BayernInvest rät, jetzt die Duration aktiv zu steuern
Duration aktiv steuern
Der Kampf gegen die Inflation ist nach Meinung der BayernInvest noch nicht vorbei
wrü Frankfurt
Die Unsicherheit über den weiteren Kurs der Notenbanken bleibt nach Meinung des Assetmanagers BayernInvest auch nach der Sommerpause groß. Die Geldpolitik müsse in den kommenden Monaten eine Gratwanderung zwischen nachlassender Inflation und zunehmenden Konjunkturrisiken meistern. Damit dürfte die Zinsvolatilität weiter hoch bleiben. Institutionelle Investoren sollten unter diesen Voraussetzungen die Durationsrisiken ihrer Anleiheportfolios aktiv steuern, rät die BayernInvest.
Keine Änderung
Grundsätzlich erscheine der Trend zu abnehmenden Inflationsraten sowohl in den USA als auch im Euroraum weiter intakt. Dennoch seien die führenden Notenbanken weiterhin stark auf Inflationsrisiken wie zuletzt die steigenden Ölpreise fokussiert. Mit einer Änderung des geldpolitischen Kurses sei daher vorerst nicht zu rechnen, auch weil sich die konjunkturelle Schwäche in den USA bislang noch nicht signifikant auf die Beschäftigung auswirke. "Die US-Wirtschaft schiebt ihre Rezessionsrisiken vor sich her. Der Arbeitsmarkt kühlt ab, bricht bislang aber nicht ein", sagt Bernhard Grünäugl, Leiter Investment Strategy & ESG, BayernInvest. "Der Zinsgipfel ist daher zwar bereits erreicht, aber die Notenbanken versuchen noch händeringend, Zinssenkungserwartungen gering zu halten."
Vor diesem Hintergrund biete der Anleihemarkt zwar überwiegend positive Aussichten, die großen Marktschwankungen und die hohe Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Zinspolitik erforderten allerdings eine aktive Steuerung der Duration. "Für die nächsten Quartale spricht vieles dafür, dass das Ertrags-Pendel zunehmend zugunsten längerer Laufzeiten ausschlägt. Der Trend wird sich aber erst nachhaltig ergeben, wenn die US-Daten dies zulassen", erklärt Grünäugl. "Die dortige Rezession ist aufgeschoben, nicht aufgehoben."
Vorsicht bei Euro-Aktien
Die in den nächsten Wochen zu erwartende Flut an Neuemissionen werde zudem im Credit-Markt auf den Risikoaufschlägen lasten. Spreadrisiken gelte es daher selektiv zu nutzen. Aktuell empfehle es sich, taktisch auf defensivere Sektoren und stabilere Emittenten und Emissionen zu setzen. Zu Letzteren gehörten neben Pfandbriefen beispielsweise auch Green Corporate Bonds, die in stressigen Marktphasen häufig eine geringere Spreadvolatilität zeigten als vergleichbare nichtgrüne Emissionen. Attraktiv seien derzeit auch inflationsgeschützte Anleihen, die mit positiven Realrenditen einen Mehrwert im Portfolio bieten könnten. Euro-Aktien seien mit Blick auf die nächsten Wochen dagegen eher mit Vorsicht zu genießen.
Renten attraktiver
Der Rentenmarkt habe gegenüber dem Aktienmarkt an Attraktivität zugelegt. Grünäugl resümiert: "Wer versucht, die klare Trendwende in der Geldpolitik abzupassen, um erst dann sein Portfolio umzuschichten, wird aller Erfahrung nach den Ereignissen hinterherlaufen. Das aktuelle Umfeld ist ideal für alle Anleger, die auf aktive Durationssteuerung setzen. Wer hingegen längerfristig und strategisch, statt kurzfristig und taktisch agieren möchte, muss im Zweifel noch einiges an Geduld mitbringen, bis sich die eigene Positionierung auszahlt."