Bats macht dem Dax Dampf

Europäischer Börsenbetreiber legt neue Benchmarks in Deutschland, Frankreich, Schweiz und Italien auf

Bats macht dem Dax Dampf

Der Börsenbetreiber Bats Europe will den Indexmarkt aufmischen und legt eine Reihe neuer Benchmark-Indizes auf, die etwa dem Dax, CAC 40 oder SMI Konkurrenz machen und günstiger sein sollen. Dabei greift Bats auf Daten der eigenen Handelsplattformen zurück.Von Dietegen Müller, FrankfurtDer europäische Aktienhandelsplattformbetreiber Bats Europe startet in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Italien zum 19. Dezember neue Aktienindizes, welche die traditionellen nationalen Benchmarks wie dem Blue-Chip-Index Dax, den CAC 40 oder den SMI Konkurrenz machen sollen.Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte Mark Hemsley, Chief Executive Officer von Bats Europe, die Indizes, die auf der Marktkapitalisierung eines Unternehmens aufsetzen, würden mit einer Genauigkeit von über 99,9 % mit den etablierten Benchmarks korrelieren. Bats liefere Real-Time-Daten, die kostenlos nutzbar seien, etwa wenn die Indizes als Benchmark für Produkte zugrunde gelegt würden, oder für Datenanbieter. Werden die Daten aber für den Handel genutzt, fallen Gebühren an.Üblicherweise sind kostenlos verfügbare Indexdaten nur mit einer Verzögerung von fünfzehn Minuten erhältlich, dies gilt auch im Fall des von der Deutschen Börse berechneten Dax. “Die Kosten für die Nutzung bestehender Indizes steigen, und die Lizenzverträge identifizieren immer weitere Nutzungsarten, wir haben uns deshalb entschieden, mit den auf unserer Plattform verfügbaren Daten vergleichbare Indizes zu schaffen”, so Hemsley. Alle Lizenzkonditionen seien transparent und öffentlich einsehbar. Laut Bats steht auch die deutsche Fondsbranche dem Vorhaben wohlwollend gegenüber, da die Industrie von einem zunehmenden Wettbewerb und einer zunehmender Auswahl in Bezug auf Benchmark-Indizes profitieren dürfte. Ähnlich, aber nicht identischFür Deutschland wird der Bats Germany 30 – ein Äquivalent zum Dax – sowie der Bats Germany Mid Cap 50 und Bats Germany Small Cap 50, die eng mit dem MDax und dem SDax korrelieren sollen, aufgelegt, für Frankreich der Bats France 40 und der Bats France Mid Cap 20. Für Italien wird der Bats Italy 40, für die Schweiz ein Pendant zum SMI, der Bats Switzerland 20, sowie der Bats Switzerland Mid Cap 30 berechnet. Es gibt dabei jeweils zwei Indexvarianten – den Price Return, der den Kurs abbildet, und den Net Total Return, bei dem die Dividenden (nach Steuern) reinvestiert werden.Allerdings sind es keine identischen Abbildungen der bekannten Indizes. So gelten andere Aufnahmekriterien, etwa was die Kriterien Herkunftsland sowie Primärlisting-Standort anbelangt. “Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, dass die Aktien Nokia im CAC 40 gelistet sind oder Arcelor Mittal gleichzeitig in Paris und Amsterdam”, sagt Hemsley. Bats berücksichtige etwa, in welchem Land das Unternehmen seinen Hauptsitz habe, wo die Primärnotierung ist und wie hoch der Streubesitz, um festzulegen, welchem Land das Unternehmen zugeordnet wird. Auch gebe es Auf- und Abstiegsregeln. Zudem könnten andere Listing-Regeln von denen der bestehenden Indexanbieter abweichen. Porsche mit einbezogenDer Bats Germany 30 wird beispielsweise die Aktie von Porsche enthalten, die nicht im Dax sein kann, weil das Unternehmen keine Quartalsberichterstattung pflegt. Stattdessen dürften ein oder zwei Titel mit einer niedrigen Marktkapitalisierung, die sich gerade noch im Dax halten, eher nicht enthalten sein. Zu den Wackelkandidaten nach Kriterien der Deutschen Börse gehören derzeit Lufthansa und RWE.Es seien noch keine Derivate auf diese Indizes geplant, sagt Hemsley, aber es gebe eine Nachfrage dazu, und dies wäre eine “logische Weiterentwicklung”. Die ersten Produkte, die darauf angeboten werden, dürften strukturierte Produkte von Investmentbanken sein. Zudem stellt der Börsenbetreiber auch die Einführung paneuropäischer Indizes in Aussicht, sowohl in Euro als auch in anderen Währungen.Bereits im Juni hatte Bats 18 Indizes für den britischen Markt veröffentlicht. Alle Indizes – auch die neuen – starten mit einem zurückgerechneten Basiswert von 10 000 Zählern per 31. Dezember 2010. Hemsley erklärt, seit der Auflage der Indizes auf der Insel hätten Indexnutzer in Verhandlungen eine bessere Ausgangsposition. Auch Indexanbieter wie MSCI, die weltweit standardisierte Indizes vertreiben, müssten an die Börsenbetreiber Lizenzgebühren zur Nutzung von Realtime-Daten zahlen, da sie selbst keinen Zugriff auf eine Handelsplattform haben, was deren Lizenzkosten verteuere.Zugänglich sind die Bats-Indizes etwa über die Börse Stuttgart, die Datendienstleister Thomson Reuters, Bloomberg, IHS Markit und Factset sowie Morningstar, ICE Data Services und Six Financial Information. Bats bezeichnet sich selbst als führenden europäischen Handelsplatz. Nach aktuellen Daten erreicht Bats derzeit auf fünfzehn Handelsplätzen einen Marktanteil von im Mittel rund 21 %. Im Dax erreicht Bats einen Anteil von rund 24 %, gegenüber Xetra mit 58 % und Turquoise mit rund 13 %.