Bärendienst für Italien
Dass der Infrastrukturkonzern Atlantia bzw. dessen Tochter Autostrade per l’Italia eine Mitschuld an dem Einsturz der Autobahnbrücke von Genua trägt, scheint unstrittig zu sein. Zu groß waren die Versäumnisse bei der Wartung, kriminell die Manipulation von Untersuchungsberichten, zu gering die Investitionen in den Unterhalt des hochrentablen Autobahnnetzbetriebs. Doch juristisch geklärt ist die Schuldfrage nicht. Überdies hat offenbar auch der Staat bei der Ausübung der Kontrollfunktionen versagt. Wenn Premierminister Giuseppe Conte tatsächlich ernsthaft den Entzug der Konzession für das Autobahnnetz vorbereiten sollte, dann demonstriert er, wie unfähig die Regierung ist. Er würde Italien einen Bärendienst erweisen. Denn das wäre nicht nur ein Rechtsverstoß ohnegleichen. Es drohen auch unabsehbare Folgen für die Steuerzahler. Atlantia hätte gute Chancen auf umfangreiche Schadenersatzzahlungen. Ausländische Investoren aber würden wohl einen Bogen um das Land machen: Ohne Rechtssicherheit ist niemand bereit, im wachstumsschwachen Bel Paese zu investieren. bl