Märkte am Morgen

Bayer kann am Aktienmarkt punkten

Die Bereitschaft der Anleger zu Gewinnmitnahmen steigt. Die Aktien von Bayer legen aber deutlich zu. Der Konzern verzeichnet trotz eines schwachen Agrargeschäfts bessere Quartalszahlen als erwartet.

Bayer kann am Aktienmarkt punkten

Europas Aktienmärkte stehen am Dienstag unter dem Eindruck einer Fülle aktueller Geschäftszahlen. Der Gesamtmarkt zeigt sich in Summe zwar wenig verändert, weil Investoren wie bereits am Vortag an der Wall Street zunächst aktuelle und womöglich richtungsweisende US-Inflationsdaten abwarten wollen. Bei Einzelwerten kommt es in Reaktion auf die Quartalsbilanzen aber zu deutlichen Kursreaktionen. Der Dax notiert im frühen Handel 0,2% im Minus bei 18.705 Punkten. Der Euro Stoxx 50 gibt um 0,1% auf 5.071 Punkte nach.

Laut CMC Markets ist am deutschen Aktienmarkt die Bereitschaft der Anleger zu Gewinnmitnahmen nach der starken Rally der vergangenen sechs Handelstage „verständlicherweise gestiegen“. Nun wagten sie sich sich vor den Inflationsdaten am Mittwoch nicht zu weit aus der Deckung. „Zeigen die Inflationsdaten allerdings morgen wie gewünscht einen Rückgang des Preisanstiegs in den USA, könnte ein Ausbruch der Indizes in New York auf neue Rekordstände auch die Rally im Dax bestätigen“, meint Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl.

Bayer unter den größten Dax-Gewinnern

Zu den Kursgewinnern zählten Bayer, die sich um 1,5% auf 30,00x Euro verteuerten. Ein schwaches Agrargeschäft verhagelte dem Konzern zwar den Jahresstart: Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) sank im ersten Quartal um 1,3% auf gut 4,4 Mrd. Euro. Damit schnitt Bayer aber besser ab als von Analysten erwartet, die mit einem Rückgang auf knapp 4,15 Mrd. Euro gerechnet hatten. Der Umsatz schrumpfte auch wegen negativer Wechselkurseffekte um mehr als 4% auf 13,765 Mrd. Euro, währungsbereinigt stand ein Minus von 0,6 % zu Buche.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall (-5,2% auf 512,60 Euro) legte im ersten Quartal dank des Rüstungsbooms weiter zu. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16% auf 1,58 Mrd. Euro, das operative Ergebnis schnellte um 60% auf 134 Mill. Euro nach oben. Bei beiden Kennziffern hatten sich Analysten allerdings noch etwas mehr erhofft. Die operative Marge lag zum Jahresstart bei 8,5%. Die Prognose fürs Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen.

Ein Großschaden fehlt

Hannover Rück (-2,3% auf 230,40 Euro) startete dank überschaubarer Großschäden mit mehr Gewinn ins Jahr. Der Überschuss des Rückversicherers wuchs im ersten Quartal um rund 15% auf 558 Mill. Euro. Den mutmaßlich größten Einzelschaden - den Einsturz einer großen Autobahnbrücke in Baltimore - konnte das Management aber noch nicht beziffern. Dennoch sieht Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz die Hannover Rück auf Kurs, in diesem Jahr wie geplant einen Rekordgewinn von mindestens 2,1 Mrd. Euro zu erzielen. Dazu sollen auch weiter steigende Preise für Rückversicherungsschutz beitragen.

Brenntag verfehlt die Erwartungen

Brenntag (-5,0% auf 74,24 Euro) eröffnete das Jahr mit einem stärkeren Gewinnrückgang als erwartet. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging im ersten Quartal im Jahresvergleich um knapp ein Viertel auf 259,7 Mill.  Euro zurück, teilte der Chemikalienhändler mit. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre anfallender Gewinn von 141,4 Mill. Euro nach 215,9 Mill.  Euro im Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt mit mehr operativem Gewinn gerechnet. Mit rund 4 Mrd.  Euro schrumpfte der Umsatz um knapp 12%. „Wir sind mit unserer Leistung im ersten Quartal 2024 nicht zufrieden“, sagte Unternehmenschef Christian Kohlpaintner. Die schwierigen Marktbedingungen mit geopolitischen Spannungen und anhaltenden Inflationstendenzen führten zu Preisdruck und einer geringer als erwarteten Nachfrage in bestimmten Märkten. Dies habe sich auf die Ergebnisse von Brenntag in beiden Geschäftsbereichen ausgewirkt. 

Der Maschinenbauer Dürr (+1,5% auf xx,xx Euro) wirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres im Tagesgeschäft profitabler als von Analysten erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um mehr als ein Viertel auf 53,5 Mill. Euro. Analysten hatten weniger auf dem Zettel. Die entsprechende Marge verbesserte sich von 4,1 auf 4,9%. Vorstandschef Jochen Weyrauch zeigte sich auch für das laufende zweite Quartal zuversichtlich: „Auch für das zweite Quartal zeichnet sich insbesondere im Automotive-Geschäft ein hoher Auftragseingang ab.“ Er bestätigte die Prognose für das Gesamtjahr.

Analystenlob für Nordex

Der Windanlagenbauer Nordex (+8,3% auf 15,72 Euro) verbesserte im ersten Quartal seine Ergebnisse deutlich und verbuchte operativ schwarze Zahlen. Dabei profitierte das Unternehmen von der Abwicklung von profitableren Projekten im Vergleich zum Vorjahr. Derzeit sind viele Windanlagenbauer noch damit beschäftigt, durch die Inflation deutlich unrentablere Aufträge zu erfüllen. Der Umsatz legte in den ersten drei Monaten um 29% auf rund 1,6 Mrd. Euro zu, wie Nordex mitteilte. Dabei errichtete das Unternehmen weniger Windanlagen als im Vorjahr. Analyst Ajay Patel von Goldman Sachs lobte in einer ersten Reaktion den enorm starken Jahresstart der Hamburger. Mit der operativen Marge habe Nordex im ersten Quartal bereits über dem Mittelpunkt der avisierten Zielspanne gelegen.

Der Flughafenbetreiber Fraport (+0,6% auf 48,62 Euro) kehrte trotz der Streiks im ersten Quartal überraschend stark in die Gewinnzone zurück. Auf die Aktionäre entfiel in der typischerweise schwachen Reisezeit ein Überschuss von gut 16 Mill. Euro nach einem Verlust von fast 22 Mill. Euro ein Jahr zuvor, wie das im MDax gelistete Unternehmen mitteilte. Vorstandschef Stefan Schulte sieht den Konzern damit auf dem Weg zu seinen Jahreszielen.

US-Akteure warten ab

In den USA hatten sich Anleger zwei Tage vor richtungsweisenden US-Inflationsdaten zurückgehalten. Die maßgeblichen Indizes verließen den Handel wenig verändert. Sie nähern sich gleichwohl langsam wieder ihren im März erreichten Allzeithochs, angetrieben durch besser als erwartete Bilanzen und Anzeichen einer Abkühlung des Arbeitsmarktes. „Dem Markt gefällt das, aber er braucht auch ein gewisses Maß an Sicherheit, dass die Inflation nicht wieder steigt und möglicherweise sogar sinkt, um der Fed die Möglichkeit zu geben, vor Jahresende mindestens eine oder vielleicht zwei Zinssenkungen vorzunehmen“, sagte Thomas Hayes, Vorstandsvorsitzender von Great Hill Capital LLC.

Der Euro notierte am Dienstagmorgen weiter knapp unter der Marke von 1,08 Dollar. Im Tagesverlauf stehen mehrere relevante Wirtschaftsdaten auf dem Programm. In Deutschland werden die ZEW-Konjunkturerwartungen veröffentlicht. Sie geben einen Hinweis auf die konjunkturelle Entwicklung im Land. In den USA werden Preisdaten von der Unternehmensebene erwartet, die für die Geldpolitik der US-Zentralbank Fed von Belang sind. Darüber hinaus melden sich zahlreiche Vertreter aus den Notenbanken zu Wort. Der Vorsitzende der US-Zentralbank Fed, Jerome Powell, wird am Nachmittag an einer Diskussionsrunde teilnehmen. Aus der EZB will sich die deutsche Direktorin Isabel Schnabel äußern.