Bauträger Shimao versetzt Anleger in Schrecken
nh Schanghai
Chinas Finanzmärkte haben die jüngsten Zahlungsausfälle (Defaults) auf internationale Bonds der überschuldeten Immobilienentwickler Evergrande und Kaisa zwar überraschend gut verdaut, doch es drohen bereits neue Wackelkandidaten die Stimmung zu belasten. Am Montag ist die nach Umsatzvolumen zu den zehn größten Bauträgern im Reich der Mitte zählende Shimao Group Holdings unter gewaltigen Verkaufsdruck gekommen. Die Marktteilnehmer befürchten, dass Shimao als nächster Sektorriese in Liquiditätsnöte geraten könnte, weil zuletzt stark nachlassende Wohnimmobilienverkäufe die Cash-flow-Situation im Abgleich mit Konzernverschuldung bedenklich erscheinen lassen.
Am Montag brach die Shimao-Aktie an der Hongkonger Börse um gut 12% ein und steht nun auf dem niedrigsten Niveau seit 13 Jahren. Im bisherigen Jahresverlauf haben die Titel fast 70% eingebüßt. Auch im Bondmarkt sah man heftige Kursanpassungen, die den Vertrauensentzug der Anleger unterstreichen. Die im Offshoremarkt lancierten Dollaranleihen von Shimao rutschten um bis zu 9 Cent zum Dollar ab, während es bei einer inländischen und im Yuan denominierten Anleihe zu einer regelrechten Panikreaktion kam, die nach einem Sturz um 54% zu einer Handelsaussetzung führte.
Über die letzten Monate hinweg hatte die Shimao-Yuan-Anleihe nur geringfügig unter pari notiert, war also von Default-Ängsten praktisch unberührt geblieben. Damit stellen sich auch für inländische Anleger von chinesischen Immobilienbonds neue Fragen. Bislang hatte sich die Auffassung durchgesetzt, dass die Default-Risiken weitgehend auf die Dollarbonds begrenzt bleiben. So hatte man trotz Evergrande-Krise in den letzten Wochen wieder eine deutliche Belebung der Emissionstätigkeit von chinesischen Immobilienfirmen am heimischen Bondmarkt erlebt, die nun wieder abbröckeln könnte.