf der nächsten Sitzung ihres geldpolitischen Rats die Ausweitung ihres Bondkaufprogramms beschließen und dazu ihren Einlagensatz senken. Die Bank of Japan werde hingegen erst einmal stillhalten und ihre Geldpolitik nicht noch weiter lockern. Weitgehend eingepreistDie Märkte, davon sind die Analysten überzeugt, haben diese Ereignisse bereits weitgehend eingepreist: Für die USA werde allgemein von einer ersten Zinserhöhung für den Dezember ausgegangen. Für die Bank of England werde ein erster Schritt für das kommende Jahr antizipiert. Hinsichtlich der EZB werde für die kommenden drei Jahre nicht von einer Leitzinsanhebung ausgegangen, für Japan sogar auf Sicht von fünf Jahren.In den USA werde die Diskussion an den Märkten übergehen auf die Fragestellung, mit welchem Tempo die Fed erhöht und wie weit sie gehen wird. Dabei ist man bei Barclays der Auffassung, dass die Fed nicht so schnell anheben wird wie in den vorherigen Zinszyklen. Außerdem werde es kein “mechanistisches Vorgehen” der Fed geben wie im Rahmen der Anhebungen des Jahres 2004. Die Analysten merken an, dass der “neutrale Leitzins”, bei dem man weder von einer Lockerung sprechen kann noch von einem Anziehen der Zügel, in den USA derzeit bei lediglich 0 % liege. Aktuell liege die reale Fed Funds Rate bei – 1 %. Zudem werde der lediglich moderate Anstieg der Inflation im kommenden Jahr die Notwendigkeit reduzieren, die Zinsen rasch zu erhöhen. Drei Schritte im Jahr 2016Der Offenmarktausschuss der Fed gehe derzeit von drei weiteren Zinserhöhungen im Jahr 2016 aus. Am Markt werde mit weniger gerechnet: Für die Jahre 2016 und 2017 werde davon ausgegangen, dass nur 50 bis 70 % dessen umgesetzt werden, was sie derzeit plane. Für die Eurozone sagen die Barclays-Ökonomen voraus, dass die Inflation bis mindestens Ende 2017 unter der Zielgröße der EZB von 2 % bleiben wird. Daher gehen sie von einer Verlängerung des Asset-Kaufprogramms aus sowie für den Dezember von einer Senkung des Einlagensatzes um 10 Basispunkte auf – 0,3 %.